Jede dritte Wohnung überhitzt: Franzosen sind gefährlichen Temperaturen in den eigenen vier Wänden schutzlos ausgeliefert

Bei sommerlicher Hitze bieten viele Wohnung in Frankreich keinen ausreichenden Schutz. Eine Gesetzesreform soll nun Abhilfe schaffen.

Wohnung wird für Millionen Franzosen zur Gefahr bei Hitze

Frankreich hat ein strukturelles Problem mit zu heißen Wohnungen – der Klimawandel dürfte es nur noch verschärfen. © Unsplash

Im Sommer 2024 starben in Frankreich 3.700 Menschen durch extreme Hitze, doch zu Hause bleiben ist für viele auch keine Option: Fast jeder zweite Franzose war selbst in der eigenen Wohnung den gefährlich hohen Temperaturen ausgesetzt. Dabei war der Sommer nicht einmal außergewöhnlich heiß. Die französische Stiftung für Wohnraum, die sich für benachteiligte Haushalte einsetzt, hat daher in Zusammenarbeit mit Abgeordneten aus sieben Parlamentsfraktionen eine Gesetzesinitiative auf den Weg gebracht. Ziel dieser Initiative ist es, Wohnräume besser gegen sommerliche Hitze auszurüsten.

Sonnenschutz fehlt in Millionen Haushalten

Derzeit gilt laut der Stiftung jede dritte Wohnung in Frankreich als „Logement bouilloire“ (zu Deutsch so viel wie „Wasserkocher-Wohnung“), in denen das Wohnen an heißen Sommertagen kaum möglich ist. Christophe Robert, Generalsekretär der Stiftung, erklärt, dass Bewohner armer Viertel, ältere Menschen, Jugendliche und Menschen mit wenig Einkommen besonders betroffen sind.

Das Problem ist strukturell und wird sich mit den wiederkehrenden Hitzesommern stark verschärfen.

Robert

Laut Angaben der Stiftung verfügen 40 Prozent der Wohnungen nicht über einen ausreichenden äußeren Sonnenschutz. Selbst in Neubauten und umfassend sanierten Häusern wird der Schutz vor sommerlicher Überhitzung oft vernachlässigt. Besonders auffällig: Nur zehn Prozent der Wohnungen mit der besten Energieeffizienzklasse bieten im Sommer einen guten Wohnkomfort.

Die geplante Gesetzesreform greift mehrere Punkte auf. So soll das Risiko von Überhitzung in die Definition von Energiearmut aufgenommen werden. Stromsperren sollen ganzjährig untersagt werden, damit Haushalte bei Hitze nicht auf Ventilatoren verzichten müssen.

Gesetz bringt neue Pflichten für Eigentümer

Geplant ist außerdem, dass Immobilienanzeigen künftig den sogenannten „Sommerkomfort“ eines Objekts ausweisen müssen. Ab dem Jahr 2030 soll ein verbindlicher Renovierungsplan für besonders betroffene Mietwohnungen greifen. Die Stiftung für Wohnraum fordert dafür eine Aufstockung der öffentlichen Fördermittel. Mit einer jährlichen Erhöhung um eine Milliarde Euro könnten laut ihr bis 2040 alle Wohnungen in Frankreich mit einfachen Mitteln wie Ventilatoren und Sonnenschutz ausgestattet werden.

Nach Einschätzung der Stiftung fehlt Hitzeschutz oft bei Bau- und Sanierungsvorhaben. Deshalb schlägt sie vor, Abstimmungsverfahren in Wohnungseigentümergemeinschaften zu vereinfachen. Vorgaben der Denkmalbehörden zur äußeren Gebäudegestaltung sollen ebenfalls gelockert werden, um Sonnenschutz einfacher umzusetzen.

Die Stiftung fordert entschlossenes Handeln – von der Politik über Vermieter bis zur Bauwirtschaft –, damit gefährliche Wohnverhältnisse in heißen Sommern gar nicht erst entstehen.

Kurz zusammengefasst:

  • In Frankreich gilt jede dritte Wohnung als überhitzt und damit gesundheitlich bedenklich bei hohen Temperaturen.
  • Im Sommer 2024 starben 3.700 Menschen an den Folgen extremer Hitze, 42 Prozent litten unter hohen Temperaturen in ihrer Wohnung.
  • Die französische Stiftung für Wohnraum fordert umfassende gesetzliche Maßnahmen, um Wohnungen besser gegen Hitze zu schützen und soziale Ungleichheit zu verringern.

Übrigens: Bei steigender Hitze tickt auch die biologische Uhr des Menschen schneller – hohe Temperaturen beschleunigen den Alterungsprozess. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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