Die wahre Klimabilanz von Google, Microsoft und Co: CO2-Emissionen bis zu 662 Prozent höher als behauptet

Die CO2-Emissionen der größten Technologiekonzerne sind laut einer Analyse weitaus höher als berichtet; Rechenzentren treiben den Energieverbrauch durch KI-Anwendungen stark in die Höhe.

CO2-Emissionen Rechenzentren

Google-Rechenzentrum in The Dalles, Oregon: Die CO2-Emissionen der Rechenzentren von Google, Microsoft, Meta und Apple könnten um bis zu 662 Prozent über den offiziellen Angaben liegen. © Wikimedia

In den letzten Jahren haben einige der größten Technologiekonzerne der Welt – Google, Microsoft, Meta und Apple – ehrgeizige Behauptungen zu ihren Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel aufgestellt. Sie erklärten, ihre Emissionen im Griff zu haben und setzten auf CO2-Neutralität. Doch wie eine Analyse des Guardian zeigt, könnten die tatsächlichen Emissionen dieser Unternehmen viel höher sein, als offiziell berichtet wird. Zwischen 2020 und 2022 könnten die CO2-Emissionen ihrer firmeneigenen Rechenzentren bis zu 662 Prozent höher gewesen sein als angegeben.

Der Grund dafür liegt laut Experten in der enormen Energienachfrage, die das Wachstum der Künstlichen Intelligenz (KI) antreibt. Während Rechenzentren schon 2022 zwischen 1 Prozent und 1,5 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmachten, wird erwartet, dass der Bedarf durch den Einsatz von KI bis 2030 um 160 Prozent steigt. So verursacht eine einzige Anfrage an KI-Systeme wie ChatGPT laut einer Analyse von Goldman Sachs etwa zehnmal mehr Stromverbrauch als eine herkömmliche Google-Suche.

Die offiziell gemeldeten Emissionen der Unternehmen werden oft mithilfe sogenannter „Renewable Energy Certificates“ (Recs) schöngerechnet. Diese Zertifikate belegen, dass ein Unternehmen Strom aus erneuerbaren Quellen kauft, der jedoch nicht unbedingt in der Nähe des tatsächlichen Stromverbrauchs der Rechenzentren produziert wird. Stattdessen können diese erneuerbaren Energien auch aus weit entfernten Regionen stammen. Dadurch entsteht ein Bild, das die realen Emissionen verschleiert. Recs spielen somit eine zentrale Rolle in den offiziellen Berichten der Unternehmen, während die tatsächlichen, ortsbezogenen Emissionen oft verschwiegen werden.

Diskrepanz zwischen offiziellen und realen Emissionen

Wenn die Unternehmen ihre Emissionen ortsbezogen statt marktbezogen berechnen würden, sähe die Bilanz deutlich schlechter aus. Laut der Analyse des Guardian wären die tatsächlichen Emissionen dieser vier Technologiekonzerne in Summe so hoch, dass sie im globalen Vergleich den 33. Platz der größten CO2-Emittenten einnehmen würden – zwischen den Philippinen und Algerien. Besonders Meta und Microsoft fallen mit großen Unterschieden zwischen ihren offiziellen und tatsächlichen Emissionswerten auf. Meta gab zum Beispiel für 2022 offiziell 273 Tonnen CO2-Äquivalente an, doch nach ortsbezogener Berechnung belief sich die Zahl auf über 3,8 Millionen Tonnen.

Microsoft verzeichnete ebenfalls eine erhebliche Abweichung: Während das Unternehmen seine marktbasierten Emissionen für 2022 auf etwa 280.000 Tonnen CO2-Äquivalente bezifferte, waren es nach ortsbezogener Berechnung über 6 Millionen Tonnen. Diese Unterschiede zeigen, wie stark die Nutzung von Recs und anderen Methoden die tatsächlichen Emissionen verschleiern kann.

