Unwissenheit treibt den Milliardenmarkt an – Warum gefälschte Luxuswaren so begehrt sind

Gefälschte Luxuswaren boomen – oft, weil Käufer ihr Wissen über Marken überschätzen. Eine Studie zeigt, warum Unwissenheit den Markt antreibt.

Käufer mit viel Wissen über Luxusgüter lehnen Fälschungen eher ab, während wenig informierte Verbraucher sie leichter als akzeptabel empfinden. © Unsplash

Käufer mit viel Wissen über Luxusgüter lehnen Fälschungen eher ab, während wenig informierte Verbraucher sie leichter als akzeptabel empfinden. © Unsplash

Gefälschte Luxuswaren sind kein Randproblem – sie dominieren den Schwarzmarkt und treiben ein illegales Geschäft an, das bis 2030 voraussichtlich 1,79 Billionen US-Dollar erreichen wird. Doch wer kauft diese Produkte, obwohl sie rechtlich fragwürdig und moralisch umstritten sind? Eine neue Studie der Lehigh University zeigt: Es sind oft jene, die glauben, über Luxusgüter Bescheid zu wissen – es aber nicht wirklich tun.

Wer wenig weiß, kauft häufiger gefälschte Luxuswaren

Forscherinnen Ludovica Cesareo und Silvia Bellezza führten vier Experimente durch, um herauszufinden, warum sich manche Menschen ohne Bedenken für eine Fälschung entscheiden. Das Ergebnis ist eindeutig: Menschen mit geringem subjektivem Wissen über Luxusmarken greifen häufiger zu Fälschungen.

Diese Gruppe sieht oft nur die äußeren Merkmale einer Marke – das Logo, den Namen oder das Prestige – ohne deren Handwerkskunst, Materialqualität oder Geschichte zu verstehen. Die Marke dient vor allem als Statussymbol, weniger als Ausdruck von Wertschätzung für Design und Herstellung.

Moralische Bedenken? Lassen sich leicht ausblenden

Besonders auffällig: Diese Käufergruppe hat weniger Skrupel, wenn es um die moralische Bewertung von Fälschungen geht. Während sich Kenner der Branche bewusst sind, dass Fälschungen illegale Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit oder organisierte Kriminalität begünstigen, sehen wenig informierte Käufer vor allem den Preisvorteil.

„Viele Verbraucher haben zwar Bedenken hinsichtlich der Unmoral und Unethik von Fälschungen, kaufen sie aber trotzdem, obwohl sie wissen, dass es falsch ist“, erklärt Ludovica Cesareo.

Status auf Social Media wichtiger als Echtheit

Interessanterweise posten gerade diese Konsumenten besonders häufig über echte Luxusmarken in sozialen Netzwerken. Der Grund: Sie wollen mit den prestigeträchtigen Namen in Verbindung gebracht werden – auch wenn sie selbst nur eine Fälschung besitzen.

Dieser Widerspruch ist laut den Forscherinnen auf ein psychologisches Phänomen zurückzuführen: moralische Distanzierung. Wer sich nicht mit den negativen Folgen seines Handelns auseinandersetzen will, rechtfertigt es mit Sätzen wie „Jeder macht das“ oder „Luxusmarken verdienen ohnehin genug“.

Wie sich Konsumenten mit mehr Wissen verhalten

Ganz anders verhält sich die Gruppe mit hohem Wissen über Luxusmarken. Sie erkennt nicht nur schneller den Unterschied zwischen echten und gefälschten Produkten, sondern lehnt Fälschungen auch konsequenter ab. Für sie steht das handwerkliche Können, die Exklusivität und der Wert eines Originals über dem bloßen Statussymbol.

Da diese Gruppe sich intensiver mit der Geschichte und dem Design der Marken auseinandersetzt, fällt es ihr schwerer, sich moralisch von der Problematik zu distanzieren. Fälschungen erscheinen ihnen nicht nur als schlechtere Alternativen, sondern auch als bewusste Täuschung.

Was Luxusmarken gegen Fälschungen tun können

Die Studie zeigt: Ein besser informierter Kunde entscheidet sich seltener für eine Fälschung. Luxusmarken können also gezielt auf Aufklärung setzen. Doch nicht jede Zielgruppe lässt sich mit denselben Mitteln überzeugen.

In Märkten mit überwiegend wenig informierten Konsumenten empfehlen die Forscher Bildungskampagnen, die gezielt auf die moralischen und rechtlichen Konsequenzen von Fälschungen hinweisen. Dies könnte über gezielte Werbung oder sogar offizielle Kampagnen staatlicher Stellen erfolgen.

Mehr Wissen führt zu besseren Entscheidungen

Für Märkte mit bereits gut informierten Käufern reicht es hingegen nicht, auf die Illegalität von Fälschungen hinzuweisen. Hier sollten Luxusmarken gezielt ihr Markenwissen weiter vertiefen – etwa durch Werbung, die die Geschichte, die Handwerkskunst und den Mehrwert des Originals stärker betont.

Die bisherige Werbestrategie vieler Marken setzt auf Exklusivität und symbolische Bildsprache. Doch gerade in Zeiten von Fälschungen könnte es effektiver sein, Kunden über den realen Wert ihrer Produkte aufzuklären. Wer die Details kennt, erkennt den Unterschied – und kauft bewusster.

Kurz zusammengefasst:

  • Käufer mit geringem Wissen über Luxusmarken neigen eher zum Kauf gefälschter Luxuswaren, da sie den wahren Wert von Originalprodukten nicht erkennen.
  • Moralische Bedenken werden oft ausgeblendet, weil Käufer sich die Entscheidung schönreden oder nur das Prestige der Marke sehen.
  • Luxusmarken können mit gezielter Aufklärung gegensteuern, indem sie die Handwerkskunst, Geschichte und Qualität ihrer Produkte besser vermitteln.

Bild: © Unsplash

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