Deutsche KI schlägt Whisky-Experten – Aromen besser erkannt
Deutsche Forscher nutzen KI, um Whisky-Aromen genauer zu analysieren als Experten. Chemische Daten und maschinelles Lernen machen es möglich.
Gerüche zu erkennen, ist keine einfache Sache – vor allem nicht für Maschinen. Zwar können Technologien wie die Massenspektrometrie chemische Moleküle genau identifizieren, doch die eigentliche Herausforderung liegt im Zusammenspiel dieser Verbindungen. Je nachdem, ob Moleküle in Wasser, Alkohol oder Luft gelöst sind, verändern sich ihre Wechselwirkungen und damit der wahrgenommene Geruch. Whisky, mit seiner schier endlosen Vielfalt an Aromen, ist ein Paradebeispiel für diese komplexe Dynamik. Am Fraunhofer-Institut in Freising ist es Forschern nun gelungen, diese Herausforderung beim Whisky mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) zu meistern.
Die entwickelte KI, basierend auf einem Algorithmus namens OWSum, hat bewiesen, dass sie Aromen präziser identifizieren kann als erfahrene Whisky-Experten. Mithilfe chemischer Analysen und maschinellem Lernen gelang es der KI, Whiskysorten nahezu fehlerfrei zu unterscheiden und die prägnantesten Duftnoten vorherzusagen.
Chemische Daten und maschinelles Lernen im Zusammenspiel
In der Studie wurden 16 Whiskyproben untersucht – neun aus Schottland und sieben aus den USA. Zunächst analysierte die KI Aromenbeschreibungen wie „fruchtig“, „rauchig“ oder „blumig“. Damit konnte sie die Herkunft der Spirituosen mit einer Genauigkeit von 94 Prozent bestimmen. Als die Forscher chemische Daten aus der Massenspektrometrie hinzufügten, stieg die Trefferquote auf beeindruckende 100 Prozent.
Ein entscheidender Faktor waren chemische Muster: Menthol und Citronellol ließen auf amerikanischen Bourbon schließen, während Methyldecanoat und Heptansäure typisch für schottischen Whisky waren. Diese klare Differenzierung zeigt das enorme Potenzial der KI, chemische Komplexität in nützliche Informationen zu übersetzen.
Whisky-Aromen: KI schlägt menschliche Experten
Besonders bemerkenswert ist die Präzision der KI in der Aroma-Analyse. Sie übertraf menschliche Verkoster bei der Vorhersage der fünf markantesten Duftnoten deutlich. Während Whisky-Experten in der Studie einen Genauigkeitswert von 0,57 erreichten, erzielte die KI 0,72, ein neuronales Netzwerk sogar 0,78. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die KI-Modelle in der Aroma-Analyse hinsichtlich Genauigkeit und Konsistenz menschliche Experten übertreffen“, erklären die Forscher.
Trotz dieser beeindruckenden Ergebnisse bleibt der Mensch wichtig. „Maschinen sind konsistenter, aber wir brauchen Menschen, um unsere Maschinen zu trainieren – zumindest im Moment“, sagte Satnam Singh vom Fraunhofer-Institut gegenüber dem New Scientist. Die Technologie ergänzt also menschliches Know-how, statt es zu ersetzen.
Neue Möglichkeiten für Whisky und mehr
Die Einsatzmöglichkeiten dieser Technologie reichen weit über Whisky hinaus. Die KI könnte Qualitätskontrollen in Destillerien automatisieren, neue Produkte entwickeln oder sogar Fälschungen aufdecken. „Maschinelles Lernen kann die komplexen Beziehungen zwischen chemischen Verbindungen und wahrgenommenen Aromen in Whisky erfassen“, so die Forscher.
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Auch in der Lebensmittel- und Chemieindustrie könnte diese Methode einen großen Mehrwert bieten. Ob bei der Entwicklung neuer Produkte oder der Analyse von Gerüchen – diese Technologie eröffnet völlig neue Perspektiven und bringt Tradition und Innovation in Einklang.
Was du dir merken solltest:
- Eine neue KI des Fraunhofer Instituts kombiniert chemische Analysen mit maschinellem Lernen und erkennt Whisky-Aromen präziser als erfahrene Verkoster.
- Mit einer 100-prozentigen Trefferquote differenziert die KI Whiskysorten anhand chemischer Muster und Schlüsselaromen.
- Die Technologie hat Potenzial für Qualitätskontrollen, Produktentwicklung und Fälschungserkennung – auch über die Whisky-Industrie hinaus.
Übrigens: Forscher an der ETH Zürich haben ein Protein-Gel entwickelt, das Alkohol direkt im Verdauungstrakt abbaut und so gesundheitliche Schäden reduziert. Wie diese Innovation die Leber entlastet und Alkoholkonsum sicherer machen könnte, erfährst du in unserem Artikel.