Harry Potter wählt wie man selbst, Darth Vader nicht – zumindest denken das viele Leute

Helden sind immer auf der eigenen Seite – denken viele zumindest. Eine Studie zeigt, wie politische Überzeugungen auf fiktive Figuren projiziert werden.

Filmschurken wie Darth Vader werden von vielen Menschen konsequent in das politisch „gegnerische“ Lager gesteckt. © Pexels

Filmschurken wie Darth Vader werden von vielen Menschen konsequent in das politisch „gegnerische“ Lager gesteckt. © Pexels

Fiktive Charaktere wie Harry Potter stimmen in den Köpfen vieler Menschen für die eigene Politik, während Filmschurken wie Darth Vader zum politischen Gegner gehören. Auf dieses Phänomen stieß eine Studie der University of Southampton.

Das vermeintliche Wahlverhalten von Helden und Schurken

Die Forscher befragten 3.200 Menschen in Großbritannien und den USA. Sie sollten einschätzen, ob bekannte Figuren wie Harry Potter oder Darth Vader für die eigene oder eine andere Partei stimmen würden. Das Ergebnis: Die Teilnehmer der Befragung waren 20 Prozent wahrscheinlicher davon überzeugt, dass ein Held ihre eigene Partei unterstützen würde. Gleichzeitig ordneten sie Schurken eher der Gegenseite zu.

Die University of Southampton sieht darin einen Mechanismus, der politische Polarisierung verstärken könnte. „Wenn wir ‚Schurken‘ der anderen Seite zuordnen, neigen wir auch dazu, dieser Gruppe immer mehr negative Eigenschaften zuzuschreiben“, erklärt Dr. Stuart Turnbull-Dugarte, Leiter der Studie.

„Wenn es schlecht war, müssen es die anderen gewesen sein“

In einem zweiten Experiment testeten die Forscher, wie Menschen sich an politische Nachrichten erinnern. 1.600 Teilnehmer in Großbritannien lasen je eine von zwei Geschichten über einen Lokalpolitiker: In der einen spendete er Geld für wohltätige Zwecke, in der anderen veruntreute er es. Entscheidend war, dass die Parteizugehörigkeit des Politikers nie genannt wurde.

Dennoch gaben rund 17 Prozent der Befragten an, sich zu „erinnern“, welcher Partei der Politiker angehörte – und zwar entlang ihrer eigenen politischen Präferenzen. Wohltätige Politiker wurden der eigenen Partei zugeordnet, korrupte dem politischen Gegner. Selbst Befragte, die sich unsicher waren und rieten, folgten meist diesem Muster.

Projektion verstärkt politische Gräben

Laut den Forschern verstärkt diese Verzerrung die politische Spaltung. „Menschen glauben, dass Helden eher zu ihrer eigenen Gruppe gehören, können aber akzeptieren, dass ein gewisser Anteil dies nicht tut. Bei der Zuordnung von Schurken zur anderen Gruppe waren die Befragten jedoch deutlich konsequenter“, so Turnbull-Dugarte.

Besonders stark trat dieses Phänomen bei Befragten mit ausgeprägter politischer Identität auf. Dabei zeigte sich ein Unterschied zwischen linken und rechten Wählern: Linke neigten noch stärker dazu, ihre politischen Überzeugungen auf Figuren zu projizieren.

Die politische Wahrnehmung wird also stark durch emotionale Bindungen beeinflusst – ein Umstand, den es zu überwinden gilt. 

Um die zunehmende politische Spaltung zu überwinden, müssen wir erkennen, dass wir heroische und schurkische Eigenschaften oft entlang parteipolitischer Linien projizieren. Zudem sollten wir uns bewusst machen, dass die Realität stets komplexer und nuancierter ist, als unsere Vorurteile es uns glauben lassen.

Dr. Stuart Turnbull-Dugarte

Kurz zusammengefasst:

  • Menschen neigen dazu, ihre politischen Überzeugungen auf fiktive Charaktere zu projizieren, sodass sie Helden ihrer eigenen Partei und Schurken der Gegenseite zuordnen.
  • Eine Studie der University of Southampton zeigt, dass diese Verzerrung auch bei der Erinnerung an reale Politiker auftritt: Wohltätige werden häufiger der eigenen Partei zugeschrieben, korrupte dem politischen Gegner.
  • Dieses Denkmuster verstärkt politische Polarisierung und beeinflusst, wie Menschen Informationen wahrnehmen und interpretieren.

Bild: © Pexels

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