Gefährlicher Trend: Warum Vapen das Rauchen nicht ersetzt, sondern verschärft

Vapen gilt als harmloser Ersatz für Zigaretten, doch Studien zeigen erhebliche Gesundheitsrisiken. Experten warnen vor Aromastoffen und steigender Nikotinabhängigkeit.

Experten warnen vor den unterschätzten Gesundheitsrisiken des Vapens, besonders für Jugendliche. © Pexels

Vapen birgt unterschätzte Gesundheitsrisiken, besonders für Jugendliche. © Pexels

Vapen, oft als gesündere Alternative zum Rauchen beworben, gerät zunehmend in die Kritik. Zwar verzichten E-Zigaretten auf die Verbrennung von Tabak, doch Wissenschaftler und Ärzte warnen, dass der Dampf keineswegs harmlos ist. Professor Wolfram Windisch, Pneumologe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, bezeichnet das Vaping im Interview mit der FAZ als „brandgefährlichen Feldversuch“. Besonders die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche bereiten ihm große Sorgen.

Tabakriesen und ihr zweifelhaftes Versprechen: Eine rauchfreie Zukunft?

Tabakkonzerne wie Philip Morris preisen Vapen als Schritt in eine „rauchfreie Zukunft“ an. Doch Windisch hält diese Aussage für „kein bisschen glaubwürdig“. Die Hersteller richten ihre Marketingstrategien gezielt an Kinder und Jugendliche, etwa mit bunten Einmal-Geräten und süßen Aromen wie Schoko-Kaugummi. Diese sollen das Inhalieren erleichtern und den Einstieg attraktiver machen. Die Aromastoffe unterdrücken laut Windisch den Hustenreiz und vermitteln das Gefühl, dass Vapen harmlos sei. Dadurch würden viele Jugendliche in eine Nikotinabhängigkeit geführt.

Während einige Verbraucherschützer behaupten, Dampfen sei weniger schädlich als Rauchen, widerspricht Windisch entschieden.

Wenn Sie aus dem zehnten statt aus dem hundertsten Stock springen, ist das auch nicht weniger tödlich.

Professor Wolfram Windisch

Zwar enthalte der Dampf weniger Schadstoffe, doch die Kombination von Chemikalien, Nikotin und Aromastoffen könne sogar schädlicher sein als herkömmliche Zigaretten.

Wie süße Aromen Jugendliche in die Nikotin-Falle locken

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass E-Zigaretten bis zu 16.000 Aromastoffe enthalten könnten. Doch viele dieser Substanzen wurden nur auf ihre Wirkung bei oralem Konsum geprüft, nicht auf die Inhalation. Windisch betonte, dass die Lunge ganz anders reagiert als der Magen-Darm-Trakt. Einige der Chemikalien könnten Krebs fördern oder schwere Entzündungen auslösen. Ohne Langzeitstudien sei es unmöglich, die genauen Risiken zu beziffern.

Besonders alarmierend ist laut dem Mediziner der Einfluss auf junge Menschen. Studien zeigen, dass Nikotin bei Jugendlichen das Gehirnwachstum hemmen kann. Zudem erhöht Vapen die Wahrscheinlichkeit, später auch herkömmliche Zigaretten zu konsumieren.

Wer mit Vapes anfängt, greift später mit höherer Wahrscheinlichkeit auch zu klassischen Zigaretten.

Professor Wolfram Windisch

Unsichtbare Gefahr: Was der Dampf in der Lunge anrichtet

Windisch fordert ein Verbot von Aromastoffen in E-Zigaretten und striktere Kontrollen für Einmalgeräte. Diese seien nicht nur ökologisch bedenklich, sondern auch besonders bei Jugendlichen beliebt. Zudem kritisierte er die mangelnde Umsetzung bestehender Gesetze. „Kinder dürfen E-Zigaretten gar nicht kaufen – dennoch bekommen sie sie an jeder Ecke“, sagte er.

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Auch die Kennzeichnung von Inhaltsstoffen sei laut Windisch problematisch. Häufig überschritten Vapes die zulässigen Nikotinmengen oder enthielten nicht deklarierte Substanzen. Der Experte fordert in dem Fall ein Verkaufsverbot solcher Produkte.

E-Zigaretten als Umweltproblem und Gesetzeslücke

Für Raucher, die von herkömmlichen Zigaretten loskommen wollen, empfiehlt Windisch eine Kombination aus Aufklärung, Nikotinersatztherapie und Verhaltenstherapie. Er kritisierte, dass viele dieser Ansätze nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Niedrigschwellige Angebote und Apps auf Rezept, die bei der Entwöhnung unterstützen, sind laut dem Arzt sinnvoller. E-Zigaretten sind jedoch keine Lösung, wenn man von Zigaretten wegkommen will.

Der Weg raus aus der Nikotinsucht: Was wirklich hilft

Die gesundheitlichen Schäden durch Vapen bleiben ein großes Problem. Windisch betonte, dass auch das Rauchen im Freien nicht unterschätzt werden dürfe. An manchen Orten überschreiten die Feinstaubwerte durch Zigarettenrauch die zulässigen Grenzwerte um ein Vielfaches. „Das Rauchen im Freien schafft zudem die Möglichkeit für Jugendliche, mit dem Rauchen anzufangen, es suggeriert eine fatale Normalität des Rauchens“, erklärte er.

Professor Windisch sieht in der aktuellen Entwicklung ein gesellschaftliches Drama. Vapen, ursprünglich als weniger schädliche Alternative gedacht, habe sich zu einer ernsthaften Gefahr für junge Menschen entwickelt.

Was du dir merken solltest:

  • Vapen wird oft als weniger schädliche Alternative zum Rauchen dargestellt, doch Experten warnen vor teils noch größeren Gesundheitsrisiken durch Nikotin, Aromastoffe und chemische Verbindungen.
  • Besonders Kinder und Jugendliche sind gefährdet, da Aromastoffe den Einstieg erleichtern und das Risiko für Nikotinabhängigkeit und späteres Rauchen erhöhen können.
  • Strengere Gesetze, ein Verbot von Aromastoffen und besser zugängliche Entwöhnungsprogramme gelten als zentrale Maßnahmen, um die Gefahren des Vapens einzudämmen.

Übrigens: Rauchen und schädliche Bakterien führen zu DNA-Schäden, die Darmkrebs begünstigen können. Eine Studie deckt die genetischen Mechanismen dahinter auf. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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