Zu spät geboren? Der Klimawandel könnte Mütter und Babys in Gefahr bringen
Babys kommen immer später: Eine Studie zeigt, dass Luftverschmutzung und Wetterextreme den Geburtszeitpunkt beeinflussen.
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Der Klimawandel kann den Geburtszeitpunkt verschieben. © Unsplash
Klimawandel und Umweltverschmutzung beeinflussen nicht nur das Wetter, sondern auch den Körper von Schwangeren – und die Geburt. Eine neue Studie der Curtin University zeigt, dass Frauen, die während der Schwangerschaft starker Luftverschmutzung und hohen Temperaturen ausgesetzt sind, häufiger später als erwartet entbinden. Besonders betroffen sind Erstgebärende, ältere Mütter und Frauen mit komplizierten Schwangerschaften.
Umweltfaktoren verlängern Schwangerschaften
Für die Studie analysierten Forscher fast 400.000 Geburten in Westaustralien. Sie stellten fest, dass Frauen, die einer hohen Belastung durch Feinstaub (PM2.5) und biothermischen Stress ausgesetzt waren, häufiger über die 41. Schwangerschaftswoche hinaus entbanden. Feinstaub entsteht unter anderem durch Autoabgase, Industrie und Waldbrände. Der sogenannte biothermische Stress beschreibt, wie sich Wetterbedingungen – etwa hohe Temperaturen, Luftfeuchtigkeit oder Wind – auf den menschlichen Körper auswirken.
Dr. Sylvester Dodzi Nyadanu von der Curtin University erklärt, dass bisher vor allem Frühgeburten untersucht wurden. „Wir wissen, dass eine zu frühe Geburt gesundheitliche Risiken birgt. Aber auch eine verspätete Geburt kann negative Folgen haben, und das wurde bislang kaum erforscht“, so Nyadanu.
Wer besonders gefährdet ist
Laut der Studie sind bestimmte Gruppen von Frauen stärker betroffen: Schwangere über 35 Jahre, Erstgebärende, Frauen in Städten und jene mit bestehenden gesundheitlichen Problemen. Die Wissenschaftler vermuten, dass Umweltfaktoren den Hormonhaushalt der werdenden Mutter beeinflussen. Das könnte die natürliche Einleitung der Geburt verzögern.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Hitze und Luftverschmutzung den Schwangerschaftsverlauf beeinflussen können“, sagt Dr. Nyadanu. Die Umweltbedingungen könnten den Körper der Mutter unter Stress setzen, was wiederum hormonelle Abläufe stört, die den Geburtsprozess regulieren.
Medizinische Risiken für Mutter und Kind
Eine verspätete Geburt kann ernste gesundheitliche Folgen haben. Babys, die länger als 41 Wochen im Mutterleib bleiben, haben ein höheres Risiko für Sauerstoffmangel, Geburtskomplikationen oder sogar eine Totgeburt. Zudem kann eine verzögerte Geburt dazu führen, dass ein Kaiserschnitt oder eine Einleitung der Wehen medizinisch notwendig wird.
„Auch für das Kind kann eine zu späte Geburt Folgen haben“, warnt Dr. Nyadanu. „Dazu gehören mögliche Entwicklungsverzögerungen sowie Verhaltensprobleme im frühen Kindesalter.“ Für die Eltern sei die Ungewissheit und das Warten auf den Geburtsbeginn eine große psychische Belastung.
Schutzmaßnahmen dringend erforderlich
Da der Klimawandel extreme Wetterlagen und Luftverschmutzung verstärkt, müsse das Gesundheitsrisiko für Schwangere stärker beachtet werden, so die Forscher der Curtin University. Sie fordern strengere Luftqualitätsstandards und gezielte Schutzmaßnahmen für werdende Mütter.
Es braucht bessere Umweltauflagen und öffentliche Gesundheitsinitiativen, um Schwangere und ihre Kinder vor den Folgen extremer klimatischer Bedingungen zu bewahren.
Dr. Sylvester Dodzi Nyadanu
Auch Ärzte und Hebammen sollten Umweltfaktoren stärker in ihre Schwangerschaftsberatung einbeziehen, um Frauen gezielt zu schützen.
Kurz zusammengefasst:
- Eine Studie der Curtin University zeigt, dass hohe Luftverschmutzung und extreme Temperaturen während der Schwangerschaft das Risiko für verspätete Geburten über die 41. Woche hinaus erhöhen.
- Besonders betroffen sind ältere Mütter, Erstgebärende und Frauen mit bestehenden gesundheitlichen Problemen, da Umweltfaktoren hormonelle Prozesse stören und den Geburtsbeginn verzögern können.
- Da der Klimawandel extreme Wetterlagen und Luftverschmutzung verstärkt, fordern Forscher strengere Umweltauflagen und gezielte Schutzmaßnahmen für Schwangere, um gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind zu minimieren.
Bild: © Unsplash
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