Lateinamerika: Wer wird das nächste Brics-Mitglied?
Die Länder in Lateinamerika konkurrieren um eine Brics-Aufnahme. Wertvolle Rohstoffvorkommen sind dabei ein großer Vorteil.
In den letzten Jahren hat sich die geopolitische Landschaft in Lateinamerika deutlich gewandelt: Die lateinamerikanischen Staaten sind nun sehr an einer Mitgliedschaft im Brics-Block interessiert. Diese internationale politische Gruppierung, unter anderem bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, positioniert sich als starkes globales Bündnis und Gegengewicht zu den westlichen Wirtschaftsmächten. Nachdem Argentinien eine frühere Zusage zur Teilnahme zurückgezogen hat, sehen andere Länder der Region nun eine Chance, ihren Einfluss auf der globalen Bühne zu vergrößern.
Argentinien zwischen Brics und NATO
Der Fall Argentinien zeigt eine interessante Wende in der Außenpolitik des Landes. Der neugewählte Präsident Javier Milei entschied sich gegen die Aufnahme in den Brics-Block, ein Schritt, der seine Absicht widerspiegelt, sich von der linksgerichteten Politik seiner Vorgänger abzuwenden. Stattdessen strebt Argentinien eine Mitgliedschaft in der NATO an. Dieser Schritt hat innerhalb der Region einen Wettbewerb um den nun freien Platz im Brics-Block entfacht, wobei mehrere Länder ihre Kandidaturen vorantreiben.
Venezuelas unablässiges Streben nach Mitgliedschaft
Venezuela, das Land mit den weltweit größten Ölreserven, befindet sich in einer strategisch günstigen Lage in der Karibik. Trotz einer wirtschaftlichen Krise und hoher Verschuldung bei China, hat Venezuela seine Ambitionen bekräftigt, dem Brics-Block beizutreten. Yván Gil, der venezolanische Außenminister, erklärte auf einem Treffen der Brics-Außenminister, dass Venezuela bestrebt sei, das zweite lateinamerikanische Land zu werden, das diesem wichtigen Staatenbund beitritt. Laut der NZZ unterstützt Russland Venezuela bei seinen Plänen. Außenminister Sergei Lawrow äußerte sich beim Brics-Außenministertreffen in Nischni Nowgorod positiv darüber.
Boliviens Lithium lockt Großmächte
Ein weiteres Land mit ernsthaften Brics-Ambitionen ist Bolivien. Das Land besitzt die größten Lithiumreserven der Welt, eine Ressource, die für die Herstellung von Batterien für Elektroautos unerlässlich ist. Trotz politischer Instabilität und internen Konflikten strebt Bolivien nach einer Mitgliedschaft im Brics-Block. Celinda Sosa, die bolivianische Außenministerin, betonte auf ihrer Tour durch Moskau und Peking, dass Bolivien über alle notwendigen Voraussetzungen verfüge, um ein Mitglied zu werden. Russland, das ein vitales Interesse an Boliviens Lithium hat, zeigt sich auch im Falle Boliviens besonders unterstützend.
Chinas dominanter Einfluss und Zukunftspläne
China spielt eine zentrale Rolle in der Erweiterungspolitik der Brics. Auf dem letzten Gipfel in Johannesburg wurden mehrere Länder des „globalen Südens“ in den Block aufgenommen, darunter Ägypten, Iran, Äthiopien, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Erweiterung unterstreicht Chinas Bestrebungen, ein Gegengewicht zur westlich dominierten Weltordnung zu schaffen. Die Beziehungen zwischen China und Venezuela wurden kürzlich als „strategische Allwetterpartnerschaft“ beschrieben, was die Bedeutung dieser Beziehung zeigt.
Strategische Partnerschaften und ihre Auswirkungen
In Argentinien wird spekuliert, ob Präsident Milei seine Entscheidung überdenken könnte, besonders nachdem China die Laufzeit eines kritischen Kredits verlängert hat. Diese finanzielle Unterstützung könnte dazu führen, dass Buenos Aires seine Position überdenkt und sich doch für eine engere Bindung an den von China dominierten Brics-Block entscheidet. Dies würde den geopolitischen Einfluss Chinas in Lateinamerika weiter verstärken. Für Xi Jinping wäre es ein großer außenpolitischer Sieg gegenüber den USA.
Was du dir merken solltest:
- Staaten in Lateinamerika wie Venezuela und Bolivien streben aktiv eine Mitgliedschaft im Brics-Block an, um ihre geopolitische Stellung zu stärken; Venezuela setzt dabei auf seine Ölreserven und Bolivien auf seine umfangreichen Lithiumvorkommen.
- Argentinien hat unter der neuen Führung von Präsident Javier Milei eine Kehrtwende in der Außenpolitik vollzogen, indem es eine Aufnahme in den Brics-Block ablehnte und stattdessen eine NATO-Mitgliedschaft anstrebt, was den regionalen Wettbewerb um den Brics-Platz verstärkte.
- China spielt eine Schlüsselrolle bei der Erweiterung des Brics-Blocks und fördert die Aufnahme von Ländern des „globalen Südens“, um ein Gegengewicht zur westlichen Weltordnung zu schaffen, wodurch die geopolitischen Beziehungen in Lateinamerika neu definiert werden.
Bild: © Luca Galuzzi – www.galuzzi.it via Wikimedia unter CC BY-SA 2.5
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