Wenn Liebe vergeht: Psychologe erklärt, wie man sich entlieben kann

Psychologieprofessor Lars Penke erklärt die unterschiedlichen Phasen der Liebe, von der leidenschaftlichen Verliebtheit bis zur stabilen, kameradschaftlichen Liebe.

Paar

Von der anfänglichen Leidenschaft bleibt nach längerer Beziehung oftmals nicht viel übrig - dafür folgt tiefe Verbundenheit. © Midjourney

In langjährigen Beziehungen ist das Entlieben ebenso komplex wie das Phänomen des Verliebens selbst. Professor Lars Penke, ein Experte auf dem Gebiet der Psychologie, erläutert die unterschiedlichen Stadien der Liebe und wie sich diese über die Zeit wandeln können.

Penke unterscheidet im Interview mit auf Onmeda.de zwischen zwei Arten der Liebe: die leidenschaftliche Liebe, auch Verliebtheit genannt, und die kameradschaftliche Liebe. Die leidenschaftliche Liebe sei, laut Penke, von Unsicherheit geprägt, da die Zuneigung des Partners noch nicht gesichert ist. Diese Form der Liebe sei intensiv, aber naturgemäß nicht von Dauer. Der Psychologieprofessor beschreibt sie als eine Art suchtähnliche Fixation, die dazu bestimmt sei, zu vergehen, sobald eine tiefere Vertrautheit mit dem Partner entsteht.

Der Übergang zur kameradschaftlichen Liebe

Im Idealfall transformiert sich die leidenschaftliche Liebe im Verlauf einer Beziehung in kameradschaftliche Liebe. Diese zweite Phase sei durch tiefe Vertrautheit und Sicherheit gekennzeichnet, ähnlich der Bindung zwischen Eltern und Kind, und biete ein stabiles Fundament für langanhaltende Beziehungen. Diese Bindung beruhe auf evolutionären Prozessen, die für die Eltern-Kind-Beziehung entwickelt wurden.

Wie Brüche in der Bindung entstehen

Trotz der Stabilität kameradschaftlicher Liebe können Beziehungen scheitern, wenn das fundamentale Vertrauen erschüttert wird. Penke führt aus, dass Lügen, Vernachlässigungen oder Untreue das Vertrauen untergraben und somit die Bindung schwächen können. In solchen Fällen überwiegen die negativen Aspekte die Vorteile der Beziehung, was zu einer emotionalen und oft physischen Trennung führen kann.

Für Personen, die emotional labil sind, ist das Entlieben besonders herausfordernd. Sie neigen dazu, aus Angst vor dem Alleinsein an einer Beziehung festzuhalten, selbst wenn das Vertrauen bereits verloren gegangen ist. Diese ängstlich-ambivalente Bindung hält sie in ungesunden Beziehungsstrukturen gefangen.

Strategien zum Entlieben

Penke diskutiert auch Wege, wie man sich aktiv entlieben kann. Das Verbrennen von Erinnerungsstücken und das Fokussieren auf negative Erfahrungen sind Strategien, um sich emotional von einem ehemaligen Partner zu lösen. Diese Maßnahmen erleichtern es, die Vertrautheit zu durchbrechen und sich von der Beziehung zu distanzieren. Ebenso wird Flirten als Methode genannt, die helfen kann, sich neue soziale und emotionale Optionen zu eröffnen und so die Fixierung auf den Ex-Partner zu überwinden.

Für Menschen, die unglücklich verliebt sind und deren Gefühle nicht erwidert werden, kann das allmähliche Nachlassen der Verliebtheit ebenfalls eine Befreiung darstellen. Diese Situation ist mit einem Computerspiel vergleichbar, bei dem das Interesse nachlässt, wenn keine Erfolgserlebnisse mehr erfolgen.

Professor Penkes Einblicke bieten ein tiefes Verständnis dafür, wie die Dynamiken der Liebe die emotionale Gesundheit beeinflussen können, und unterstreichen die Notwendigkeit, bewusst mit den eigenen Gefühlen umzugehen.

Bild: © Midjourney

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