Radon im Winter: In vielen Wohnungen steigt jetzt das Lungenkrebsrisiko
Das radioaktive Gas Radon kann Lungenkrebs verursachen. Fachleute empfehlen deshalb eine regelmäßige Radon-Messung in Innenräumen.
Stoßlüften senkt die Radonbelastung oft schnell – eine Messung zeigt, ob das unsichtbare Gas in der Wohnung zum Problem wird. © Pexels
Im Winter, wenn die Fenster länger geschlossen bleiben, hält sich die Wärme in der Wohnung – und mit ihr ein Risiko, das niemand riecht oder sieht: Radon. Nach Schätzungen sind rund zwei Millionen Menschen in Deutschland dauerhaft erhöhten Konzentrationen dieses radioaktiven Gases ausgesetzt.
Meist liegt die Belastung in Wohnräumen im Jahresmittel bei rund 65 Becquerel pro Kubikmeter, doch einzelne Häuser können deutlich darüber liegen. Brisant wird das vor allem, weil das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Deutschland jährlich bis zu 2.800 Todesfälle durch Radon schätzt. Für Raucher steigt die Gefahr besonders stark: Tabakrauch und Radon wirken zusammen und erhöhen das Lungenkrebsrisiko spürbar.
Warum Radon für Menschen gefährlich wird
Radon ist farb-, geruch- und geschmacklos. Niemand merkt, wenn die Konzentration in der Raumluft steigt. Das BfS rät deshalb, gerade in der Heizsaison eine Radon-Messung durchzuführen. Wenn Türen und Fenster lange geschlossen bleiben, kann sich das Gas im Raum anreichern.
- Radon zerfällt radioaktiv. Dabei entstehen Zerfallsprodukte, die beim Einatmen in die Atemwege gelangen.
- Dort geben sie Strahlung ab und können Zellen im Lungengewebe schädigen – das erhöht über Jahre das Risiko für Lungenkrebs.
„Erhöhte Radon-Werte in Wohnräumen sind ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko“, warnt Bernd Hoffmann, Experte beim BfS. Die Konzentration wird in Becquerel pro Kubikmeter Raumluft gemessen. Liegt der Jahresmittelwert über 300 Bq/m³, sollten Gegenmaßnahmen geprüft werden. Doch auch darunter lässt sich die Belastung oft noch senken.
Günstige Radon-Messung bringt schnell Klarheit über Risiken
Eine Messung ist einfach und günstig. Passive Messgeräte – kleine Kunststoffdosen, die über mehrere Wochen oder Monate im Raum stehen – erfassen die Strahlung, ohne Strom zu benötigen. Nach der Messung werden sie an ein Labor geschickt, das die Werte auswertet. Die Kosten liegen zwischen 30 und 50 Euro pro Raum.
Empfohlen wird, in den Räumen zu messen, in denen man sich häufig aufhält: im Wohnzimmer, Schlafzimmer oder im Arbeitszimmer, wenn regelmäßig von zu Hause gearbeitet wird. Für besonders genaue Ergebnisse eignet sich eine Messdauer von zwölf Monaten. Eine kürzere Messung über die Heizperiode liefert aber bereits verlässliche Daten. „Wenn die Radon-Werte im Winter niedrig sind, kann man recht sicher sein, dass sie es im Sommer auch sind“, erklärt Hoffmann.
Mit einfachen Maßnahmen Radonbelastung wirksam senken
Wer erhöhte Werte misst, muss nicht in Panik geraten, sollte aber handeln. Regelmäßiges Stoßlüften hilft, radonhaltige Luft gegen Frischluft auszutauschen. In vielen Fällen kommt das Gas aus dem Boden. Kleine bauliche Maßnahmen wie das Abdichten von Rissen oder Fugen zwischen Keller und Erdgeschoss können die Belastung deutlich verringern.
„Es gibt ganz klassische Eintrittsstellen, die man selbst erkennen kann: Rohrdurchführungen, Risse in der Bodenplatte oder Kellerwänden“, erklärt Hoffmann. Wenn einfache Maßnahmen nicht ausreichen, können Fachleute prüfen, wie Radon unterhalb des Hauses abgeleitet wird – etwa über eine Drainage oder technische Lüftungssysteme.
Die Belastung ist regional unterschiedlich. In Gegenden mit uranhaltigem Gestein, etwa im Erzgebirge, im Bayerischen Wald oder im Schwarzwald, tritt Radon häufiger auf. Wer wissen möchte, ob der eigene Wohnort betroffen ist, kann die Radon-Karten des BfS nutzen. Dort lässt sich per Postleitzahl prüfen, wie hoch die durchschnittliche Belastung in der Umgebung ist.
Kurz zusammengefasst:
- Radon entsteht im Erdreich und kann durch Risse und Leitungen in Häuser eindringen. In Deutschland sind laut Bundesamt für Strahlenschutz rund zwei Millionen Menschen erhöhten Konzentrationen ausgesetzt.
- Eine Radon-Messung ist einfach, günstig und liefert verlässliche Werte. Besonders im Winter, wenn weniger gelüftet wird, lässt sich das Risiko im eigenen Zuhause zuverlässig einschätzen.
- Mit Lüften, Abdichten oder technischen Anlagen lässt sich Radon wirksam reduzieren. Wer rechtzeitig misst und handelt, kann seine Lunge dauerhaft schützen.
Übrigens: Ausgerechnet Abgase könnten künftig Tankstellen beliefern – südkoreanische Forscher haben einen Katalysator entwickelt, der CO₂ in Treibstoff verwandelt. Mehr dazu in unserem Artikel.
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