Schöner ohne Tattoos? Studie zeigt überraschende Unterschiede

Was ist noch schön, was schon zu viel? Eine Studie deckt auf, wie Alter und Tattoos unsere Sicht verändern.

Tattoos sind längst Teil der Mainstream-Kultur, aber wie beeinflussen sie unsere Wahrnehmung von Schönheit? © Unsplash

Tattoos sind längst Teil der Mainstream-Kultur, aber wie beeinflussen sie unsere Wahrnehmung von Schönheit? © Unsplash

Tätowierungen gehören zu den ältesten Ausdrucksformen menschlicher Kultur und zieren heute schätzungsweise jeden vierten Menschen weltweit. Einst nur in Randgruppen zu finden, feierte diese Körperkunstform in den 1950er Jahren in der westlichen Welt einen beeindruckenden Aufstieg, der bis in die 1990er Jahre zu breiter gesellschaftlicher Akzeptanz führte. Während einige Studien bereits untersucht haben, wie Körperkunst unsere Wahrnehmung von Persönlichkeit beeinflusst, blieb die Verbindung zwischen Tätowierungen und ihrem Einfluss auf Schönheit weitgehend unerforscht. Eine Studie der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg zeigt nun, wie stark Tätowierungen die ästhetische Wahrnehmung beeinflussen können und wann Tattoos nicht mehr als schön empfunden werden.

487 Teilnehmer bewerteten Bilder von tätowierten Modellen in sechs Kategorien: ohne Tattoos, leicht tätowiert, moderat, stark, extrem und extrem mit Gesichtstattoo. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass jüngere Menschen (unter 50 Jahren) stärker tätowierte Modelle positiver bewerten als ältere Personen. Modelle ohne Tattoos erhielten jedoch insgesamt die besten Bewertungen. Gesichtstattoos schnitten in allen Gruppen am schlechtesten ab.

Die Studie, veröffentlicht im Fachjournal PLOS ONE, zeigt, dass jüngere Generationen möglicherweise weniger durch konservative Schönheitsnormen geprägt sind. Diese Altersgruppe sieht Tattoos vermehrt als Ausdruck von Individualität und Kunst.

Tattoo-Experten bewerten extremer positiv

Eine weitere zentrale Erkenntnis betrifft die Rolle von Expertise. Tätowierer mit mindestens sieben Jahren Berufserfahrung bewerteten stark und extrem tätowierte Modelle deutlich positiver als Laien. Trotzdem zeigten auch sie eine klare Abneigung gegenüber Gesichtstattoos. Die Forscher vermuten, dass Expertise ein besseres Verständnis für die Kunstform fördert, ohne jedoch gesellschaftlich geprägte Vorbehalte vollständig zu überwinden.

Studienteilnehmer mit eigenen Tattoos tendierten ebenfalls dazu, stärker tätowierte Modelle positiver zu bewerten. Allerdings fanden sie Bilder ohne Tätowierungen weniger schön als nicht tätowierte Personen. Dieser Unterschied zeigt, dass persönliche Erfahrungen und Gruppenzugehörigkeit die Wahrnehmung von Schönheit prägen können.

Gesichtstattoos bleiben umstritten

Gesichtstattoos riefen bei allen Gruppen die niedrigsten Bewertungen hervor. Die Forscher erklären dies mit negativen Assoziationen, die häufig mit Gesichtstattoos verbunden sind. Diese gelten oft als rebellisch oder als Ausdruck von sozialem Außenseitertum. Laut früheren Studien sind Tattoos in sichtbaren Bereichen wie dem Gesicht oder Hals mit Vorurteilen und Stigmatisierungen verbunden.

Beispielbilder von tätowierten Menschen, die den Teilnehmern der Studie gezeigt wurden. © Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg Creative Center, Ulrike Schröder, CC-BY 4.0
Beispielbilder von tätowierten Menschen, die den Teilnehmern der Studie gezeigt wurden. © Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg Creative Center, Ulrike Schröder, CC-BY 4.0

Auch wenn Tattoos insgesamt akzeptierter sind als noch vor wenigen Jahrzehnten, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die kulturelle und soziale Einordnung von Tätowierungen nach wie vor stark von gesellschaftlichen Normen abhängt.

Tattoos und Schönheitsideale

Ältere Teilnehmer neigten dazu, stark tätowierte Modelle weniger positiv zu bewerten, was die Forscher als Hinweis auf festere, konservativere Normen deuten. Jüngere hingegen, die mit einer stärkeren Präsenz von Tattoos in Medien und Öffentlichkeit aufgewachsen sind, können diese als normaler und ästhetisch akzeptabler wahrnehmen.

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Interessanterweise unterschieden sich Tätowierte und Nicht-Tätowierte auch bei der Bewertung untätowierter Modelle. Während Nicht-Tätowierte diese deutlich schöner fanden, bewerteten Tätowierte sie eher neutral. Die Forscher vermuten, dass tätowierte Personen ein stärkeres ästhetisches Interesse an Körpermodifikationen haben, was ihre Wahrnehmung beeinflusst.

Schönheit bleibt subjektiv

Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass die ästhetische Bewertung von Tätowierungen stark variieren kann – abhängig von Alter, persönlicher Erfahrung und Fachwissen. Obwohl Tätowierungen in der westlichen Welt zunehmend akzeptiert sind, bleibt die natürliche, „untätowierte“ Haut für viele Menschen der Inbegriff von Schönheit. „Die Verzerrung der Symmetrie durch Tattoos könnte eine Erklärung für die geringeren Bewertungen sein“, so die Forscher. Da Tattoos nichts außergewöhnliches mehr sind, kann es sein, dass sie ihren besonderen Reiz in der breiten Gesellschaft möglicherweise verlieren.

Was du dir merken solltest:

  • Menschen bewerten tätowierte Haut je nach Alter, persönlichen Erfahrungen und Fachwissen unterschiedlich. Jüngere und Tätowierte sehen Tattoos oft positiver, während ältere Menschen und Nicht-Tätowierte sie kritischer betrachten.
  • Egal ob Laie oder Experte – Gesichtstattoos werden durchweg als am wenigsten ästhetisch wahrgenommen. Sie bleiben ein Symbol für Rebellion und Außenseitertum, das Vorurteile verstärkt.
  • Untätowierte Haut wird insgesamt am schönsten empfunden, doch gesellschaftliche Akzeptanz verändert sich. Tattoos könnten ihre Faszination verlieren, da sie zunehmend Teil des Mainstreams werden.

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Bild: © Unsplash

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