Start-up sammelt vier Millionen ein – Deep Fission will Atomreaktoren 1.600 Meter unter die Erde bringen
Das Start-up Deep Fission plant, kleine Atomreaktoren in 1.600 Meter Tiefe zu installieren. Ziel: Kostengünstigere und sicherere Kernenergie.
Deep Fission, ein aufstrebendes Unternehmen aus Kalifornien, setzt auf eine revolutionäre Methode, um kleine Atomreaktoren 1.600 Meter tief in die Erde zu versenken. Das Start-up hat bereits 4 Millionen US-Dollar für seine Technologie eingesammelt, wie Axios berichtet. Diese Methode verspricht nicht nur, günstiger, sondern auch sicherer zu sein als herkömmliche Atomkraftwerke. Gerade jetzt, wo die Energiewende in vollem Gange ist, aber die vollständige Ablösung fossiler Brennstoffe noch auf sich warten lässt, kommt diese Technologie zur richtigen Zeit. Erneuerbare Energien können Kohle- und Gaskraftwerke nicht schnell genug ersetzen, und Atomkraft bleibt als emissionsarme Übergangslösung relevant.
Ein großes Problem bleibt jedoch bestehen: Viele der aktuellen Atomkraftwerke müssen aus Sicherheitsgründen bald abgeschaltet werden. Der Bau neuer klassischer Kraftwerke bleibt extrem teuer und zeitaufwendig. Genau hier setzt Deep Fission an. Das Unternehmen kombiniert Fortschritte in der Tiefenbohrtechnologie mit bewährten Methoden der Kernspaltung, um eine schnellere und kostengünstigere Alternative anzubieten. Dabei betont CEO Elizabeth Muller, dass etwa 70 bis 80 Prozent der Kosten eines typischen Atomkraftwerks in den physischen Materialien wie Stahl und Zement liegen. Durch das Einsparen dieser Kosten könnte Deep Fission die Wirtschaftlichkeit der Kernenergie erheblich verbessern.
Tiefe Bohrlöcher erhöhen die Sicherheit und senken die Kosten
Die Vision von Deep Fission besteht darin, kleine Atomreaktoren in Bohrlöcher zu versenken, die etwa 1.600 Meter tief und 76 Zentimeter breit sind. Diese Bauweise erspart die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen, die normalerweise für Atomkraftwerke erforderlich sind. Ein weiterer Vorteil: In dieser Tiefe sorgt der natürliche Druck dafür, dass die Kernreaktion stabil bleibt, während das umgebende Gestein ausreichend Sicherheit und Abschirmung bietet. Dies ermöglicht es dem Reaktor, kostengünstigen, konventionellen Brennstoff zu nutzen, anstatt teure, fortschrittliche Materialien oder Brennstoffe einzusetzen.
Das grundlegende Design basiert auf dem Druckwasserreaktor, der weltweit am häufigsten eingesetzt wird. Dieser Reaktor nutzt denselben Brennstoff, dieselbe Kontrollmethodik und dieselbe Kühltechnik wie traditionelle Atomkraftwerke. Diese bekannte Technik ermöglicht es, die unterirdischen Reaktoren schnell und kostengünstig herzustellen. Diese Bauweise könnte ein entscheidender Faktor sein, um die hohen Baukosten herkömmlicher Atomkraftwerke zu umgehen, ein Problem, das die Kernenergieentwicklung bisher stark behindert hat, wie Interesting Engineering berichtet.
Kostengünstig und sicher vor Bedrohungen
Deep Fission hebt hervor, dass die Kosten für die Stromerzeugung pro Kilowattstunde deutlich unter denen herkömmlicher Atomkraftwerke liegen. Der erste Reaktor liegt laut dem Unternehmen bereits bei den aktuellen Strompreisen, die in den meisten Märkten zwischen 8 und 10 Cent pro Kilowattstunde betragen. Die geologischen Gegebenheiten in der Tiefe ersetzen klassische Sicherheitsmaßnahmen und führen so zu erheblichen Kosteneinsparungen.
Auch in Sachen Sicherheit verspricht Deep Fission einiges. Der unterirdische Standort schützt die Reaktoren vor Naturkatastrophen wie Tornados, Überschwemmungen oder Tsunamis sowie vor Terroranschlägen und Flugzeugabstürzen. Sollte es zu einer Fehlfunktion kommen, bietet das 1.600 Meter lange Wasserrohr über dem Reaktor zusätzliche Sicherheit, indem es den Reaktor schnell kühlt. Dieses Konzept macht teure Druck- und Containmentsysteme überflüssig.
Die Inspektion des Reaktors gestaltet sich unkompliziert. Laut Interesting Engineering kann der Reaktor innerhalb von ein bis zwei Stunden an die Oberfläche gezogen werden. Der Reaktor basiert auf dem Design eines herkömmlichen Druckwasserreaktors und hat keine beweglichen Teile, abgesehen von den Steuerstäben und dem Kühlwasserfluss.
Flexible Skalierbarkeit durch zusätzliche Bohrungen
Jeder Deep-Fission-Reaktor hat eine Leistung von 15 Megawatt, was im Vergleich zu herkömmlichen Atomkraftwerken relativ wenig ist. Diese kommen auf etwa 1,3 Gigawatt. Um dieses Defizit auszugleichen, plant das Unternehmen eine skalierbare Lösung: Mehrere Bohrungen sollen mehrere Reaktoren beherbergen, die gemeinsam eine höhere Leistung erzeugen. So könnten 100 Bohrungen eine Gesamtleistung von 1,5 Gigawatt erbringen. Diese modulare Bauweise, vergleichbar mit den SMR-Mikroreaktoren, an denen derzeit viele Unternehmen arbeiten, macht die Technologie besonders flexibel und anpassungsfähig.
Die ersten Reaktoren könnten laut Deep Fission bereits 2029 ans Netz gehen, vorausgesetzt, die nötigen Genehmigungen werden erteilt. Derzeit plant das Unternehmen, im Jahr 2026 einen Lizenzantrag bei der Nuclear Regulatory Commission einzureichen, um 2028 mit dem Bau beginnen zu können. Die tiefe geologische Platzierung und die Nutzung bestehender Technologien könnten Deep Fission zu einem Vorreiter in der zukünftigen Energieversorgung machen.
Was du dir merken solltest:
- Deep Fission plant, kleine Atomreaktoren in 1.600 Meter Tiefe zu installieren, um Kosten zu senken und die Sicherheit zu erhöhen.
- Das Start-up nutzt bekannte Druckwasserreaktor-Technologie, um schnelle und kostengünstige Lösungen für die Energieversorgung zu bieten.
- Durch die tiefe Platzierung der Reaktoren werden teure Sicherheitsmaßnahmen überflüssig, was die Wirtschaftlichkeit der Kernenergie verbessert.
Übrigens: Während Deep Fission mit tiefen Bohrlöchern die Atomkraft revolutionieren will, geht die Schweiz trotz Kernkraftverbot einen anderen innovativen Weg. Ein neuartiger Flüssigsalz-Atomreaktor könnte dort bald neue Maßstäbe setzen – mehr dazu in unserem Artikel.