Bis 2030 selbstständig? KI könnte bald menschliches Niveau erreichen
Der Zeitpunkt, an dem KI die technologische Singularität erreicht, könnte früher kommen als erwartet. Die Maschinen rücken näher an das menschliche Niveau heran.
In der Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgt ein Begriff für Aufregung: die Singularität. Das ist der Moment, in dem KI so leistungsfähig wird, dass sie sich selbstständig weiterentwickeln und die menschliche Kontrolle übersteigen könnte. Forscher diskutieren seit Jahren darüber, wann das passieren könnte – oder ob überhaupt. Eine neue Messmethode zeigt nun, dass dieser Wendepunkt vielleicht näher ist, als viele denken. Es könnte 2030 schon soweit sein.
Fortschrittsmessung mit „Time to Edit“
Ein Ansatz, der den technologischen Fortschritt greifbarer macht, kommt von der Übersetzungsfirma Translated. Das Unternehmen hat eine Metrik entwickelt, die „Time to Edit“ (TTE) genannt wird. Sie misst, wie viel Zeit professionelle Editoren benötigen, um maschinell übersetzte Texte im Vergleich zu menschlichen Übersetzungen zu korrigieren. Die Idee dahinter: Je weniger Korrektur eine KI-Übersetzung braucht, desto näher kommt sie der Fähigkeit eines menschlichen Übersetzers.
Die Ergebnisse sind laut People Mechanics erstaunlich: Während es 2015 noch durchschnittlich 3,5 Sekunden pro Wort dauerte, eine KI-Übersetzung zu überarbeiten, sind es heute nur noch zwei Sekunden. Das Unternehmen geht davon aus, dass seine KI bis Ende des Jahrzehnts das Niveau eines menschlichen Übersetzers erreichen könnte – möglicherweise sogar früher.
Das ist das erste Mal, dass jemand im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine Vorhersage über die Geschwindigkeit zur Singularität getroffen hat.
Marco Trombetti, CEO von Translated
Warum Sprache so herausfordernd ist
Die Sprachverarbeitung gilt als eine der größten Hürden für Künstliche Intelligenz. Während Maschinen viele Aufgaben schneller und präziser erledigen können als Menschen – etwa Berechnungen oder das Erkennen von Mustern – bleibt Sprache ein komplexes Rätsel. Sie erfordert nicht nur das Verständnis von Worten, sondern auch von Kontext, Emotionen und Nuancen. Für Menschen ist Sprache intuitiv, für Maschinen jedoch eine Herausforderung.
Laut Trombetti ist genau diese Herausforderung ein entscheidender Indikator: Wenn eine KI Sprache genauso gut wie ein Mensch beherrscht, könnte sie auch andere menschliche Fähigkeiten nachahmen. Diese Eigenschaft wird als „Artificial General Intelligence“ (AGI) bezeichnet – eine Form der KI, die nicht nur spezialisierte Aufgaben, sondern vielfältige Tätigkeiten auf menschlichem Niveau bewältigen kann.
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Was das für den Alltag bedeuten könnte
Eine KI, die Sprache perfekt beherrscht, könnte vieles verändern: von Echtzeit-Übersetzungen über barrierefreie Kommunikation bis hin zu einer vollständig vernetzten Welt ohne Sprachbarrieren. Doch nicht alle Forscher sind überzeugt, dass diese Entwicklung gleichbedeutend mit echter Intelligenz ist. Die Definition von „Intelligenz“ ist umstritten – was genau macht eine Maschine „intelligent“ und wo endet die reine Rechenleistung?
Laut Popular Mechanics ist der Fortschritt der Übersetzungstechnologie ein potenzieller Meilenstein auf dem Weg zur Singularität. Ob diese jedoch jemals erreicht wird, bleibt ungewiss. Dennoch zeigt der Erfolg von Translated, wie schnell und unbemerkt sich Künstliche Intelligenz unserer menschlichen Wahrnehmung annähert.
Was du dir merken solltest:
- Die Singularität beschreibt den Zeitpunkt, an dem Künstliche Intelligenz sich selbstständig weiterentwickelt und menschliche Kontrolle übersteigt – laut Schätzungen könnte dies in wenigen Jahren geschehen.
- Das Unternehmen Translated misst mit der Metrik „Time to Edit“, wie nah KI-Übersetzungen menschlicher Qualität kommen und verzeichnet einen deutlichen Fortschritt: Die Bearbeitungszeit pro Wort ist von 3,5 auf 2 Sekunden gesunken.
- Sprache gilt als größte Herausforderung für KI, da sie komplexes Kontextverständnis erfordert – gelingt der KI dieser Schritt, könnte sie vielseitige menschliche Fähigkeiten nachahmen und eine „Artificial General Intelligence“ erreichen.
Bild: © Vecteezy