Plastik-Alternative: Neues Material verschwindet im Salzwasser – und zwar rückstandsfrei

Eine neue Plastik-Alternative aus Zellulose hält Hitze aus und zersetzt sich im Salzwasser vollständig – ohne schädliche Rückstände.

Was aussieht wie für die Ewigkeit gemacht, bleibt oft auch so: Doch mit tPB rückt eine Plastik-Alternative näher, die sich selbst im Meer zersetzt.

Was aussieht wie für die Ewigkeit gemacht, bleibt oft auch so: Doch mit tPB rückt eine Plastik-Alternative näher, die sich selbst im Meer zersetzt. © Wikimedia

Ob Coffee-to-go-Becher, Strohhalm oder Verpackung – vieles, was im Alltag kurz genutzt wird, landet später im Ozean. Jährlich strömen laut Studien bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Ein Teil sinkt bis auf den Meeresboden – wo über 4.500 Müllteile pro Quadratkilometer liegen. Jetzt gibt es Hoffnung: Ein neues Material namens tPB könnte eine Alternative zu Plastik sein, da sie sich im Salzwasser auflöst.

tPB sieht aus wie durchsichtiges Papier, fühlt sich an wie Kunststoff – und wird aus pflanzlichen Reststoffen hergestellt. Es basiert auf Zellulose, dem Hauptbestandteil von Pflanzenzellen, gewonnen aus Baumwollabfällen. Was das Material so besonders macht: Es hält Hitze, Wasser und Druck stand – und ist trotzdem vollständig biologisch abbaubar.

Plastik-Alternative hält kochendes Wasser und löst sich im Salzwasser auf

Einwegbecher brauchen meist eine Kunststoffschicht, damit sie nicht durchweichen. tPB kommt ohne aus – und bleibt trotzdem dicht. Selbst mit frisch aufgekochtem Wasser gefüllt, verliert ein Becher aus dem neuen Material kaum Flüssigkeit. Nach drei Stunden waren es gerade einmal 1,2 Prozent.

Für Verpackungshersteller ist das ein echter Durchbruch: Becher und Strohhalme aus tPB können direkt in Form gebracht werden – ganz ohne zusätzliche Folien oder Lacke. „Die Transparenz des tPB wurde durch die glatte Oberfläche erreicht“, schreiben die Forscher in Science Advances.

Ein Becher aus tPB fotografiert 30 Minuten nach dem Einfüllen von heißem Kaffee (A) und in Form eines Strohhalms mit Eistee (B). © https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.ads2426
Ein Becher aus tPB, fotografiert 30 Minuten nach dem Einfüllen von heißem Kaffee (A) und in Form eines Strohhalms mit Eistee (B). © https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.ads2426

Zerfällt selbst im kalten Tiefseewasser innerhalb eines Jahres

Was passiert, wenn doch etwas davon im Meer landet? Genau das haben die Forscher getestet. An vier verschiedenen Orten – von der Küste bis zur Tiefsee in 6.000 Metern Tiefe – ließen sie Proben von tPB über Monate im Salzwasser liegen. Das Ergebnis: Innerhalb von 300 Tagen war ein Becher vollständig abgebaut.

Möglich machen das Mikroorganismen, die auf der Oberfläche des Materials leben. Einige von ihnen – etwa aus der Gruppe der Fibrobacteres – bauen Zellulose mit Enzymen ab. Selbst unter den extremen Bedingungen am Meeresboden bleibt das Material nicht erhalten. Für die Ozeane ein riesiger Vorteil.

So lässt sich das Material recyceln – sogar mehrfach

Noch besser: Das Material ist nicht nur biologisch abbaubar, sondern lässt sich auch vollständig recyceln. Es kann aufgelöst, neu verarbeitet und erneut genutzt werden – die nötigen Chemikalien lassen sich ebenfalls rückgewinnen. Selbst nach dem Recycling bleibt tPB stabil und durchsichtig.

„Trotz des Rückgangs der mechanischen Eigenschaften zeigte das recycelte tPB eine 1,5-fach höhere Biegefestigkeit als Polycarbonat und eine zehnfach höhere Nassfestigkeit als herkömmliche Pappe“, heißt es in der Studie.

Alltagstauglich, umweltfreundlich – und bereit für den Einsatz

Für Konsumenten würde sich im Alltag kaum etwas ändern – die Verpackung fühlt sich vertraut an, sieht gut aus und ist transparent. Doch die Wirkung auf Umwelt und Meere wäre enorm. Gerade in Zeiten, in denen das Vertrauen in grüne Versprechen sinkt, könnte tPB ein echter Wendepunkt sein: Es funktioniert – und es verschwindet, wenn es muss.

Kurz zusammengefasst:

  • tPB ist eine neue Plastik-Alternative aus Zellulose, die durchsichtig, hitzebeständig und biologisch abbaubar ist – sogar im Tiefseewasser.
  • Das Material eignet sich für Becher, Strohhalme und Verpackungen, hält kochendes Wasser aus und kommt ohne Kunststoffbeschichtung aus.
  • tPB ist vollständig recycelbar und kann mehrfach wiederverwendet werden, ohne an Stabilität oder Transparenz zu verlieren.

Übrigens: Mikroplastik bedroht nicht nur die Meere – es schwebt längst auch in der Luft, die wir atmen. Neue Studien zeigen: Der Ozean ist dabei nicht die Hauptquelle. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Aspulgas via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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