Erdüberlastungstag schon am 3. Mai: Deutschland lebt ökologisch wieder auf Pump

Am 3. Mai ist in Deutschland Erdüberlastungstag – ab diesem Datum sind alle Ressourcen für 2025 verbraucht und wir leben ökologisch auf Kredit.

Erdüberlastungstag: Deutschland lebt ökologisch auf Pump

Wenn Wasser, Wald und andere wichtige Ressourcen schwinden, gerät das Gleichgewicht der Erde aus den Fugen. © Vecteezy

Deutschland hat am 3. Mai alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die dem Land rechnerisch für das gesamte Jahr 2025 zustehen würden: Das zeigt der sogenannte Erdüberlastungstag, der immer mehr in die Schlagzeilen rückt – als Mahnung an Politik und Gesellschaft. Denn ab diesem Tag lebt die Bundesrepublik auf Kredit: ökologisch, wirtschaftlich und moralisch.

Für Menschen, die sich fragen, was das konkret bedeutet: Ab dem 3. Mai verbrauchen wir mehr Holz, Wasser, Energie und Fläche, als unser Ökosystem erneuern kann. Alles, was darüber hinausgeht, wird zukünftigen Generationen genommen – oder der Natur selbst.

Erdüberlastungstag – Deutschland zählt zu den globalen Vielverbrauchern

Laut Global Footprint Network würde der Earth Overshoot Day weltweit bereits Anfang Mai erreicht, wenn alle Menschen so leben würden wie in Deutschland. Der Erdüberlastungstag für Deutschland liegt damit früh im internationalen Vergleich. Andere Länder sind kaum besser: In der Schweiz etwa fällt dieser Tag auf den 7. Mai. Dort braucht jeder Mensch statistisch 4,25 globale Hektar – erlaubt wären aber nur 1,48.

Die Folgen betreffen alle: steigende Preise für Ressourcen, Klimarisiken, Artenverlust. Und vor allem eine Frage, die in vielen Familien inzwischen angekommen ist: Was bleibt eigentlich für unsere Kinder?

Ressourcenwende statt Augen zu und durch

Die Ursachen für den enormen Verbrauch liegen im hohen Energiebedarf, im Verkehr, in der industriellen Landwirtschaft und im Bauwesen. Das lässt sich nicht einfach mit technischem Fortschritt auffangen. Es braucht eine politische Richtungsänderung.

Olaf Bandt vom BUND sagt: „Ein Land wie Deutschland, das so viele Ressourcen verbraucht, wirtschaftet schlecht, rücksichtslos und nicht zukunftsorientiert.“ Er fordert ein „wirksames Ressourcenschutzgesetz“ – und nennt Scheinlösungen wie CCS-Technologien „teuer, unerprobt und ein Fortschrittsalibi“.

Forderungen an die neue Regierung

Wer etwas ändern will, muss nicht bei Null anfangen: Der BUND macht konkrete Vorschläge, die sofort umsetzbar sind – und den Alltag kaum einschränken würden.

  • Tempolimit auf Autobahnen
  • Weniger Flächenversiegelung durch neue Gewerbegebiete
  • Konsequenter Umstieg auf Mehrwegverpackungen

Das Ziel ist klar: Statt wie bisher rund 80 Tonnen Rohstoffe pro Person und Jahr sollen es langfristig nur noch sechs bis acht Tonnen sein. So steht es in der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie – umgesetzt ist es bislang nicht.

Kreislaufwirtschaft ernst nehmen – nicht nur versprechen

Eine echte Kreislaufwirtschaft denkt von vornherein in Zyklen: Produkte sollen reparierbar, wiederverwendbar und recycelbar sein. Das bedeutet auch: Weniger Müll, weniger neue Rohstoffe, weniger Abhängigkeit von Importen.

Doch bislang fehlen klare gesetzliche Vorgaben. „Nur echte Kreislaufwirtschaft kann Ressourcen schützen und so ein entscheidender Faktor im Kampf gegen die Klimakrise, das Artensterben und die Rohstoffknappheit werden“, sagt Bandt. Der Handlungsdruck ist enorm – doch die politische Umsetzung stockt.