Unterschiedliche Strategien bei Emissionsrechnungen

Innerhalb der Technologiebranche gibt es unterschiedliche Ansätze zur Emissionsberechnung. Google und Microsoft verfolgen ehrgeizige Ziele, die darauf abzielen, ihre Rechenzentren rund um die Uhr mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Google spricht dabei von seinem „24/7“-Ziel, während Microsoft an seinem „100/100/0“-Plan arbeitet, der vorsieht, dass alle Rechenzentren bis 2030 vollständig CO2-frei betrieben werden. Beide Unternehmen haben angekündigt, ihre Nutzung von minderwertigen Recs bis dahin zu beenden.

Amazon und Meta verfolgen hingegen einen weniger strengen Ansatz. Diese Unternehmen befürworten den Einsatz von Recs, unabhängig davon, wo die erneuerbare Energie produziert wird. Amazon, der größte Emittent unter den Tech-Giganten, meldete 2022 eine Emissionsreduzierung von drei Prozent. Kritiker stellen diese Zahl aufgrund von „kreativer Buchführung“ in Frage. Laut einem Vertreter der Initiative „Amazon Employees for Climate Justice“ erweitere Amazon weiterhin den Einsatz fossiler Brennstoffe, trotz aller PR-Kampagnen über Solarfarmen und Elektro-Lieferwagen.

Weitere Unsicherheiten bei Scope-3-Emissionen

Ein weiterer Kritikpunkt an den Emissionsberichten der großen Technologiekonzerne betrifft die sogenannten „Scope-3-Emissionen“. Diese umfassen alle Emissionen, die nicht direkt durch die Stromnutzung der Unternehmen entstehen, wie zum Beispiel die Emissionen bei der Herstellung der genutzten Hardware oder die Emissionen der Logistik. Auch die Nutzung von Drittanbieter-Rechenzentren, von denen viele Tech-Unternehmen zusätzliche Kapazitäten mieten, fällt unter Scope 3.

Allerdings ist die Berechnung dieser Emissionen oft unklar und ungenau. Ein Großteil dieser Zahlen basiert ebenfalls auf marktbasierten Werten, die durch den Einsatz von Recs niedrig gehalten werden. Ein Experte des „Uptime Institute“, einer Beratungsfirma für Rechenzentren, erklärte gegenüber dem Guardian, dass die Berechnung der Scope-3-Emissionen insgesamt ein „Durcheinander“ sei und viele Unsicherheiten berge.

KI als Energiefresser der Zukunft

Mit der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz werden auch die Emissionen von Rechenzentren weiter steigen. Die Nachfrage nach Rechenleistung wird voraussichtlich bis 2030 stark zunehmen, was den Druck auf bestehende Stromnetze erhöhen könnte. Einige Experten warnen sogar davor, dass Rechenzentren in naher Zukunft an ihre Grenzen stoßen könnten, da die Stromversorgung nicht mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten wird. Der CEO von DigitalBridge, einem großen Betreiber von Drittanbieter-Rechenzentren, prognostizierte, dass die Branche innerhalb der nächsten zwei Jahre mit Stromknappheit konfrontiert sein könnte.

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Obwohl Unternehmen wie Google und Microsoft versuchen, ihre Emissionen durch den Einsatz von erneuerbaren Energien zu senken, bleibt unklar, ob diese Bemühungen ausreichen werden, um den wachsenden Energiebedarf der KI-Revolution nachhaltig zu decken.

Was du dir merken solltest:

  • Die tatsächlichen CO2-Emissionen der Rechenzentren von Google, Microsoft, Meta und Apple könnten bis zu 662 Prozent höher sein als offiziell berichtet. 
  • Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz erhöht den Energieverbrauch enorm, was die Emissionen weiter in die Höhe treibt. 
  • Durch kreative Buchführung, etwa mit „Renewable Energy Certificates“, verschleiern die Unternehmen ihre tatsächlichen Umweltbelastungen. 

Übrigens: Unabhängig davon, wie viel Strom eine Google-Anfrage verbraucht, verliert die Suchmaschine bei der Gen Z an Beliebtheit. Stattdessen wird eine andere Plattform bevorzugt, um visuelle Informationen zu finden. Welche das ist, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Lambtron via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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