Britische Behörden raten: Warum Emails löschen auch beim Wasser sparen helfen kann

Britische Behörden empfehlen, alte E-Mails zu löschen, um den Wasserverbrauch von Rechenzentren in der aktuellen Dürre zu senken.

Warum Emails löschen auch beim Wasser sparen helfen kann

Beim Zähneputzen den Wasserhahn zudrehen gehört zu den einfachen Tipps der britischen Behörden, um in der aktuellen Dürre Wasser zu sparen. © Pexels

Großbritannien erlebt einen der heißesten und trockensten Sommer seit Jahren – und die Wasservorräte schrumpfen dramatisch. In einigen Regionen herrscht offiziell Dürre, Speicherbecken sind nur zu zwei Dritteln gefüllt. Die Regierung bittet die Bevölkerung daher um Mithilfe. Neben klassischen Tipps wie kürzer duschen oder Regenwasser sammeln gibt es diesmal einen ungewöhnlichen Rat: Wer alte E-Mails und ungenutzte Cloud-Fotos löscht, soll damit indirekt Wasser sparen können.

Mitten in dieser angespannten Wetterlage hat die britische Umweltbehörde Environment Agency einen Aufruf gestartet, der zunächst überraschend klingt. Das Löschen digitaler Daten könne helfen, den Wasserverbrauch zu senken – auch wenn der Effekt pro Person klein sei. Die Begründung: Rechenzentren, in denen Mails, Fotos und andere Daten gespeichert werden, verbrauchen enorme Mengen Energie und Wasser, um ihre Server zu kühlen.

Emails löschen und Wasser sparen – so hängt es zusammen

Große Datenzentren in Europa können pro Tag bis zu 360.000 Liter Wasser benötigen. Das entspricht dem Jahresverbrauch von zwei bis drei durchschnittlichen deutschen Haushalten. Zwar setzen viele Betreiber auf geschlossene Kühlsysteme, die Wasser mehrfach nutzen. Doch ein Teil verdunstet und muss ständig ersetzt werden.

Helen Wakeham, Direktorin für Wasserressourcen bei der Environment Agency, erklärte laut Telegraph: „Die aktuelle Situation ist national bedeutsam, und wir rufen jeden auf, seinen Teil beizutragen. Simple Alltagsentscheidungen – wie das Ausschalten des Wasserhahns oder das Löschen alter E-Mails – helfen ebenfalls beim kollektiven Bemühen, die Gesundheit unserer Flüsse und der Tierwelt zu bewahren.“

Der Aufruf kommt zu einer Zeit, in der sich die Lage in vielen Landesteilen zuspitzt:

  • Fünf Regionen sind offiziell im Dürrezustand.
  • Sechs weitere gelten als „anhaltend trocken“.
  • Der durchschnittliche Füllstand der Reservoirs liegt bei nur 67,7 Prozent (normalerweise Anfang August: 80,5 Prozent).

Hitze und Trockenheit setzen Natur und Mensch zu

Der Juli war in Großbritannien der fünftwärmste seit Beginn der Messungen. Trotz einzelner Unwetter fiel deutlich weniger Regen als im langjährigen Mittel. Viele Flüsse führen spürbar weniger Wasser, Böden sind ausgetrocknet, und die Landwirtschaft kämpft mit Ernteausfällen.

Die Hitzewelle geht weiter: Meteorologen erwarten in Südengland Temperaturen bis zu 35 °C. Damit wäre es dort heißer als auf Bali. Die Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency hat eine Hitze-Warnstufe „Amber“ für fünf Regionen herausgegeben. Diese Stufe entspricht in etwa einer Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes der Stufe 2 – also der zweithöchsten Kategorie. Sie bedeutet, dass nicht nur Risikogruppen, sondern auch gesunde Menschen ein erhöhtes Risiko für hitzebedingte Erkrankungen haben und die Zahl der Arzt- und Krankenhauseinsätze spürbar steigt.

Public-Health-Berater Paul Coleman warnte im Telegraph: „Diese Temperaturen können zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen führen, besonders für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.“ Er rät, direkte Sonne zu meiden, ausreichend zu trinken und Wohnräume kühl zu halten.

Experten sehen E-Mail-Löschung vor allem als Symbol

Fachleute schätzen den direkten Spareffekt durch das Löschen von E-Mails als sehr gering ein. Effektiver sei es, wasserintensive Gewohnheiten zu ändern, zum Beispiel:

  • kürzer duschen
  • nur volle Wasch- und Spülmaschinen nutzen
  • Pflanzen mit aufgefangenem Wasser gießen
  • Regenfässer installieren

Dennoch kann die Empfehlung der Behörden helfen, ein Bewusstsein für den Ressourcenverbrauch digitaler Dienste zu schaffen. Denn datenintensive Anwendungen wie Videostreaming, KI-Dienste oder die dauerhafte Speicherung großer Dateien verbrauchen ungleich mehr Energie und Wasser als einzelne E-Mails.

Kurz zusammengefasst:

  • Rechenzentren verbrauchen für den Betrieb und die Kühlung enorme Mengen Wasser – das Löschen alter E-Mails kann diesen Verbrauch geringfügig senken.
  • In Großbritannien herrscht in mehreren Regionen Dürre, die Behörden empfehlen deshalb sowohl klassische Wassersparmaßnahmen als auch digitale Entlastung.
  • Fachleute sehen den Spareffekt durch E-Mail-Löschung als klein, halten den Hinweis aber für sinnvoll, um den Ressourcenverbrauch digitaler Dienste bewusst zu machen.

Übrigens: Vor Shanghai arbeitet Künstliche Intelligenz jetzt in einem Rechenzentrum auf dem Meeresgrund – gekühlt mit Meerwasser und betrieben mit Windstrom. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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