Wegen KI: Müssen Programmierer um ihre Jobs bangen?
Bei Microsoft schreibt KI bereits ein Drittel der Codes. CEO Satya Nadella schwärmt von ihrer Effizienz bei neuen Projekten.

Microsoft-CEO Satya Nadella sieht in KI ein zentrales Werkzeug für die Softwareentwicklung der Zukunft. © Wikimedia
KI programmiert schneller, präziser und bald fast allein. Bei Microsoft schreibt die künstliche Intelligenz inzwischen bis zu 30 Prozent des gesamten Codes – und das ist erst der Anfang. Topmanager wie Satya Nadella und Kevin Scott rechnen mit einer radikalen Umwälzung in der Softwareentwicklung.
Die KI kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn es um völlig neuen Code geht. Nadella erklärte: „Vielleicht 20 bis 30 Prozent des Codes, der heute in unseren Repositories und in einigen unserer Projekte steckt, wird wahrscheinlich komplett von Software geschrieben.“
KI hilft bei neuen Projekten – alte Systeme bleiben schwierig
WinFuture berichtet, dass Microsoft nach wie vor viele C++-Projekte betreut. Dort tue sich die KI schwer. Besser funktioniert sie bei aktuellen Python-Entwicklungen. Nadella erklärte, dass KI besonders dann punktet, wenn sie neu entwickeln darf – nicht bei der Überarbeitung vorhandener Software.
Ein weiteres Detail: Nadella sieht in der KI nicht nur ein Werkzeug zur Code-Erzeugung. Er nutzt sie selbst für Recherchen via Chatbots. Aus einfachen Fragen könne so vollwertige Software entstehen. Dadurch verschwimmen für ihn die Grenzen zwischen Dokumenten und Anwendungen – ein Punkt, an dem Microsoft laut WinFuture schon lange arbeitet.
KI als Entwickler – Meta, Google und Microsoft mit ähnlichen Zielen
Microsofts Technikchef Kevin Scott ging kürzlich sogar noch weiter. Laut Business Insider prognostizierte er, dass bis zum Jahr 2030 rund 95 Prozent aller Codes von KI generiert werden könnten.
Sehr wenig wird – Zeile für Zeile – von Menschen geschriebener Code sein.
Kevin Scott, CTO bei Microsoft
Trotzdem glaubt er nicht, dass durch diesen Prozess menschliche Entwickler überflüssig werden. Der kreative Teil der Softwareentwicklung bleibe weiterhin beim Menschen, betonte er. Scott rechnet damit, dass sich der Beruf des Entwicklers jedoch stark verändern wird: Wer künftig komplexe Rechenprobleme lösen will, müsse KI-Werkzeuge gezielt einsetzen können. Er erwartet, dass die besten Programmierer sich an die neue Technik anpassen – und sie nicht mehr hergeben wollen.
Auch andere Tech-Konzerne treiben diese Entwicklung voran. Google-Chef Sundar Pichai nannte einen ähnlichen Wert: Über 30 Prozent des Codes bei Google würden mittlerweile durch künstliche Intelligenz entstehen. Wie dieser Anteil genau gemessen wird, bleibt aber unklar.
Zuckerberg will deutlich mehr – Meta plant KI-Offensive
Auch bei Meta spielt KI eine immer zentralere Rolle in der Softwareentwicklung. In einem Interview mit Podcaster Dwarkesh Patel erklärte Mark Zuckerberg, dass sein Unternehmen in den kommenden 12 bis 18 Monaten den Großteil seines Codes durch KI schreiben lassen wolle, wie heise online berichtet.
Dafür entwickle Meta eigene KI-Agenten, die nicht nur Programmcode erzeugen, sondern auch testen und Fehler automatisch beheben. „Die KI wird qualitativ hochwertigeren Code produzieren als der durchschnittliche, sehr gute Entwickler im Team“, sagte der Meta-Chef. Meta arbeitet dabei gezielt an der Weiterentwicklung der eigenen Llama-Sprachmodelle. Die Technologie soll künftig auch eigenständig Ziele verstehen und daraufhin passenden Code generieren.
Unsere Wette ist, dass im nächsten Jahr wahrscheinlich vielleicht die Hälfte der Entwicklung von KI statt von Menschen erledigt wird, und dieser Anteil wird von da an weiter steigen.
Mark Zuckerberg, CEO von Meta
Kurz zusammengefasst:
- Bei Microsoft programmiert die KI inzwischen rund 30 Prozent des Codes, besonders erfolgreich bei neuen Python-Projekten.
- Microsoft-CTO Kevin Scott rechnet damit, dass bis 2030 etwa 95 Prozent des Codes automatisiert entstehen.
- Auch bei Meta und Google übernimmt KI immer mehr Aufgaben, wobei menschliche Entwickler weiterhin den kreativen Teil behalten sollen.
Bild: © Official LeWeb Photos via Wikimedia unter CC BY 2.0