Frühe Adipositas: Drei Viertel der übergewichtigen Jugendlichen haben gravierende Organschäden

Übergewicht im jungen Alter verändert den Körper langfristig und kann schwerwiegende Folgen für Herz, Leber und Stoffwechsel haben, die sich erst im Erwachsenenalter zeigen.

Mädchen mit Übergewicht betrachtet sich im Spiegel

Frühes Übergewicht verändert den Körper dauerhaft – schon in jungen Jahren kann es zu Schäden an Leber und Stoffwechsel führen. © Pexels

Übergewicht in jungen Jahren ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. Wer schon als Teenager stark zunimmt, riskiert tiefgreifende Veränderungen im Körper, die sich oft erst Jahre später zeigen. Eine Untersuchung der Yale School of Medicine macht das jetzt deutlich: Drei Viertel der jungen Erwachsenen, die als Jugendliche adipös waren, haben bereits messbare Organschäden – vor allem an Leber, Herz und Stoffwechsel.

Die Forscher werteten Daten einer groß angelegten US-Gesundheitsbefragung aus, in der Jugendliche und junge Erwachsene über zehn Jahre medizinisch begleitet wurden. So konnten sie nachvollziehen, wie früh Übergewicht den Körper beeinflusst und welche langfristigen Folgen es hat.

Leber, Herz, Stoffwechsel – wie Übergewicht schon mit 20 wirkt

Besonders häufig betroffen ist die Leber. Laut der Yale-Studie hatten 75 Prozent der jungen Erwachsenen mit früher Adipositas eine Fettleber. Das Organ speichert zu viel Fett, entzündet sich und kann vernarben. Diese sogenannte nicht-alkoholische Fettleber gilt inzwischen als Volkskrankheit – und betrifft immer öfter junge Menschen.

Auch andere Blutwerte fielen beunruhigend aus: Rund 40 Prozent der Teilnehmer wiesen erhöhte Blutfette auf, etwa jeder Zehnte hatte bereits eine Vorstufe von Diabetes. Das sind Risikofaktoren, die Herz und Kreislauf über Jahre belasten.

„Drei Viertel der jungen Erwachsenen mit früher Adipositas tragen bereits schwere Organschäden“, schreiben die Forscher der Yale School of Medicine.

Wie frühes Übergewicht den Stoffwechsel entgleisen lässt

Die Daten zeigen, dass starkes Übergewicht im Jugendalter den Stoffwechsel dauerhaft verändert. Fettgewebe produziert Entzündungsstoffe und stört die Wirkung von Insulin. Das bringt den Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Mit der Zeit reagiert der Körper immer schlechter auf das Hormon – und bewegt sich so schleichend auf eine Diabetes zu.

Außerdem lässt Übergewicht in der Jugend den Körper schneller altern. Zellen reagieren empfindlicher auf Entzündungen, und Reparaturprozesse verlangsamen sich. Schon mit Anfang 20 zeigen viele Betroffene Stoffwechselwerte, wie sie sonst bei deutlich Älteren vorkommen.

Viele Jugendliche spüren zunächst nichts davon. Die inneren Schäden entstehen still, während der Körper noch wächst. Gerade das macht frühe Adipositas so gefährlich: Sie greift tief in biologische Abläufe ein, lange bevor jemand krank wirkt.

Zentrale Erkenntnisse aus der Untersuchung:

  • Jugendliche mit starkem Übergewicht hatten doppelt so häufig erhöhte Blutfettwerte wie Gleichaltrige mit Normalgewicht.
  • Der Anteil der Fettlebererkrankungen stieg von etwa 50 auf 75 Prozent im jungen Erwachsenenalter.
  • Etwa jeder Zehnte entwickelte eine messbare Vorstufe von Diabetes.

Früh handeln, um den Körper dauerhaft zu schützen

Die Forscher fordern, dass Prävention früher ansetzen muss – im Kindes- und Jugendalter. Ernährung, Bewegung und regelmäßige Gesundheitschecks seien entscheidend, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Schon kleine Umstellungen können Wirkung zeigen: weniger Zucker, mehr frische Lebensmittel und mehr körperliche Aktivität im Alltag.

Damit Kinder gar nicht erst in einen gefährlichen Kreislauf geraten, braucht es mehr Aufklärung und Unterstützung. Eltern, Schulen und Ärzte sollten stärker zusammenarbeiten, um riskante Entwicklungen früh zu erkennen. Denn je länger Übergewicht besteht, desto schwieriger lässt es sich korrigieren.

Was helfen kann:

  • Mehr Bewegung: Schon 30 Minuten Aktivität pro Tag stabilisieren Blutzucker und Fettwerte.
  • Weniger Zucker: Getränke und Snacks mit hohem Zuckeranteil fördern Fettleber und Gewichtszunahme.
  • Regelmäßige Kontrolle: Leber- und Blutfettwerte sollten auch bei Jugendlichen überprüft werden.

„Übergewicht in der Jugend ist keine Phase, die sich einfach auswächst“, sagt Studienleiter Ashwin Chetty von der Yale School of Medicine. „Es verändert den Stoffwechsel dauerhaft und kann die Gesundheit schon in jungen Jahren massiv belasten.“

Kurz zusammengefasst:

  • Frühes Übergewicht hat langfristige Folgen: Laut der Yale School of Medicine leiden drei Viertel der jungen Erwachsenen, die in der Jugend adipös waren, bereits an Organschäden – besonders an Leber, Herz und Stoffwechsel.
  • Der Körper verändert sich dauerhaft: Fettgewebe fördert Entzündungen und stört den Zuckerstoffwechsel, was zu Fettleber, erhöhten Blutfetten und Diabetes-Vorstufen führen kann – oft, ohne dass Betroffene etwas merken.
  • Frühzeitige Prävention ist entscheidend: Bewegung, bewusste Ernährung und regelmäßige Gesundheitschecks können verhindern, dass sich Übergewicht im Jugendalter zu chronischen Krankheiten entwickelt.

Übrigens: Auch die Uhrzeit kann über Gesundheit und Gewicht entscheiden. Eine neue Analyse der Stanford University legt nahe, dass eine dauerhafte Standardzeit jedes Jahr Hunderttausende Schlaganfälle und Millionen Fälle von Adipositas verhindern könnte – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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