Simple Medikamente können das Leben von Herzpatienten retten – doch sie kommen oft zu spät zum Einsatz

Wer nach einem Herzinfarkt früh behandelt wird, hat bessere Chancen zu überleben. Doch viele Patienten bekommen die nötige Kombination nicht rechtzeitig.

Einfache Medikamente retten Leben nach einem Herzinfarkt

Nach einem Herzinfarkt ist die medizinische Nachsorge besonders wichtig. © Vecteezy

Ein Herzinfarkt verändert alles. Für viele beginnt danach ein Wettlauf gegen die Zeit – denn gerade die ersten zwölf Wochen nach dem Ereignis sind entscheidend. Eine neue Studie der Universität Lund zeigt jetzt: Wer in dieser sensiblen Phase nach einem Herzinfarkt die richtigen Medikamente bekommt, kann sein Risiko für weitere Infarkte oder gar den Tod deutlich senken. Und das Beste daran: Es braucht keine neuen Wunderpillen – sondern bekannte, einfache Wirkstoffe, die gezielt kombiniert werden.

Warum es nicht reicht, nur Statine zu geben

Nach einem Infarkt bleiben die Blutgefäße besonders empfindlich. Schon kleinste Veränderungen können zu einem erneuten Gefäßverschluss führen. Deshalb verschreiben Ärzte meist sofort nach dem Herzinfarkt sogenannte Statine – Medikamente, die das „schlechte“ LDL-Cholesterin (Low-Density LipoproteinCholesterin) im Blut senken. Doch allein reichen sie oft nicht aus. Viele Patienten erreichen ihre Zielwerte nicht und bleiben weiter gefährdet.

Hier setzt die Forschung von Margrét Leósdóttir an. Sie ist leitende Kardiologin am Universitätskrankenhaus im schwedischen Malmö und Professorin an der Universität Lund und sagt klar: „Heute wird die Behandlung oft zu zögerlich angepasst. Sie ist oft ineffektiv – und viele Patienten bleiben ohne die nötige Betreuung.“ Dabei gäbe es längst eine sichere und bezahlbare Ergänzung: Ezetimib – auch ein Cholesterinsenker.

Zwei Medikamente – doppelte Wirkung

In ihrer Studie hat Leósdóttir untersucht, wie sich der Zeitpunkt der Ezetimib-Gabe auf den weiteren Krankheitsverlauf auswirkt. Das Ergebnis: Wer innerhalb der ersten zwölf Wochen nach dem Infarkt zusätzlich zu Statinen auch Ezetimib bekam, hatte ein deutlich geringeres Risiko für einen weiteren Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Auch die Sterblichkeit war niedriger.

Für die Untersuchung griff das Team auf Daten von 36.000 Betroffenen zurück, die zwischen 2015 und 2022 in Schweden einen Infarkt erlitten hatten. Mit aufwendigen statistischen Modellen bildeten die Forscher eine virtuelle klinische Studie. Das Ziel: den Effekt der frühen Kombinationstherapie sichtbar machen – und das gelang eindrucksvoll.

Warum Ärzte oft zögern

Trotz der überzeugenden Daten kommt Ezetimib bisher nur zögerlich zum Einsatz. „Die aktuellen Leitlinien empfehlen eine stufenweise Ergänzung der Therapie. Das dauert und ist oft zu spät“, so Leósdóttir. Zudem herrsche ein gewisser Respekt vor möglichen Nebenwirkungen oder einer Überbehandlung. Doch gerade in dieser Hinsicht gibt sie Entwarnung: „Das Medikament verursacht wenige Nebenwirkungen, ist günstig und in vielen Ländern verfügbar.“

Auch andere Kliniken in Schweden setzen mittlerweile auf neue Therapien nach einem Herzinfarkt, die gezielt frühzeitig die Kombination beider Medikamente enthält. Das Ergebnis: Zwei Monate nach dem Infarkt haben doppelt so viele Patienten ihr LDL-Ziel erreicht. Für Leósdóttir ist das ein starkes Argument für ein Umdenken.

Hoffnung auf neue Standards in der Behandlung

Die schwedischen Forscher wollen mit den neuen Erkenntnissen nun den Weg für veränderte medizinische Leitlinien ebnen. „Meine Hoffnung ist, dass noch mehr Krankenhäuser ihre Abläufe überdenken. So bekommen mehr Menschen rechtzeitig die richtige Therapie – und wir können unnötiges Leid und Tod verhindern“, sagt Leósdóttir.

Kurz zusammengefasst:

  • Die ersten zwölf Wochen nach einem Herzinfarkt sind entscheidend, weil in dieser Zeit das Risiko für weitere Infarkte besonders hoch ist.
  • Laut der einer Studie der Universität Lund senkt die frühe Kombination von Statinen und Ezetimib das Risiko für neue Herzinfarkte und Todesfälle deutlich.
  • Trotz guter Verträglichkeit und Verfügbarkeit wird Ezetimib noch zu selten frühzeitig eingesetzt – ein Umdenken könnte Leben retten.

Bild: © Vecteezy

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert