Wissenschaft kontra Schulbuch: US-Lehrwerke verfestigen überholte Geschlechterbilder

Eine Studie zeigt, wie US-Biologiebücher wissenschaftliche Fakten zu Geschlecht missachten und Diversität ignorieren.

Schulkind

Populäre Biologie-Bücher in den USA zeichnen bei den Themen „Sex“ und „Gender“ noch immer ein veraltetes Bild. © Vecteezy

Eine kürzlich im Fachmagazin „Science“ veröffentlichte Studie bringt bedenkliche Erkenntnisse zutage: In den USA tragen Schulbücher, speziell Biologie-Lehrwerke, die in zwei Dritteln aller Biologie-Kurse an Highschools verwendet werden, dazu bei, veraltete Geschlechterstereotype zu verstärken.

Dies berichtet der Tagesspiegel unter Berufung auf die besagte Studie. Demnach weichen die Inhalte dieser Lehrbücher signifikant von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über „Sex“ und „Gender“ ab. Sie fördern einen essentialistischen Ansatz, der genetische Faktoren überbewertet und Geschlechter als zwei voneinander getrennte, homogene Gruppen darstellt.

Essentialismus vs. Wissenschaft

Solche Darstellungen stehen nicht nur in direktem Widerspruch zu wissenschaftlichen Forschungen, sondern lassen auch die Komplexität und Vielfalt von Geschlecht außer Acht. In der Natur gibt Beispiele, die eine weit größere Geschlechtervielfalt aufweisen. Genannt werden bestimmte Fischarten, Pilzarten und das Schnabeltier, welches über mehr als zwei Geschlechterchromosomen verfügt. Diese Beispiele verdeutlichen, dass Geschlecht nicht auf eine einfache binäre Einteilung reduziert werden sollte.

Die Rolle von Schulbüchern in der Aufklärung

Die Autoren der Studie fordern, dass Schulbücher die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Geschlecht und Geschlechtervielfalt adäquat widerspiegeln sollten. Es sei entscheidend, dass Jugendliche verstehen, dass Geschlechtsidentitäten nicht allein durch Genetik erklärt werden können. Gesellschaftliche Einflüsse spielen ebenfalls eine erhebliche Rolle. Eine klare Unterscheidung zwischen „Sex“ (biologischem Geschlecht) und „Gender“ (soziokulturell geprägtem Geschlecht) ist nötig, um ein umfassendes Verständnis zu fördern und essentialistische Vorstellungen abzubauen.

Ein Appell für mehr Diversität in der Bildung

In den untersuchten Lehrbüchern werden zudem intergeschlechtliche Menschen und die biologische Komplexität von Geschlecht kaum bis gar nicht thematisiert. Die Autoren appellieren an Bildungsinstitutionen, diese Lücke zu schließen und Lehrmaterialien zu entwickeln, die die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten angemessen abbilden und somit einen Beitrag zur Aufklärung und zum Abbau von Vorurteilen leisten. Die Hoffnung ist, dass eine solche Erziehung die Denkweise der nächsten Generation prägt und zu einer inklusiveren Gesellschaft führt.

Was du dir merken solltest:

  • US-Biologiebücher fördern ein veraltetes Geschlechterbild, indem sie genetische Faktoren überbetonen und Geschlecht als zwei einheitliche Gruppen darstellen.
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen eine deutlich größere Geschlechtervielfalt, als in Schulbüchern dargestellt; eine Abkehr von der binären Geschlechterteilung wird gefordert.
  • Es ist essenziell, Schulmaterialien zu entwickeln, die Geschlecht und Diversität korrekt abbilden, biologisches von soziokulturellem Geschlecht unterscheiden und somit zu einer vorurteilsfreien, inklusiven Gesellschaft beitragen.

Bild: © Vecteezy

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