Todesstrafenbericht 2024: In 15 Ländern wurden mehr als 1.500 Menschen hingerichtet
Amnesty zählt 1.518 Hinrichtungen in 15 Ländern – die höchste Zahl seit einem Jahrzehnt.

In zahlreichen Staaten wird die Todesstrafe weiterhin vollstreckt – trotz internationalem Protest. © Vecteezy
Auch im Jahr 2024 wurde die Todesstrafe weltweit vollstreckt. Laut dem Bericht von Amnesty International erreichte die Zahl der Hinrichtungen den höchsten Stand seit zehn Jahren. Die Menschenrechtsorganisation dokumentierte 1.518 Exekutionen in 15 Ländern – ein Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Iran, Irak und Saudi-Arabien vollstrecken besonders häufig
Ein Großteil der Hinrichtungen entfiel auf drei Länder: Iran, Saudi-Arabien und den Irak. Allein im Iran wurden mindestens 972 Menschen hingerichtet. Amnesty sieht darin nicht nur die Durchsetzung von Strafrecht, sondern ein Mittel zur Einschüchterung.
Insbesondere im Iran und in Saudi-Arabien wird die Todesstrafe eingesetzt, um all jene mundtot zu machen, die mutig genug sind, ihre Meinung zu sagen.
Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland
Ein Beispiel: Der 22-jährige Mohammad Ghobadlou nahm im Iran an den Protesten unter dem Motto „Frauen, Leben, Freiheit“ teil. Ein Gericht verurteilte ihn zum Tod. Amnesty und andere Organisationen hatten sich für ihn starkgemacht. Die Islamische Republik setzte das Urteil dennoch um.
China hält genaue Zahlen unter Verschluss
Weltweit lag der Iran 2024 auf Platz zwei. Nur China dürfte laut Amnesty mehr Menschen hingerichtet haben – genaue Zahlen gibt es jedoch nicht. Informationen zu Todesurteilen gelten dort als Staatsgeheimnis.
Auf den weiteren Plätzen folgen Saudi-Arabien mit mindestens 345 Exekutionen, der Irak mit mindestens 63 und Jemen mit mindestens 38. Die Menschenrechtsorganisation sieht darin einen beunruhigenden Trend – besonders, weil faire Verfahren oft fehlen oder politische Motive vermutet werden.
Todesstrafe in den USA: Rocky Myers bleibt am Leben
In den USA wurden 2024 insgesamt 25 Menschen hingerichtet – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr mit 24 Exekutionen. Seit dem Ende der Corona-Pandemie nimmt die Zahl der vollstreckten Todesurteile dort wieder zu. Der neue US-Präsident Donald Trump verteidigte die Todesstrafe mehrfach und bezeichnete sie als Mittel zum Schutz vor „brutalen Vergewaltigern, Mördern und Monstern“.
Duchrow sagt: „Die entmenschlichenden Äußerungen Trumps stricken weiter an dem Märchen, dem zufolge die Todesstrafe Menschen besonders davon abschreckt, Straftaten zu begehen. Das ist falsch. Die Todesstrafe verhindert keine Verbrechen. Das ist wissenschaftlich gut belegt. Es gibt keine Argumente für die Todesstrafe – sie verstößt gegen das Menschenrecht auf Leben. Sie ist, unter allen Umständen und unabhängig von der Tat, menschenverachtend.“
In Alabama wurden sechs Menschen exekutiert – mehr als in jedem anderen Bundesstaat. Ein anderer Fall sorgte dagegen für Hoffnung: Rocky Myers, ein Schwarzer Mann mit geistiger Behinderung, saß über 30 Jahre im Todestrakt. Im März 2025 wandelte die Gouverneurin des Bundesstaats seine Strafe in lebenslange Haft um. Amnesty hatte sich für Myers stark engagiert. Er war 1994 wegen Mordes verurteilt worden, obwohl es keine direkten Beweise gab.
Zeitgleich rückt eine neue Methode in den Fokus: der Tod durch Stickstoff. Dabei wird dem Körper der Sauerstoff entzogen. Die Methode ist bislang nur in vier US-Bundesstaaten zugelassen. Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen kritisieren diese Form der Exekution scharf.
Amnesty fordert vollständige Abschaffung
Amnesty International sieht trotz der hohen Zahlen im Jahr 2024 einen positiven Trend: Immer mehr Länder schaffen die Todesstrafe ab. „Die Staaten, die noch an der Todesstrafe festhalten, sind eine isolierte Minderheit“, so Julia Duchrow. 113 Länder haben die Todesstrafe vollständig abgeschafft, neun weitere nur für bestimmte Verbrechen. 23 Länder wenden sie in der Praxis nicht mehr an.
„Wir begrüßen, dass immer mehr Staaten diese grausame und unmenschliche Praxis einstellen oder die Todesstrafe abschaffen“, so Duchrow. Trotzdem halten 54 Länder weiter daran fest – häufig ohne Rücksicht auf Menschenrechte.
Kurz zusammengefasst:
- Im Jahr 2024 wurden weltweit 1.518 Menschen hingerichtet – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr.
- Besonders Iran, Saudi-Arabien und Irak trugen laut Amnesty International zum Anstieg der Hinrichtungen im Jahr 2024 bei und nutzten die Todesstrafe auch gegen Regierungskritiker.
- Trotz der Zunahme lehnen immer mehr Staaten die Todesstrafe ab – 113 Länder haben sie bereits vollständig abgeschafft.
Bild: © Vecteezy