Von fossiler Energiegewinnung zu reiner Geothermie: Fracking als Schlüsseltechnologie

Fracking könnte den Übergang von fossiler zu sauberer Geothermie erleichtern und als Schlüsseltechnologie für nachhaltige Energie dienen.

Fervo Energy Fracking Geothermie

Fracking könnte der Geothermie einen Boost geben und eine Zukunft mit sauberer Energie ermöglichen. © Fervo Energy

Fracking, eine Technologie, die bisher hauptsächlich in der Erdöl- und Erdgasindustrie Anwendung fand, könnte nun den Weg für eine saubere Geothermie ebnen. Das kalifornische Unternehmen Fervo Energy plant, diese Technik zu nutzen, um tief unter der Erde verborgene Wärmequellen zu erschließen. Das Ziel: die Produktion von emissionsfreiem Strom durch Geothermie, berichtet die Washington Post.

Ein neues Kapitel in der Energiegewinnung

Im Jahr 2028 soll eine neue Anlage für neuartige Geothermie fertiggestellt werden. Sie wird eine Kapazität von 400 Megawatt haben, von denen der Stromanbieter Southern California Edison 320 Megawatt abnehmen wird. Dies ist ein kleiner, aber bedeutender Schritt im Vergleich zu größeren Kernkraftwerken, markiert jedoch einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung erneuerbarer Energien.

Tim Latimer, Gründer und CEO von Fervo Energy, betont die Bedeutung dieser Entwicklung: „Es ist ein großer Schritt. Es zeigt, welche Rolle die Geothermie als kontinuierliche, emissionsfreie Energiequelle im Stromnetz spielen wird.“ Doch anstelle von Öl und Gas sucht Fervo Energy nach Wärme, einer weit verbreiteten Ressource, die weder die Luft verschmutzt noch zur globalen Erwärmung beiträgt. Diese Wärme wird eine neue Art von Kraftwerk antreiben: ein neuartiges Geothermiekraftwerk.

Fossile Technik für saubere Energie

Die Technik, auf die Fervo setzt, ist nicht neu: Fracking stammt aus der Öl- und Gasförderung. Hier wird es genutzt, um geologische Bedingungen zu schaffen, die denen natürlicher geothermischer Quellen ähneln. Dies ermöglicht es, die Erdwärme an vielen Orten zu nutzen, nicht nur dort, wo heiße Quellen natürlich vorkommen.

Kohlekraftwerke verbrennen Kohle, um Wasser zu erhitzen und Dampf durch eine Turbine zu leiten. Sie liefern zwar zuverlässig Strom, setzen dabei jedoch auch Schadstoffe und Treibhausgase frei, die zur globalen Erwärmung beitragen. Im Gegensatz dazu nutzen herkömmliche geothermische Kraftwerke den Dampf aus natürlichen unterirdischen heißen Quellen, wie man sie etwa in Island oder in den Geysiren in Nordkalifornien findet. Diese Anlagen benötigen eine seltene Kombination geologischer Bedingungen – Hitze, unterirdisches Wasser und poröses Gestein.

Neue Technologie bildet Bedingungen für Geothermie nach

Geothermie-Anlagen, wie sie Fervo Energy plant, hingegen nutzen Fracking-Technologien, um die Bedingungen eines herkömmlichen geothermischen Brunnens nachzubilden. Dadurch wird es möglich, Wärme an vielen weiteren Orten zu gewinnen, wo die natürlichen Voraussetzungen für konventionelle geothermische Kraftwerke nicht gegeben sind. So kann geothermische Energie nun auch in Regionen erzeugt werden, die nicht über die natürlichen geologischen ‚Perfektkombinationen‘ verfügen, wodurch die geothermische Energiegewinnung erheblich ausgeweitet werden könnte.

Projekt wäre ohne Hilfsmittel aus Washington nicht möglich

Ein entscheidender Durchbruch war das von der US-Regierung finanzierte FORGE-Projekt, das von 2015 bis 2022 lief. Lauren Boyd, Direktorin des Geothermal Technologies Office, hebt die Bedeutung der föderalen Unterstützung hervor: „Ich glaube nicht, dass die Fortschritte, die wir jetzt sehen, ohne staatliche Mittel möglich gewesen wären.“ Dieses Projekt hat wesentlich dazu beigetragen, die technologischen Grundlagen für den kommerziellen Einsatz von Fracking zur Wärmegewinnung zu legen.

Noch einige kostspielige Hürden

Trotz des technologischen Fortschritts gibt es Herausforderungen. Die Genehmigungsverfahren für neue geothermische Projekte sind langwierig und kostspielig.

Um in Gebieten mit kühlerem Gestein genügend Wärme zu extrahieren, müssen Geothermie-Entwickler bis zu 4.500 Meter tief bohren, und das macht das Fracking teuer. In der Öl- und Gasindustrie hat schnelleres Bohren dazu beigetragen, tiefere Schichten effektiver auszubeuten und so die Gewinne zu steigern. Analysten erwarten, dass sich die Bohrgeschwindigkeit bei geothermischen Projekten ähnlich verbessern wird.

Hohe Kosten könnten Investoren abschrecken

Dennoch könnten Investoren zögern, die Erkundung von geothermischer Energie in kühleren und unerprobten Gesteinsformationen zu finanzieren, so eine Analyse des Energieministeriums. Die Finanzierung von zehn solcher Demonstrationsprojekte würde nach Schätzungen des Energieministeriums etwa 4,5 Milliarden Dollar kosten, berichtet die Washington Post.

Was du dir merken solltest:

  • Fracking ermöglicht den Übergang von fossiler zu reiner Geothermie, indem es tief liegende Wärmequellen nutzbar macht und so eine saubere, kontinuierliche Energieversorgung bietet.
  • Durch die Übernahme von Bohrtechnologien aus der Öl- und Gasindustrie können neue geothermische Anlagen auch in Regionen ohne natürliche heiße Quellen Erdwärme gewinnen.
  • Diese neue Methode würde die geographische Reichweite dieser Energieform erheblich erweitern.

Bild: © Fervo Energy

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