Fast 40 Prozent weniger CO2 – wenn alte Handys länger leben

Gebrauchte IT-Geräte senken den CO2-Ausstoß deutlich. Wer alte Technik länger nutzt, spart im Alltag messbar Emissionen und schont Ressourcen.

Fast 40 Prozent weniger CO2 – durch gebrauchte IT-Geräte

Aufbereitete Handys entlasten die Umwelt und bringen Unternehmen Vorteile. Refurbishment macht alte Smartphones zu einem echten Klimafaktor. © Unsplash

Der technologische Fortschritt sorgt für immer neue Modelle – doch mit jedem ausgetauschten Gerät wächst der ökologische Fußabdruck. Millionen Smartphones, Tablets und Computer landen jährlich in Schubladen oder auf Recyclinghöfen. Dabei könnten viele dieser Geräte noch jahrelang funktionieren – und helfen, enorme Mengen CO2 einzusparen.

Eine neue Analyse des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik zeigt jetzt, wie groß dieser Effekt ist. Wer gebrauchte IT-Geräte nutzt oder kauft, kann die Emissionen deutlich senken – bei Smartphones sogar um fast 40 Prozent. Die Untersuchung entstand in Zusammenarbeit mit dem Kreislaufwirtschaftsunternehmen Interzero und betrachtet den gesamten Lebenszyklus von vier Gerätetypen: Smartphone, Tablet, Notebook und Desktop-PC.

Gebrauchte IT-Geräte senken CO2-Ausstoß deutlich

Die Rechnung ist klar: Je länger ein Gerät verwendet wird, desto geringer fällt der Anteil seiner Herstellung an der Klimabilanz aus. Denn Produktion, Transport und Rohstoffgewinnung sind energieintensiv – und verursachen den Großteil der Emissionen. Wer ein gebrauchtes Gerät kauft oder sein eigenes länger nutzt, spart diesen Aufwand ein.

Laut Studie lassen sich bei Smartphones im Schnitt 34,7 Kilogramm CO2 vermeiden. Das entspricht etwa einer Fahrt von 200 Kilometern mit dem Auto. Tablets kommen auf rund 59 Kilogramm, Notebooks auf 107 Kilogramm und Desktop-PCs auf 163 Kilogramm. Prozentual liegen die Einsparungen zwischen 18 und 37 Prozent – je nach Gerät und Aufbereitung.

Gebrauchte IT-Geräte verlängern ihren Lebenszyklus und senken den CO2-Ausstoß deutlich – je nach Gerät um bis zu 37 Prozent. © Fraunhofer UMSICHT
Gebrauchte IT-Geräte verlängern ihren Lebenszyklus und senken den CO2-Ausstoß deutlich – je nach Gerät um bis zu 37 Prozent. © Fraunhofer UMSICHT

Fraunhofer-Studie erfasst alle Lebensphasen der Geräte

Für die Analyse untersuchte das Fraunhofer-Team die komplette Umweltbilanz – vom Rohstoff bis zur Entsorgung. Basis waren echte Betriebsdaten von Interzero: Energieverbrauch, Ersatzteile, Transportwege und Aufbereitungskosten wurden berücksichtigt. Die Forscher verglichen zwei Strategien:

  • Reuse: Geräte werden geprüft, gereinigt und direkt wieder verkauft.
  • Refurbishment: Komponenten wie Akku oder Speicher werden ersetzt, bevor die Geräte in den Handel zurückkehren.

Beide Varianten verlängern die Nutzungsdauer – mit vergleichsweise geringem Aufwand. Im Verhältnis zur Produktion eines Neugeräts ist die Klimabelastung deutlich kleiner.

Smartphones haben das größte Einsparpotenzial

Besonders stark ist der Effekt bei Smartphones. Die Geräte werden in der Regel nur rund drei Jahre genutzt – oft deutlich kürzer als ihre tatsächliche Lebensdauer. Wer sie weiterverwendet, vermeidet fast 40 Prozent CO2 im Vergleich zum Neukauf.

Ein Grund dafür ist die aufwendige Fertigung. Für jedes Smartphone werden Dutzende Metalle verarbeitet, darunter Kupfer, Nickel und seltene Erden. Die Herstellung ist ressourcenintensiv und belastet Umwelt und Klima erheblich.

Wiederverwendung lohnt sich – für Käufer, Firmen und das Klima

Der Umwelteffekt entsteht ohne zusätzliche Mühe. Gebrauchte IT-Geräte funktionieren meist genauso zuverlässig wie neue – kosten aber deutlich weniger. Moderne Refurbishment-Prozesse sorgen dafür, dass alles geprüft, repariert und sicher gelöscht wird. Käufer erhalten technisch einwandfreie Produkte mit Garantie.

Nicht nur Privatpersonen, auch Unternehmen profitieren vom Einsatz gebrauchter IT-Geräte. Wer Refurbished-Technik nutzt, verbessert nicht nur die eigene CO2-Bilanz, sondern erfüllt zugleich Anforderungen der EU-Taxonomie, die genau definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten.

Auch die neue CSRD-Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, umfassend über Umwelt- und Sozialaspekte zu berichten. Der Einsatz wiederverwendeter Geräte kann dabei als konkreter Nachweis für Ressourcenschonung und Emissionsreduktion dienen – und stärkt so die Position im Nachhaltigkeitsbericht.

Der Markt für wiederaufbereitete IT-Geräte wächst spürbar – nicht nur durch das gestiegene Umweltbewusstsein, sondern auch durch wirtschaftliche Chancen. Anbieter, die sich auf Reparatur, Austausch defekter Komponenten und den Weiterverkauf spezialisieren, erschließen neue Geschäftsmodelle entlang der Wertschöpfungskette.

Dabei entstehen nicht nur zusätzliche Einnahmequellen, sondern auch Arbeitsplätze im Bereich Recycling, IT-Service und nachhaltige Logistik. Refurbishment wird so zur Schnittstelle von Klimaschutz und Wirtschaftsförderung – mit dem Potenzial, Ressourcen zu schonen und gleichzeitig ökonomisch tragfähig zu sein.

Kurz zusammengefasst:

  • Gebrauchte IT-Geräte sparen je nach Typ zwischen 18 und 37 Prozent CO2, bei Smartphones im Schnitt 34,7 Kilogramm – das entspricht rund 200 Kilometern Autofahrt.
  • Die Fraunhofer-Studie zeigt, dass Reuse und Refurbishment eine klimafreundliche Alternative zur Neuproduktion sind, weil sie den energieintensiven Herstellungsprozess vermeiden.
  • Auch Unternehmen profitieren von der Aufbereitung, da sie Emissionen senken, gesetzliche Vorgaben erfüllen und zusätzliche Wertschöpfung erzielen können.

Übrigens: In alten E-Auto-Batterien steckt ein bislang ungenutzter Rohstoff für die Landwirtschaft: Phosphor, Kalium und Stickstoff. Wie Forscher daraus Dünger gewinnen wollen und damit gleich zwei Probleme lösen, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert