Neuer Kinder-Inhalator halbiert Asthmaanfälle – Studie zeigt überraschend klaren Vorteil
Ein neuer Inhalator senkt Asthmaanfälle bei Kindern um 45 Prozent – ohne zusätzliche Risiken für Wachstum oder Sicherheit.

Der neue Inhalator kombiniert zwei Wirkstoffe, die nicht nur akute Beschwerden lindern, sondern auch die Entzündung in den Atemwegen bekämpfen (Symbolbild). © Pexels
Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. In Deutschland sind mehr als eine Million Kinder betroffen. Viele Familien begleitet die ständige Unsicherheit: Wann kommt es zum nächsten Anfall? In der Schule, beim Spielen oder in der Nacht? Die gängigen Medikamente helfen zwar im akuten Moment, doch sie verhindern nicht, dass die Attacken immer wieder auftreten.
Eine internationale Studie verspricht nun Abhilfe: Ein neu entwickelter Inhalator, der zwei Wirkstoffe kombiniert, reduziert die Zahl der Asthmaanfälle bei Kindern deutlich. Die Ergebnisse sind so eindeutig, dass sie nicht nur den Alltag von Familien erleichtern könnten, sondern auch die Behandlung weltweit verändern.
Zwei Wirkstoffe statt nur schnelle Hilfe
Der neue Inhalator setzt auf Budesonid, ein entzündungshemmendes Kortikosteroid, und Formoterol, einen schnell wirksamen Wirkstoff, der die Atemwege erweitert. Damit wird nicht nur die akute Atemnot gelindert, sondern auch die Entzündung im Körper bekämpft – ein entscheidender Unterschied zur bisher üblichen Behandlung mit Salbutamol. Dieses sorgt zwar für schnelle Linderung, wirkt aber nicht vorbeugend.
„Ein Asthmaanfall kann für Kinder und ihre Eltern sehr beängstigend sein“, erklärt Professor Andrew Bush vom Imperial College London. „Ich bin sehr froh, dass wir nachweisen konnten, dass ein Inhalator, der Anfälle deutlich reduziert – und bei Erwachsenen bereits als Durchbruch gilt – auch für Kinder mit mildem Asthma sicher ist.“
Erste große Studie mit Kindern
Die Ergebnisse stammen aus der CARE-Studie (Children’s Anti-inflammatory Reliever), die vom Medical Research Institute of New Zealand gemeinsam mit dem Imperial College London durchgeführt wurde. Insgesamt nahmen 360 Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren teil.
Die Hälfte der Kinder nutzte den neuen Kombi-Inhalator, die andere Hälfte weiterhin Salbutamol – jeweils nur bei Bedarf. Über ein Jahr hinweg zeigten sich klare Vorteile für die neue Therapie:
- 45 Prozent weniger Asthmaanfälle bei den Kindern mit Budesonid-Formoterol
- 0,23 Anfälle pro Kind und Jahr statt 0,41 mit Salbutamol
- 18 Anfälle weniger pro 100 Kinder im Jahr
- Keine Unterschiede beim Wachstum oder bei der Lungenfunktion
- Nebenwirkungen traten ähnlich häufig auf: 91 Prozent bei Budesonid-Formoterol, 92 Prozent bei Salbutamol
„Zum ersten Mal konnten wir belegen, dass diese Therapie auch bei Kindern wirkt. Diese evidenzbasierte Behandlung kann die Asthma-Versorgung für Kinder weltweit verbessern“, sagt der leitende Autor der Studie, Dr. Lee Hatter.
Entlastung für Familien und Gesundheitssystem
Für betroffene Familien sind das hoffnungsvolle Neuigkeiten: Weniger Asthmaanfälle bedeuten weniger Angst, weniger Fehlzeiten in der Schule und mehr Freiheit im Alltag. Kinder können Sport treiben, ohne ständig einen Notfall im Hinterkopf zu haben. Eltern müssen seltener Notdienste in Anspruch nehmen oder kurzfristig Arzttermine organisieren.
Auch das Gesundheitssystem profitiert: Jeder verhinderte Anfall bedeutet weniger Kosten für Notaufnahmen, Krankenhausaufenthalte oder Folgeschäden. Das könnte langfristig nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch die Belastung für Krankenkassen und Ärzte reduzieren.
Anpassung internationaler Leitlinien möglich
Bisher galt der neue Inhalator in vielen Ländern bereits für Erwachsene als bevorzugte Therapie. Für Kinder fehlten jedoch wissenschaftliche Belege. Mit den aktuellen Daten könnte sich das ändern.
Professor Richard Beasley, Direktor des Medical Research Institute of New Zealand, sieht darin einen Meilenstein:
Die neuen Ergebnisse haben das Potenzial, die internationale Versorgung von Kindern mit Asthma grundlegend zu verändern.
Auch Professorin Helen Reddel von der Global Initiative for Asthma (GINA) hebt die Bedeutung hervor: „Asthmaanfälle beeinträchtigen die körperliche, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern erheblich. Prävention muss oberste Priorität haben.“
Millionen Kinder weltweit betroffen
Weltweit sind laut Schätzungen rund 113 Millionen Kinder und Jugendliche von Asthma betroffen. Gerade in Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung oder eingeschränktem Zugang zu modernen Medikamenten sind die Unterschiede in der Behandlung groß. Ein wirksamerer Inhalator, der zugleich sicher und unkompliziert einzusetzen ist, könnte für viele dieser Kinder einen echten Unterschied machen.
Kurz zusammengefasst:
- Ein moderner Inhalator mit Budesonid und Formoterol hat in einer Studie mit 360 Kindern die Zahl der Asthmaanfälle um 45 Prozent gesenkt – ohne zusätzliche Nebenwirkungen.
- Im Vergleich zum bisherigen Standardmedikament Salbutamol schützt die neue Kombination wirksamer, verhindert Anfälle und ist bereits ab fünf Jahren sicher einsetzbar.
- Millionen Kinder weltweit könnten von dieser Therapie profitieren – auch in Deutschland, wo über eine Million Kinder mit Asthma leben.
Übrigens: Nicht nur Bildschirme und fehlendes Tageslicht lassen Kinderaugen schlechter sehen. Neue Daten aus Birmingham zeigen: Auch verschmutzte Luft mit Feinstaub und Stickoxiden schädigt die Sehkraft – besonders bei Grundschülern. Mehr dazu in unserem Artikel.
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