Käse gegen Demenz? – Studie nennt Gouda und andere fettreiche Sorten als möglichen Schutz

Forscher entdeckten einen Zusammenhang zwischen fettreichen Milchprodukten und einem geringeren Demenzrisiko – und stellen damit langjährige Ernährungsempfehlungen in Frage.

Käse liegt auf einem Holzbrett neben einem aufgeschnittenen Brot.

Der positive Effekt auf das Demenzrisiko gilt nur für fettreiche Milchprodukte. © Pexels

Käse mit hohem Fettanteil galt lange als Problemfall auf dem Speiseplan. Zu viel Fett, zu viele Kalorien, ein Risiko für Herz und Gefäße. Eine große Langzeitstudie rückt dieses Bild nun zurecht: Ausgerechnet fettreiche Sorten und Sahne stehen mit einem geringeren Demenzrisiko in Verbindung. Andere Milchprodukte bleiben ohne messbaren Effekt.

Die Auswertung stammt aus Schweden und basiert auf Daten von fast 27.700 Erwachsenen. Die Teilnehmer waren im Schnitt 58 Jahre alt, als die Beobachtung begann. Die Forscher begleiteten sie über rund 25 Jahre. In dieser Zeit erkrankten 3.208 Personen an einer Form von Demenz. Die Ergebnisse wurden von der American Academy of Neurology veröffentlicht.

Langzeitdaten liefern neue Hinweise

Zu Beginn dokumentierten die Teilnehmer ihre Ernährung sehr genau. Sie führten Ernährungsprotokolle und beantworteten Fragen zu ihren Essgewohnheiten. Dabei ging es um Mengen, Häufigkeit und Zubereitung. Besonders im Fokus standen Milchprodukte mit hohem Fettgehalt. Dazu zählen Käsesorten mit mehr als 20 Prozent Fett wie Cheddar, Brie oder Gouda. Auch Sahne mit 30 bis 40 Prozent Fett floss in die Analyse ein.

Die Zahlen fallen deutlich aus. Personen mit einem täglichen Verzehr von mindestens 50 Gramm fettreichem Käse erkrankten seltener an Demenz. Ihr Risiko lag um 13 Prozent niedriger als bei Menschen, die weniger als 15 Gramm pro Tag aßen. Umgerechnet entsprechen 50 Gramm etwa zwei Scheiben Schnittkäse. Auch bei Sahne zeigte sich ein ähnlicher Zusammenhang. Wer täglich mindestens 20 Gramm verzehrte, hatte ein um 16 Prozent geringeres Demenzrisiko.

Effekt hängt vom Produkttyp ab

Entscheidend ist die Differenzierung. Fettarme Milchprodukte zeigten keinen vergleichbaren Effekt. Gleiches gilt für Milch, Joghurt, Kefir oder Butter. Der mögliche Vorteil beschränkt sich auf bestimmte fettreiche Produkte. Die Studienautorin Emily Sonestedt von der Universität Lund ordnet das Ergebnis ein: „Unsere Studie ergab, dass einige fettreiche Milchprodukte das Demenzrisiko senken könnten und damit langjährige Annahmen über Fett und Gehirngesundheit infrage stellen.“

Die Forscher berücksichtigten dabei wichtige Einflussfaktoren. Dazu zählen Alter, Geschlecht, Bildungsstand und die allgemeine Ernährungsqualität. Auch nach diesen Anpassungen blieb der Zusammenhang bestehen. Besonders auffällig zeigt sich der Effekt bei der vaskulären Demenz. Diese Form hängt eng mit Durchblutungsstörungen im Gehirn zusammen. Hier lag das Risiko bei hohem Käsekonsum sogar um 29 Prozent niedriger.

Gene spielen eine zentrale Rolle

Ein weiterer Befund betrifft Alzheimer. Auch hier zeigte sich ein geringeres Risiko, allerdings nur bei Menschen ohne das APOE-e4-Gen. Dieses Gen gilt als wichtiger genetischer Risikofaktor für Alzheimer. Bei Trägern dieser Variante ließ sich kein vergleichbarer Zusammenhang feststellen. Die Ergebnisse unterstreichen, wie stark Ernährung und individuelle Voraussetzungen zusammenspielen.

Sonestedt mahnt daher zur Zurückhaltung bei der Interpretation. „Diese Studie beweist nicht, dass fettreicher Käse oder Sahne vor Demenz schützen. Sie zeigt lediglich einen Zusammenhang“, erklärt sie.

Warum die Ergebnisse überraschen

Über Jahrzehnte galt fettarme Ernährung als Goldstandard. Viele Leitlinien empfahlen, besonders gesättigte Fette zu reduzieren. Die neue Analyse widerspricht dieser pauschalen Sicht. Sie legt nahe, dass Fett nicht automatisch schädlich für das Gehirn ist. Offen bleibt jedoch, welche Bestandteile im Käse den Effekt erklären. Denkbar sind bestimmte Fettsäuren oder bioaktive Stoffe, die bei fettreichen Sorten stärker vertreten sind.

Auch kulturelle Unterschiede spielen eine Rolle. In Schweden wird Käse häufig kalt gegessen. In anderen Ländern landet er oft stark erhitzt oder in Kombination mit Fleisch auf dem Teller. Sonestedt weist darauf hin, dass weitere Studien in anderen Ländern nötig sind, um die Ergebnisse zu überprüfen.

Kurz zusammengefasst:

  • Menschen, die regelmäßig fettreichen Käse oder Sahne aßen, erkrankten in einer Langzeitstudie seltener an Demenz als Personen mit geringem Konsum.
  • Dieser Zusammenhang zeigte sich nur bei bestimmten Produkten und nicht bei fettarmen Milchprodukten oder Milch.
  • Die Studie belegt keinen Schutz durch Käse, sondern einen statistischen Zusammenhang und relativiert einfache Regeln zu Fett in der Ernährung.

Übrigens: Während fettreicher Käse in Studien mit einem geringeren Demenzrisiko in Verbindung steht, kann er nachts das Gegenteil bewirken – zumindest bei Menschen mit Laktoseintoleranz, die nach dem Verzehr häufiger von Albträumen berichten. Wie Ernährung den Schlaf und sogar Trauminhalte beeinflussen kann, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert