Kampf um Chrome: Yahoo, OpenAI und Perplexity wollen Googles Browser übernehmen
Yahoo, OpenAI und Perplexity bringen sich als Käufer für Googles Chrome-Browser in Stellung, falls ein US-Gericht den Verkauf anordnet.

Yahoo und neue Rivalen bringen sich in Stellung: Der Chrome-Browser könnte bald den Besitzer wechseln. © Pexels
Im Kartellverfahren gegen Google vor einem US-Gericht geht es aktuell um die Frage, wie die Marktmacht des Konzerns gebrochen werden könnte. Eine der zentralen Forderungen der US-Behörden: Google soll seinen Chrome-Browser verkaufen. Yahoo hat sich nun als möglicher Käufer positioniert, unterstützt vom Finanzinvestor Apollo Global Management. Wie Bloomberg berichtet, könnte ein Verkauf des Browsers Dutzende Milliarden Dollar kosten.
Brian Provost, General Manager bei Yahoo Search, bezeichnete Chrome in seiner Aussage als „vielleicht wichtigsten strategischen Akteur im Internet“. Für Yahoo wäre der Kauf eine historische Gelegenheit: Seit der Übernahme durch Apollo im Jahr 2021 arbeitet das Unternehmen daran, wieder eine größere Rolle im Suchmaschinengeschäft zu spielen.
Yahoo sieht große Chance, Marktanteile zu verdoppeln
Yahoo entwickelt im Hintergrund bereits einen eigenen Browser-Prototyp. Provost erklärte, man wolle besser verstehen, welche Anforderungen moderne Nutzer an einen Browser stellen. Besonders entscheidend: Rund 60 Prozent aller Internetsuchen starten direkt aus der Browser-Adresszeile. Wer den Browser kontrolliert, hat also einen massiven Vorteil im Wettbewerb.
Mit dem Kauf von Chrome könnte Yahoo seinen aktuellen Marktanteil von etwa drei Prozent deutlich steigern, meldet The Verge. Der Aufbau eines eigenen Browsers hingegen würde deutlich länger dauern.
Auch OpenAI und Perplexity mischen im Bieterkampf mit
Yahoo ist jedoch nicht allein. Auch andere Unternehmen bekundeten während der Anhörungen Interesse am Chrome-Browser. OpenAI, bekannt für ChatGPT, erklärte, man würde ebenfalls ein Gebot abgeben. Der aufstrebende KI-Spezialist Perplexity geht noch einen Schritt weiter: Das Unternehmen will unbedingt verhindern, dass OpenAI den Zuschlag erhält.
Dmitry Shevelenko, Chief Business Officer von Perplexity, sagte bei seiner Aussage: „Ich denke, wir könnten es schaffen.“ Er betonte, Perplexity könne Chrome ohne Qualitätsverlust und ohne zusätzliche Kosten weiterbetreiben. Damit stellte sich Perplexity direkt gegen OpenAI als möglichen Käufer.
Perplexity sieht große Chancen bei einer Chrome-Übernahme
Shevelenko gab an, zunächst ungern im Verfahren auszusagen – aus Angst vor möglichen Konsequenzen durch Google. Doch nachdem er vorgeladen wurde, nutzte er die Gelegenheit, Perplexity als ernsthaften Bieter ins Spiel zu bringen. Das junge Unternehmen hatte bereits zuvor öffentlich Interesse an großen Plattformen wie TikTok bekundet.
Google hingegen warnte vor den möglichen Folgen eines Chrome-Verkaufs. Der Konzern befürchtet, ein neuer Eigentümer könnte entweder Gebühren einführen oder die Qualität des Browsers verschlechtern. Das wiederum könnte massive Auswirkungen auf das gesamte Internet haben, argumentierte Google.
Milliardenpoker um Chrome entscheidet über die Zukunft des Browsermarkts
Für Yahoo wäre die Übernahme ein strategischer Gewinn. Brian Provost erklärte, die Finanzierung eines Deals sei durch Apollo Global Management gesichert. Damit hätte Yahoo die Mittel, sich einen festen Platz im Markt zurückzuerobern – und den Abstand zu Google zumindest etwas zu verkürzen.
Ein bemerkenswertes Detail: Apollo besitzt auch die Markenrechte am legendären Browser Netscape. Netscape war in den Anfangsjahren des Internets der Marktführer, spielt heute jedoch keine Rolle mehr, wie Provost bei der Anhörung betonte.
Kurz zusammengefasst:
- Ein US-Gericht prüft, ob Google seinen Chrome-Browser verkaufen muss, um seine Marktmacht im Suchgeschäft zu begrenzen.
- Yahoo, OpenAI und Perplexity haben Interesse signalisiert, Chrome zu übernehmen, wobei Yahoo auf eine Verdopplung seines Marktanteils hofft.
- Perplexity möchte den Browser besonders deshalb kaufen, um zu verhindern, dass OpenAI Chrome erhält und so noch mächtiger wird.
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