Zwischen Glühwein und Crêpes: So steht es um die Hygiene auf Deutschlands Weihnachtsmärkten
Wie hygienisch sind Weihnachtsmärkte? Wo viele anstoßen und naschen, können sich Keime leicht verbreiten – vor allem an Bechern und Essensständen.
Glühwein, Gedränge und viele Hände: Weihnachtsmärkte können schnell zur Hygienefalle werden. © Pexels
Weihnachtsmärkte gehören für viele in Deutschland fest zur Adventszeit. Nach Feierabend oder am Wochenende drängen sich Besucher an Glühweinständen, stoßen an und trinken aus denselben Mehrwegtassen. Doch kaum jemand weiß, dass die Hygiene dort nicht einheitlich geregelt ist. Ob die Tassen wirklich sauber sind, hängt allein vom Betreiber ab – und genau das kann zum Problem werden.
Denn wo hunderte Menschen trinken, landen Viren und Bakterien schnell am Tassenrand. Wird nicht heiß genug oder zu selten gespült, überleben sie. Einige können Herpesbläschen oder Magen-Darm-Beschwerden auslösen – und das schon nach einem einzigen Schluck.
Reinigung oft unsicher – Spülmaschinen sind keine Pflicht
Laut der European Paper Packaging Alliance können wiederverwendbare Becher „krankheitsauslösende Bakterien und Viren beherbergen“, wenn sie nicht korrekt gereinigt oder gelagert werden. Auf vielen Märkten fehlt jedoch eine professionelle Spülmaschine, stattdessen werden Tassen per Hand gewaschen – häufig unter Zeitdruck. Dabei töten nur Temperaturen über 60 Grad zuverlässig Keime ab.
Viele Besucher glauben, dass heißer Glühwein automatisch alle Keime abtötet. Doch das stimmt nur teilweise. Zwar werden manche Bakterien in der Flüssigkeit selbst durch hohe Temperaturen zerstört, doch Viren oder Keime am Tassenrand überstehen den kurzen Kontakt mit heißem Getränk problemlos.
Die Aston University in Großbritannien fand in einer Studie heraus, dass sich Mikroorganismen in nicht gereinigten Mehrwegbechern innerhalb weniger Stunden stark vermehren. „Trinkrückstände in wiederverwendbaren Bechern sind eine gute Nährquelle für Bakterien“, heißt es in der Untersuchung.
Hygiene auf dem Weihnachtsmarkt: Wo das Risiko besonders groß ist
Eine britische Untersuchung zu mobilen Catering-Betrieben ergab: Acht Prozent der getesteten Lebensmittelproben waren „nicht zufriedenstellend“, eine enthielt sogar gefährliche Bakterien. Mehr als die Hälfte der Wischtücher war verunreinigt. Diese Bedingungen ähneln denen vieler Weihnachtsmarktstände – wenig Platz, viele Gäste, kaum Zeit zum Reinigen.
Auch bei Speisen wie Bratwurst, Crêpes oder Soßen spielt Hygiene eine Rolle. Fett, Zucker und Wärme schaffen ideale Bedingungen für Keime. Werden Arbeitsflächen nicht regelmäßig gereinigt, kann das Risiko für Infektionen steigen.
Wer kontrolliert die Hygiene?
Für die Einhaltung der Hygieneregeln sind die Städte und Gemeinden zuständig. Gesundheitsämter führen Stichproben durch, können aber nur einen Bruchteil der Stände prüfen. Betreiber sind deshalb verpflichtet, selbst auf sauberes Geschirr, Desinfektion und richtige Lagerung zu achten.
Besucher erkennen einen sauberen Stand oft schon auf den ersten Blick:
- Der Glühweinstand wirkt ordentlich, Geschirr stapelt sich nicht verschmutzt
- Das Personal trägt Handschuhe oder fasst den Rand der Tassen nicht an
- Die Tassen kommen sichtbar aus einer Spülmaschine oder sind dampfend heiß
Eine aktuelle Übersicht im International Journal of Infection Control zeigt, dass Mehrwegbecher nicht grundsätzlich gefährlicher sind. Entscheidend ist, wie gründlich gespült, getrocknet und gelagert wird.
So lässt sich das Infektionsrisiko senken
In der Adventszeit sind viele Menschen erkältet, und auch Grippe- und Coronaviren zirkulieren weiter. Auf vollen Märkten steigt das Risiko, sich anzustecken – vor allem in beheizten Hütten oder engen Menschentrauben. Draußen an der frischen Luft ist die Gefahr deutlich geringer, weil sich Erreger dort schneller verflüchtigen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann seine eigene Tasse oder Strohhalm mitbringen. Außerdem empfiehlt es sich, beim Husten oder Niesen in die Armbeuge statt in die Hand zu niesen, sich regelmäßig die Hände zu waschen oder zu desinfizieren – und bei Krankheit lieber zu Hause zu bleiben. Diese einfachen Gewohnheiten helfen, andere zu schützen und sich selbst weniger Keimen auszusetzen.
Ob Glühweinstand oder Crêpesbude – wer auf Sauberkeit achtet, kann die Adventszeit unbesorgt genießen. Denn nicht die Tasse ist das Problem, sondern eine lückenhafte Spülkette.
Kurz zusammengefasst:
- Gute Hygiene auf dem Weihnachtsmarkt ist entscheidend: Wenn Becher oder Essensstände nicht richtig gereinigt werden, können sich Keime am Tassenrand halten und Krankheiten auslösen.
- In dichtem Gedränge und beheizten Hütten steigt das Risiko für Erkältungs-, Grippe- und Magen-Darm-Infektionen deutlich.
- Wer auf saubere Stände achtet, sich regelmäßig die Hände wäscht und bei Krankheit zu Hause bleibt, schützt sich und andere wirksam.
Übrigens: Wenn sich in der Erkältungszeit alte Medikamente und leere Verpackungen stapeln, wird die richtige Entsorgung schnell zur Umweltsache. Wie sich mit wenigen Handgriffen Ressourcen schonen und Fehler vermeiden lassen, steht in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