Frühling erneut viel zu trocken – Droht Deutschland ein Wasserproblem?

Die Auswirkungen des übermäßigen Ressourcenverbrauchs zeigen sich längst auch im Alltag. Der Frühling 2025 war laut dem Umweltbundesamt der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Besonders im März fielen nur rund 21 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge – Böden trockneten aus, die Waldbrandgefahr stieg spürbar.

Dazu passt eine langfristige Entwicklung: Deutschland verfügt zwar im Schnitt über 176 Milliarden Kubikmeter nutzbares Wasser pro Jahr – doch diese Zahl schwankt stark. Im Dürrejahr 2020 lagen die verfügbaren Wasserressourcen bei nur noch 116 Milliarden Kubikmetern. Weniger Regen, mehr Verdunstung, übernutzte Böden: Das natürliche Wasserdargebot steht zunehmend unter Druck.

Vor allem in Hitzephasen oder bei zu trockenen Wintern kann es regional knapp werden – etwa in der Landwirtschaft oder bei der Trinkwasserversorgung. Wer Ressourcen schont, schützt deshalb auch den Wasserkreislauf.

So wird der Overshoot Day berechnet

Das Global Footprint Network berechnet jährlich, wann der Ressourcenverbrauch eines Landes dessen „natürlichen Haushalt“ übersteigt. Grundlage ist die sogenannte ökologische Biokapazität: Wie viele globale Hektar Fläche pro Mensch weltweit nachhaltig zur Verfügung stehen – und wie viel jeder tatsächlich nutzt.

Alle Länder leben auf Pump – jedes auf eigene Weise. Wenn alle so konsumieren würden wie Deutschland, wäre das Naturbudget der Erde schon im Mai erschöpft. © Global Footprint Network 2025, www.overshootday.org and www.footprintnetwork.org
Alle Länder leben auf Pump – jedes auf eigene Weise. Wenn alle so konsumieren würden wie Deutschland, wäre das Naturbudget der Erde schon im Mai erschöpft. © Global Footprint Network 2025, www.overshootday.org and www.footprintnetwork.org

Beispiel Schweiz: 7. Mai wäre weltweiter Kipppunkt

Ein Rechenbeispiel des Global Footprint Network macht das Prinzip deutlich: Würde die gesamte Weltbevölkerung so leben wie die Menschen in der Schweiz, wäre der globale Erdüberlastungstag bereits am 7. Mai erreicht.

Die Berechnung basiert auf aktuellen Daten: Jeder Mensch in der Schweiz beanspruchte im Jahr 2023 durchschnittlich 4,25 globale Hektar Fläche. Weltweit stehen aber nur 1,48 Hektar pro Person zur Verfügung. Teilt man diese Werte und rechnet sie auf die 365 Tage eines Jahres um, ergibt sich: Nach 127 Tagen – also am 7. Mai – wäre das Naturbudget für das gesamte Jahr aufgebraucht.

Damit wäre nicht nur alles verbraucht, was die Natur regenerieren kann, sondern auch das, was eigentlich wilden Arten und natürlichen Rückzugsräumen zusteht.

Kurz zusammengefasst:

  • Erdüberlastungstag erreicht – Deutschland hat bereits am 3. Mai 2025 alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die für das ganze Jahr zur Verfügung stehen.
  • Ursachen sind unter anderem hoher Energieverbrauch, industrielle Landwirtschaft, Verkehr und der Bausektor.
  • Eine konsequente Kreislaufwirtschaft und ein Ressourcenschutzgesetz gelten als zentrale Hebel, um den Verbrauch zu senken und künftige Generationen zu schützen.

Übrigens: Während der Erdüberlastungstag zeigt, wann wir unsere natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben, lädt der Earth Day dazu ein, genau das zu verhindern – mit neun konkreten Schritten für Alltag und Umwelt. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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