Im Münchner Olympiadorf werden Denkmäler zu Solarstromquellen

Münchens Olympiadorf setzt auf Solarenergie: Eine aktuelle Analyse offenbart das große Potenzial der denkmalgeschützten Gebäude.

Im Münchner Olympiadorf trifft Photovoltaik auf Denkmalschutz

Das frühere Olympiadorf zählt heute zu den gefragtesten Wohngegenden Münchens. © Martin Rössler/ Landeshauptstadt München

Solarenergie und Denkmalschutz – passt das überhaupt zusammen? Im Münchner Olympiadorf zeigt sich, dass diese Verbindung möglich ist. Eine aktuelle Analyse hat ergeben, wie groß das Potenzial für Photovoltaik auf den denkmalgeschützten Gebäuden wirklich ist. Die Untersuchung wurde von Drees & Sommer SE gemeinsam mit dem Architekturbüro Auer Weber im Auftrag der Landeshauptstadt München durchgeführt. Das Ergebnis begeistert: Zwei Drittel der Dachflächen bieten gute bis sehr gute Voraussetzungen für Solarstrom.

Das Olympiadorf entstand 1972 für die Olympischen Sommerspiele und ist längst mehr als ein Relikt vergangener Sportereignisse. Heute leben hier über 6.000 Menschen in 3.500 Haushalten auf einer Fläche von 40 Hektar. Viele Gebäude sind Einzeldenkmäler oder Teil des historischen Ensembles. Trotzdem steht das Viertel vor der Herausforderung, seine Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten – ein Spagat zwischen Bewahrung und Erneuerung.

65.000 Quadratmeter Dachfläche bieten Chancen für Solarenergie

Um zu bestimmen, wo Solarstrom am besten gewonnen werden kann, entwickelten Auer Weber und Drees & Sommer SE ein aufwendiges 3D-Modell des Olympiadorfs. Damit erfassten sie genau, welche Flächen die beste Sonneneinstrahlung erhalten. Das Ergebnis: „Unserer Analyse nach sind rund 65.000 Quadratmeter Dachfläche gut bis sehr gut für Photovoltaik geeignet“, erklärte Mathias Lanezki von Drees & Sommer. Weitere 11.000 Quadratmeter könnten eingeschränkt genutzt werden.

Die Untersuchung zeigte auch: Nicht nur die Dächer bergen Potenzial. Balkone und Fassaden könnten ebenfalls zur Energiegewinnung beitragen. Damit ließe sich bilanziell etwa die Hälfte aller Haushalte im Olympiadorf mit Solarstrom versorgen – ein wichtiger Schritt für die Klimaziele der Stadt.

Solaranlagen müssen sich harmonisch einfügen

Energieeffizienz allein reicht im Olympiadorf nicht. Der Denkmalschutz stellt hohe Anforderungen an Veränderungen. Deshalb achten die Experten besonders auf die Gestaltung. „Entscheidend ist dabei, dass die PV-Anlagen sich harmonisch in die denkmalgeschützte Umgebung einfügen und das Gesamtbild nicht dominieren“, sagte Adrian Gessner von Auer Weber. Damit dies gelingt, prüfen die Fachleute bei jedem Gebäudetyp genau, welche Flächen sich eignen und wie sich Solarmodule unauffällig integrieren lassen.

Neben der äußeren Erscheinung spielt auch die technische Umsetzung eine große Rolle. Es geht darum, wie der gewonnene Solarstrom optimal genutzt und gespeichert werden kann, ohne das Stadtbild zu verändern.

Ein Handbuch bringt Klarheit für Eigentümer und Bewohner

Ab Sommer 2025 soll ein umfassender PV-Rahmenplan den Bewohnern des Olympiadorfs zur Verfügung stehen. Dieser Leitfaden wird genau erklären, wo Solaranlagen installiert werden dürfen, welche Vorgaben für deren Gestaltung gelten und welche Farben für Module geeignet sind. Das Handbuch soll eine einfache und klare Orientierung bieten – ein wichtiger Schritt, damit mehr Menschen im Viertel Solarenergie nutzen können.

Drees & Sommer SE begleitet das Projekt gemeinsam mit weiteren Partnern wie der stauss processform GmbH und der Sailer Stepan Tragwerkteam München GmbH. Zusammen wollen sie im Olympiadorf zeigen, dass Photovoltaik und Denkmalschutz kein Widerspruch sein müssen – sondern ein starkes Team für die Zukunft.

Kurz zusammengefasst:

  • Im Münchner Olympiadorf bieten rund zwei Drittel der Dachflächen ein gutes bis sehr gutes Potenzial für Photovoltaik – trotz Denkmalschutz.
  • Mithilfe eines präzisen 3D-Modells untersuchten sie, welche Dächer, Balkone und Fassaden sich für Solaranlagen eignen. Darauf aufbauend entwickelten sie klare Anforderungen an die denkmalgerechte Gestaltung.
  • Ab Sommer 2025 soll es ein umfassendes Handbuch geben. Dieses erklärt den Bewohnern genau, wo und wie Photovoltaik installiert werden darf, um den historischen Charakter des Olympiadorfs zu bewahren und gleichzeitig nachhaltige Energie zu gewinnen.

Übrigens: Wo früher nur Sand herrschte, entsteht Chinas „Große Solar-Mauer“: ein 400 Kilometer langes Kraftwerk für Millionen Haushalte in der Kubuqi-Wüste. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Martin Rössler/Landeshauptstadt München

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