Kommunikation verstärkt die Wirkung von Ibuprofen deutlich

Eine Studie zeigt: Ärztliche Kommunikation beeinflusst, wie stark Medikamente wirken – ein Effekt, der auch Ibuprofen betrifft.

Eine Studie zeigt: Ärztliche Kommunikation beeinflusst, wie stark Medikamente wirken – ein Effekt, der auch Ibuprofen betrifft.

Ärzte können mit positiven Worten das Befinden von Patientinnen und Patienten verbessern – selbst unabhängig vom Wirkstoff. © Freepik

Ob eine Tablette wirklich hilft, hängt nicht nur von ihrem Wirkstoff ab. Manchmal entscheidet schon ein Satz im Behandlungszimmer darüber, wie schnell Beschwerden nachlassen. Genau das hat das Universitätsklinikum Essen in einer aktuellen Untersuchung gezeigt. Die Forscher prüften, wie Kommunikation die Wirkung von Ibuprofen beeinflusst und stießen auf ein Ergebnis, das den Blick auf Arztgespräche verändert.

Kommunikation beeinflusst Wirkung von Ibuprofen spürbar

Die Forscher arbeiteten mit einem bewährten Modell: Alle 124 Teilnehmer waren gesunde Erwachsene im Alter von 19 bis 45 Jahren. Sie erhielten eine Infusion mit Lipopolysaccharid (LPS), einem Stoff, der eine künstliche Entzündung auslöst. Dadurch entwickelten sie typische Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen oder Müdigkeit.

45 Minuten vorher bekam die eine Hälfte der Probanden 600 Milligramm Ibuprofen, die andere eine Placebo-Kapsel. Entscheidend war jedoch, welche Information sie von der Ärztin erhielten.

  • Positive Mitteilung: „Sie erhalten Ibuprofen, das nachweislich Entzündungssymptome lindert.“
  • Neutrale Mitteilung: „Sie erhalten entweder Ibuprofen oder Placebo, 50:50.“

Das Ergebnis: Nach einer positiven Ankündigung fühlten sich die Teilnehmer gesünder. Das galt auch dann, wenn sie nur ein Placebo erhalten hatten.

Placeboeffekt wirkt bei Entzündungen deutlich

Die Forscher erfassten Blutwerte und Befinden. Ibuprofen senkte Entzündungsmarker wie TNF-α und IL-6. Auch Temperatur und Herzfrequenz gingen zurück. Die Art der Kommunikation veränderte diese Messwerte nicht.

Beim subjektiven Erleben zeigte sich jedoch ein klarer Vorteil. Wer eine positive Information bekam, berichtete über:

  • weniger körperliche Symptome wie Kopfschmerzen oder Schüttelfrost
  • weniger Angst und gedrückte Stimmung
  • ein geringeres allgemeines Krankheitsgefühl

Besonders stark war der Effekt, wenn Ibuprofen und positive Erwartung zusammenkamen. Fachleute sprechen vom „Drug-Boosting-Effekt“. Ein wirksames Medikament entfaltet mehr Nutzen, wenn Patienten eine Besserung erwarten.

Worte lindern die psychische Last

Außerdem nahmen Angst, Niedergeschlagenheit und innere Unruhe mit positiver Information deutlich ab. Das passierte auch in der Placebogruppe. Ibuprofen half ebenfalls. Die Kombination aus Wirkstoff und zuversichtlicher Ansage wirkte am stärksten.

Ulrike Bingel vom Universitätsklinikum Essen erklärt:

Wie wirksam eine Behandlung ist, hängt nicht nur von dem Wirkstoff ab, sondern auch von der Erwartungshaltung. Hier liegt ein großes, bislang wenig genutztes Potential für die Optimierung und Personalisierung von medizinischen Behandlungen.

Was Betroffene konkret mitnehmen

Gespräche im Sprechzimmer sind mehr als reine Information. Sie können Beschwerden mindern und die Therapie stützen. Hoffnung und Zuversicht verbessern das Befinden messbar.

Das heißt für Patienten konkret:

  • Eine zuversichtliche Erklärung der Behandlung senkt Ängste und Beschwerden schneller.
  • Erwartung kann Symptome lindern, auch ohne starken Wirkstoff.
  • Bei Medikamenten wie Ibuprofen verstärkt positive Kommunikation den Effekt.

Worte haben damit einen eigenen Wert. Sie prägen, wie Krankheit erlebt wird.

Positive Kommunikation verändert das Befinden risikofrei

Für den klinischen Alltag ergibt sich eine klare Konsequenz. Eine einfache, positive Formulierung wie „Dieses Medikament hilft nachweislich gegen die Symptome“ verändert die Wahrnehmung der Erkrankung. Das lässt sich sofort umsetzen und verursacht keine zusätzlichen Risiken.

Wichtig bleibt die Trennung der Ebenen: Blutwerte, Fieber und Stresshormone reagieren auf den Wirkstoff, das subjektive Befinden reagiert zusätzlich auf Erwartungen.

Kurz zusammengefasst:

  • Kommunikation verstärkt die Wirkung von Ibuprofen: Positive Worte im Arztgespräch steigern, wie stark Patientinnen und Patienten eine Besserung spüren.
  • Ibuprofen wirkt messbar gegen Entzündung: Das Medikament senkt Fieber, Puls und Entzündungswerte, unabhängig von Erwartungen.
  • Psychische Symptome verbessern sich zusätzlich: Hoffnung und Zuversicht reduzieren Angst und Niedergeschlagenheit, selbst wenn kein Wirkstoff gegeben wird.

Übrigens: Viele Frauen leiden jeden Monat unter PMS. Eine Studie zeigt, dass Placebos die Beschwerden lindern können – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Freepik

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