Rohstoff-Sensation in Norwegen: Europa bald unabhängig von China?

Geologen haben im Fen Carbonatite Complex im Süden Norwegens das umfangreichste Vorkommen an Seltenen Erden in Europa gefunden.

Seltene Erden

Diese Bohrkerne stammen aus dem Fen Carbonatite Complex in Südnorwegen, der geologischen Formation, in der das bislang größte Seltenerd-Vorkommen Europas gefunden wurde. © Rare Earths Norway

Geologen haben in Norwegen massenweise Seltene Erden entdeckt – das größte Vorkommnis in Europa. Die Lagerstätte im Fen Carbonatite Complex, etwa 100 Kilometer südwestlich von Oslo, enthält bis zu 8,8 Millionen Tonnen rentabel abbaubare Seltenerdoxide.

Rare Earths Norway schätzt, dass allein 1,5 Millionen Tonnen Neodym und Praseodym abgebaut werden könnten. Diese Elemente sind entscheidend für Windkraftanlagen und Elektroautos. Die Lagerstätte könnte rund zehn Prozent des europäischen Bedarfs an Seltenen Erden decken.

Norwegen sichert Europas Rohstoffversorgung

Seltenerdmetalle wie Neodym, Terbium und Dysprosium sind essenziell für moderne Technologien. Sie finden Verwendung in Displays, Akkus, Festplatten und Solarzellen. Zudem sind sie in den starken Magneten von Windkraftgeneratoren und Elektromotoren enthalten. Derzeit kommen rund 90 Prozent der in Europa benötigten Seltenen Erden aus China. Die Entdeckung in Norwegen könnte Europas Abhängigkeit von China reduzieren.

Die Grafik zeigt die weltweiten Reserven und Minenproduktion von Seltenen Erden (Stand 2021). Bild: © Statista

Laut Scinexx handelt es sich bei dem Fen Carbonatite Complex um eine geologische Formation, die vor rund 580 Millionen Jahren durch einen Vulkanschlot entstand. Durch Erosion legte sich das mineralreiche Innere frei.

Norwegen fördert riesige Erzvorkommen

Rare Earths Norway schätzt, dass der Fen Carbonatite Complex etwa 559 Millionen Tonnen Erz mit einem Gehalt von 1,57 Prozent Seltenerdoxiden enthält. Dies übertrifft deutlich andere europäische Lagerstätten. Die bisherigen Schätzungen umfassen nur die oberen 460 Meter der Lagerstätte. Geologen vermuten, dass die Seltenerd-haltige Schicht bis in eine Tiefe von 1.000 Metern reicht.

Sven Dahlgren, Geologe des Bezirks Telemark, betont:

Die Daten bestätigen, dass der Fen Carbonatite Complex damit unzweifelhaft das größte Vorkommen von Seltenen Erden in Europa ist.

Die geologischen Daten zeigen, dass die Lagerstätte noch größer sein könnte als bisher angenommen.

Norwegen plant Pilotanlage und Abbau

Rare Earths Norway plant noch in diesem Jahr eine weitere Bohrkampagne. Diese soll weitere Informationen über die Ausdehnung und Förderbarkeit der Seltenerderze liefern. Zudem planen sie eine Pilotanlage in der Kommune Nome, die neueste Technologien zur Erzverarbeitung nutzen soll.

Alf Reistad, CEO von Rare Earths Norway, erklärt: „Unser Ziel ist es, eine ganzheitliche, kompakte Lieferkette von der Mine bis zum Magneten zu schaffen – und mit weniger Klima- und Umweltauswirkungen als bisher üblich.“ Ein großflächiger Abbau könnte ab 2030 beginnen.

Was du dir merken solltest:

  • Geologen haben im Fen Carbonatite Complex in Norwegen das größte Seltenerd-Vorkommen Europas entdeckt, das bis zu 8,8 Millionen Tonnen rentabel abbaubare Seltenerdoxide enthält, darunter 1,5 Millionen Tonnen Neodym und Praseodym, die für Windkraftanlagen und Elektroautos wichtig sind.
  • Der Fen Carbonatite Complex könnte rund zehn Prozent des europäischen Bedarfs an Seltenen Erden decken und die Abhängigkeit Europas von China verringern, da momentan etwa 90 Prozent der in Europa benötigten Seltenen Erden aus China stammen.
  • Rare Earths Norway plant weitere Erkundungen und den Bau einer Pilotanlage zur Verarbeitung der Erze in der Kommune Nome, mit dem Ziel, ab 2030 großflächigen Abbau zu betreiben und eine umweltfreundlichere Lieferkette zu etablieren.

Bild: © Rare Earths Norway

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