KI treibt Microsoft zu rekordverdächtigem Klimaschutzabkommen

Microsoft und Occidental unterzeichnen Rekordvertrag über CO2-Zertifikate, um KI-bedingte Emissionen zu kompensieren und Klimaziele bis 2030 zu erreichen.

Microsoft und Occidental

Idylle auf dem Microsoft Redmond Campus: Der Software-Gigant will sich „grün kaufen“ und hat dafür mit Occidental einen Rekordvertrag über CO2-Zertifikate unterzeichnet, um die durch Künstliche Intelligenz verursachten Emissionen zu kompensieren. © Wikimedia

Microsoft und Occidental Petroleum haben einen Rekordvertrag über CO2-Zertifikate unterzeichnet. Der Deal hat einen Wert von mehreren hundert Millionen Dollar. Das berichtet die Financial Times. Die Technologiebranche kämpft darum, ihre Klimaversprechen einzuhalten, während der Energiebedarf durch Künstliche Intelligenz (KI) stark ansteigt.

Occidental wird Microsoft über einen Zeitraum von sechs Jahren 500.000 CO2-Zertifikate verkaufen. Der genaue Betrag bleibt unbekannt. Die Unternehmen nannten dies den größten Deal dieser Art. Microsoft kann durch die Zahlung an Occidental seine Emissionen ausgleichen, indem CO2 aus der Atmosphäre entfernt und unterirdisch gespeichert wird.

Microsofts steigende Emissionen

Laut Financial Times kämpft die Tech-Branche mit einem drastischen Anstieg der Energieemissionen durch die KI-Erweiterung. Microsoft gab im Mai bekannt, dass seine Emissionen seit 2020 um fast ein Drittel gestiegen sind, hauptsächlich durch den Bau von Rechenzentren. Auch Google räumte ein, dass seine Emissionen seit 2019 um fast die Hälfte gestiegen sind.

Microsoft hat sich in seinem aktuellen Jahresbericht (Seite 11) verpflichtet, bis 2030 „kohlenstoffnegativ“ zu sein. Google will bis 2030 Netto-Null erreichen. Die Nutzung von CO2-Zertifikaten zur Erreichung solcher Ziele wird intensiv geprüft. Es bestehen Bedenken hinsichtlich der Überprüfung der Behauptungen über die Menge des durch neue Projekte entfernten Kohlenstoffs.

Direkte CO2-Abscheidung

Occidental erwartet, dass die durch das Abscheiden von CO2 aus der Luft generierten Zertifikate günstiger als der Marktpreis von etwa 1.000 Dollar pro Tonne verkauft werden können. Kritiker sagen, dass die direkte CO2-Abscheidung (Direct Air Capture – DAC), eine noch junge Technologie, zu teuer und energieintensiv sei für das derzeit mögliche CO2-Volumen.

Occidental ist der viertgrößte Produzent von Öl und Gas in den USA. Das Unternehmen hat jedoch sein Geschäft im Bereich CO2-Management stark ausgebaut. Dies ermöglicht den Verkauf von Zertifikaten, die mit dem abgeschiedenen Kohlenstoff verbunden sind. Im September unterzeichnete Occidental einen ähnlichen Vertrag mit Amazon über 250.000 Zertifikate in zehn Jahren.

Tech-Sektor als Priorität

Laut Michael Avery, CEO von 1PointFive, der CO2-Management-Tochter von Occidental, habe der Technologiesektor Priorität. Avery sagte, dass ein Mangel an sauberer Energie für den Betrieb von KI-Systemen eine Reihe von Lösungen, einschließlich CO2-Zertifikaten, erfordere. DAC könne nicht das gesamte Emissionsportfolio eines Unternehmens lösen.

Der Vertrag ist ein großer Gewinn für Occidental, das Unterstützung für seinen Wandel hin zur Technologie der CO2-Abscheidung sucht. Die Internationale Energieagentur betonte, dass die Technologie eine wichtige und wachsende Rolle spielen werde, aber bisher nicht im großen Maßstab eingesetzt wurde. Derzeit entfernt die DAC-Technologie nur einen kleinen Bruchteil der 37 Milliarden Tonnen jährlicher energiebedingter CO2-Emissionen.

Größte DAC-Anlage der Welt

Die Zertifikate von Microsoft stammen aus Occidentals erstem DAC-Projekt, Stratos, in Westtexas. Diese Anlage soll die größte ihrer Art weltweit werden, wenn sie nächstes Jahr in Betrieb geht. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit BlackRock entwickelt, das im November 550 Millionen Dollar investierte.

Übrigens: Die bislang größte DAC-Anlage steht in Island: Die sogenannte „Mammut“-Anlage wurde auf einem ruhenden Vulkan errichtet. Die Anlage kann bis zu 36.000 Tonnen CO2 jährlich aus der Atmosphäre entfernen und in Basaltgestein speichern. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Schätzungen von S&P Global beziffern die Kosten für DAC-Zertifikate auf etwa 800 bis 1.200 Dollar pro Tonne emittierten Kohlenstoffs. Diese hohen Kosten bedeuten, dass derzeit nur wenige Großverträge unterzeichnet werden. 1PointFive erwartet Betriebskosten von 400 bis 630 Dollar pro Tonne.

Kein CO2 für Ölgewinnung

Avery erklärte, dass das mit Microsofts Zertifikaten verbundene CO2 nicht zur Ölgewinnung genutzt werde. Er gab jedoch zu, dass CO2 aus Stratos zukünftig für die Ölgewinnung verwendet werden könnte. Occidentals Expertise in der umstrittenen erweiterten Ölgewinnung (Enhanced Oil Recovery – EOR) habe den Wechsel in das CO2-Management-Geschäft ermöglicht. Jede Nutzung von CO2 für diesen Zweck wäre „kundengetrieben“, so Avery.

Übrigens: Enhanced Oil Recovery (EOR) ist eine Methode zur Gewinnung von Rohöl aus einem Ölfeld, das sonst nicht gefördert werden kann. Während die primären und sekundären Gewinnungstechniken auf dem Druckunterschied zwischen der Oberfläche und dem unterirdischen Bohrloch beruhen, funktioniert EOR durch Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Öls selbst, um die Gewinnung zu erleichtern.

Was du dir merken solltest:

  • Microsoft und Occidental Petroleum haben einen Rekordvertrag über CO2-Zertifikate im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar unterzeichnet, um den durch Künstliche Intelligenz steigenden Energieverbrauch zu kompensieren.
  • Microsoft möchte bis 2030 kohlenstoffnegativ sein. Die Zertifikate stammen aus Occidentals erster direkter CO2-Abscheideanlage, die nächstes Jahr in Betrieb gehen soll.
  • Kritik an der Technologie der direkten CO2-Abscheidung ist, dass sie derzeit teuer und energieintensiv, aber notwendig ist, um globale Emissionsziele zu erreichen.

Bild: © Jiaqian AirplaneFan via Wikimedia unter CC BY 3.0

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