Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Verordnung gegen Abholzung bedroht globale Handelsströme

Die EU-Verordnung setzt strenge Standards für entwaldungsfreie Lieferketten und beeinflusst den milliardenschweren Handel mit Rohstoffen.

EU Abholzung Lieferketten

Die Abholzung in Indonesien nimmt extreme Ausmaße an. © Wikimedia

Die Entwaldungsverordnung der EU „EUDR“, die auf den Schutz von Klima und Biodiversität abzielt, fordert, dass ab 2023 eingeführte Rohstoffe nicht aus entwaldeten Gebieten stammen. Diese Regelung beeinflusst die globalen Lieferketten erheblich, da sie Handelsgüter im Wert von jährlich 110 Milliarden Dollar umfasst und mehr als 55 Länder betrifft, wie Bloomberg meldet. Die EU-Verordnung gegen Abholzung erfordert, dass Unternehmen ihre Lieferketten bis zum Ursprungsort der Produkte zurückverfolgen können, was insbesondere für kleine Landwirte eine erhebliche Herausforderung darstellt. Diese müssen nun beweisen, dass ihre Produkte den strengen EU-Standards entsprechen, was die Notwendigkeit einer präzisen Kartierung und Dokumentation ihrer Anbauflächen mit sich bringt.

Große Herausforderung für kleine Bauern

Die EUDR zielt auf Schlüsselrohstoffe wie Kaffee, Kakao, Soja, Palmöl, Vieh, Kautschuk und Holz ab. Diese Produkte müssen laut der Verordnung, die Ende Juni 2023 in Kraft trat, bis zum Ursprungsort zurückverfolgt werden können. Für die betroffenen kleinen Landwirte bedeutet dies einen erheblichen Mehraufwand. Ein Beispiel hierfür bietet die Provinz Lampung in Indonesien, wo Kaffeepflanzer wie Wiyono mit der Kartierung ihrer Ländereien beginnen mussten. Wiyono sagte gegenüber Bloomberg: „Europa macht dies oder das. Ich habe nicht um diesen Kartierungsprozess gebeten, aber unsere Genossenschaften haben ihn arrangiert.“

Investitionen und Unterstützung

Um den kleinen Landwirten zu helfen, die neuen Anforderungen zu erfüllen, hat die EU einen Fonds von 70 Millionen Euro bereitgestellt. Trotz dieser Unterstützung sind viele Landwirte aufgrund fehlender technischer Infrastruktur und mangelnder Schulung schlecht vorbereitet. In Honduras, wo der Kaffeeexport eine lebenswichtige Einnahmequelle darstellt, sind nach Angaben von Bloomberg nur weniger als 20 Prozent der Bauern bereit für die EUDR.

Globale Befürchtungen und wirtschaftliche Auswirkungen

Die Verordnung hat weltweit für Unruhe gesorgt. Länder wie Indonesien und Honduras befürchten erhebliche wirtschaftliche Einbußen, da viele ihrer kleinbäuerlichen Betriebe möglicherweise nicht den neuen EU-Standards entsprechen können. Pamela Coke-Hamilton, die Geschäftsführerin des International Trade Centre, drückte gegenüber Bloomberg die allgemeine Angst aus, dass die neue Regelung die Exporte und damit die finanzielle Grundlage vieler Länder stark beeinträchtigen könnte.

Technologie als Lösung und neue Herausforderung

Unternehmen und Regierungen arbeiten fieberhaft daran, Ländereien weltweit zu geolokalisieren und die entsprechenden Daten zu erfassen. Thomas Vaassen von Meridia Land BV überwacht diesen mühsamen Prozess und berichtet, dass bereits Tausende von Landwirten kartiert wurden, jedoch noch Millionen weitere kartiert werden müssen.

Die Zeit drängt

Während die vollständige Umsetzung der EUDR bis Ende des Jahres geplant ist, sind viele Details zur Implementierung noch ungeklärt. Das wirft Fragen auf, wie genau die Daten in die EU-Systeme integriert und die Importe überwacht werden sollen. Dies alles geschieht vor dem Hintergrund, dass die Regelung schon zu Verschiebungen im globalen Handel geführt hat, wobei Exporteure von Palmöl bereits beginnen, ihre Lieferungen in Nicht-EU-Länder umzuleiten.

Satellitenaufnahme der Abholzung auf der Insel Borneo. Bild: © Dhanashree Jadhav via Wikimedia unter CC4-Lizenz

Was du dir merken solltest:

  • Die EU-Verordnung gegen Abholzung (Deforestation Regulation, EUDR) erfordert, dass ab 2023 eingeführte Rohstoffe nicht aus entwaldeten Gebieten stammen, was die Lieferketten und den Handel im Wert von 110 Milliarden Dollar jährlich betrifft.
  • Kleine Landwirte stehen vor großen Herausforderungen, da sie die Herkunft ihrer Produkte bis zum Ursprungsort nachweisen müssen. Das erfordert umfangreiche Kartierungen und Dokumentationen.
  • Ein EU-Fonds von 70 Millionen Euro unterstützt die Bauern, doch viele sind aufgrund fehlender Infrastruktur und Schulung schlecht vorbereitet.

Bild: © Josh Estey/AusAID via Wikimedia unter CC2-Lizenz

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