Musik statt Morphium: Wie Klänge nach Operationen Schmerzen lindern
Studien zeigen, dass Musik nach Operationen Schmerzen um 20 Prozent reduziert und den Bedarf an Schmerzmitteln deutlich senken kann.
Musik kann mehr, als nur unterhalten. Neue Studien legen nahe, dass das Hören von Musik nach einer Operation den Einsatz von Schmerzmitteln drastisch senken kann. Besonders spannend ist dabei, dass Musik als einfache, kostengünstige und nebenwirkungsfreie Ergänzung zur klassischen Schmerztherapie dient. Dr. Eldo Frezza von der California Northstate University College of Medicine erklärt laut dem New Scientist, dass viele Patienten beim Aufwachen aus der Narkose Angst empfinden oder Schmerzen haben – und hier könnte Musik gezielt helfen.
Frezza und sein Team analysierten die Ergebnisse von 35 Studien, die den Einfluss von Musik auf Schmerzen, Angst, Herzfrequenz und den Verbrauch von Schmerzmitteln untersuchten. Diese Studien umfassten etwa 100 Patienten, die sich entweder Bauch- oder Knochenoperationen unterzogen hatten. Während der eine Teil der Patienten nach der OP Musik hören durfte, blieb es bei den anderen stumm. Dabei zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Patienten, die Musik hörten, berichteten von etwa 20 Prozent weniger Schmerzen.
Weniger Schmerzmittel, mehr Entspannung
Was besonders beeindruckt: Sie benötigten deutlich weniger Schmerzmittel. Tatsächlich sank der Morphinverbrauch der Musikgruppe auf weniger als die Hälfte der benötigten Menge im Vergleich zu der Gruppe ohne musikalische Unterstützung. Das bedeutet nicht nur weniger Nebenwirkungen durch Schmerzmittel, sondern auch ein schnelleres Wiedererlangen der vollen Mobilität nach der OP.
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Neben der Schmerzlinderung verringerte Musik auch den Stress der Patienten. Die Herzfrequenz sank im Schnitt um 4,5 Schläge pro Minute, und das Angstniveau fiel um etwa 2,5 Punkte auf einer Skala von 20 bis 80. Auch wenn das nach einer kleinen Veränderung klingt, betonte Annie Heiderscheit von der Anglia Ruskin University in Cambridge, dass dies einen positiven Trend aufzeige. Musik fördert die Ausschüttung von Serotonin – einer Substanz, die für das Wohlgefühl im Gehirn verantwortlich ist und hilft, Schmerzen und negative Gedanken zu verdrängen.
Einfache Lösung für Krankenhäuser
Musik bietet also nicht nur eine emotionale, sondern auch eine physiologische Wirkung. Für Krankenhäuser könnte dies eine einfache und kostengünstige Methode sein, um den Heilungsprozess ihrer Patienten zu verbessern. „Musik lenkt uns von Schmerzen ab und kann den Krankenhausaufenthalt angenehmer gestalten“, erklärt Heiderscheit. Die Forscher betonten im New Scientist, dass größere, einheitlichere Studien notwendig sind, um die Ergebnisse zu bestätigen. Dennoch gibt es Hoffnung, dass Musikhören bald als Standardmaßnahme nach Operationen in vielen Kliniken eingesetzt wird.
Was du dir merken solltest:
- Musik nach Operationen reduziert Schmerzen um rund 20 Prozent und senkt den Bedarf an Schmerzmitteln erheblich.
- Patienten, die Musik hörten, benötigten weniger als die Hälfte der üblichen Morphinmenge.
- Musik senkt zudem die Herzfrequenz und mindert Angst, was den Heilungsprozess unterstützt.
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