Nach Sturz von Assad: Facebook-Aufruf bewahrt Nationalmuseum in Damaskus vor Plünderungen
Ein Archäologe bewahrte das Nationalmuseum Damaskus vor Plünderungen, die nach der Flucht von Assad aus Syrien stattfanden – über Facebook.
Am Morgen des 8. Dezember 2024 stand fest: Baschar al-Assad, der ehemalige Machthaber von Syrien, ist geflohen. Die Rebellen haben die Hauptstadt eingenommen. Inmitten der folgenden Unruhen war das Nationalmuseum in Damaskus der Gefahr von Plünderungen ausgesetzt, doch der Aufruf eines Archäologen auf Facebook konnte dies noch verhindern. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
Den rettenden Schritt unternahm der derzeit in Berlin lebende, syrischstämmige Archäologe Wassim Alrez. Er postete einen Hilferuf auf Facebook, um das Nationalmuseum und die darin aufbewahrten Objekte zu retten. Seine Sorge war nicht unberechtigt: Beim Sturz von Saddam Hussein im Jahr 2003 wurde das irakische Nationalmuseum massiv geplündert. Damals wurden über 15.000 Objekte gestohlen – laut Alrez eine kulturelle Katastrophe.
Chaos in Damaskus, Miliz sichert das Nationalmuseum
Während Alrez die Geschehnisse in Damaskus verfolgte, erreichten die Mitarbeiter des Nationalmuseums schlechte Nachrichten: Aufständische mit Lastwagen versammelten sich vor dem Gebäude, und ein Feuer war im Keller ausgebrochen. Die Sicherheitskräfte hatten sich im Inneren verschanzt, aber eine Außentür war bereits durchbrochen. Alrez schilderte die Situation gegenüber der FAZ.
Alrez’ Facebook-Aufruf setzte eine internationale Kettenreaktion in Gang. Ein syrischer Archäologe in Frankreich wurde aktiv und alarmierte den Oppositionssender „Syria TV“. Dieser vermittelte schließlich den Kontakt zur Miliz Hay’at Tahrir al-Scham (HTS), die Unterstützung zusicherte.
Die HTS, bekannt für ihre straffe Organisation, traf noch rechtzeitig in Damaskus ein, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Bis dahin verteidigten Freiwillige vor Ort das Museum und löschten den Brand. Laut Alrez blieb das Gebäude unversehrt. Die Miliz hatte sich bereits in der Vergangenheit als Schutzmacht historischer Stätten erwiesen. So gab es laut FAZ in ebenfalls von der HTS kontrollierten Städten Hama und Aleppo keine vergleichbaren Plünderungen.
Einzigartige Kulturschätze und Neuanfang für die Archäologie
Das Nationalmuseum in Damaskus beherbergt Exponate von unschätzbarem Wert. Besonders die altorientalische Abteilung zählt zu den bedeutendsten der Welt. Eine Tontafel mit dem ersten Alphabet der Menschheitsgeschichte, die auf das 14. Jahrhundert vor Christus datiert wird, ist nur einer der Schätze. Alrez betonte gegenüber der FAZ die enorme kulturelle Bedeutung dieser Sammlungen:
Das Museum ist wirklich wichtig. Es wäre für mich ein Albtraum, wenn dort etwas passiert.
Während des Bürgerkriegs erlitten Syriens Kulturgüter schwere Verluste. Plünderungen und illegale Ausgrabungen waren an der Tagesordnung. Die wirtschaftliche Not vieler Menschen trieb sie dazu, archäologische Funde auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
Um die Schäden zu dokumentieren, schulte Alrez Archäologen aus der Region per Internet im Umgang mit Geoinformationssystemen. Mithilfe von Satellitenbildern lassen sich geplünderte Stätten wie in Ostsyrien digital erfassen. Alrez erklärte, dass dieser Ansatz die Grundlage für zukünftige Restaurierungen bildet. Der Bürgerkrieg hat die Arbeit vor Ort jahrelang verhindert, doch inzwischen gebe es laut Alrez erste Anzeichen für einen Neuanfang.
Was du dir merken solltest:
- Die Flucht von Baschar al-Assad aus Syrien und die Einnahme von Damaskus durch Rebellen führten zu Chaos, das auch das Nationalmuseum bedrohte.
- Der Archäologe Wassim Alrez initiierte per Facebook eine Rettungsaktion, um Plünderungen und Zerstörungen zu verhindern.
- Mit Unterstützung einer Miliz und Freiwilliger blieb das Nationalmuseum unversehrt. Syriens Kulturerbe wird digital dokumentiert.
Bild: © Gerhard Haubold via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0