Schach erreicht auf Twitch ein neues Millionen-Publikum

Schach erreicht auf Twitch ein neues Millionen-Publikum – doch woher kommt dieser plötzliche Hype?

Twitch liebt Schach: Dabei eignet sich das Spiel auf den ersten Blick nicht sonderlich gut für spannende Livestreams.

Auf der TwitchCon 2025 gab es neben Livestreaming und Videospielen auch ein anderes Thema, das groß aufbereitet wurde: Schach. Das Brettspiel ist auf der Plattform extrem beliebt – doch warum eigentlich?

Schach und die Gen Z – Wie gut passt das zusammen?

Das Schachspiel, wie man es heute kennt, entwickelte sich bereits im 15. Jahrhundert. Seitdem hat sich das Spiel kaum noch verändert – abgesehen davon, dass man es heutzutage auch gegen Computer-Gegner oder andere Menschen im Internet spielen kann.

Trotz Digitalisierung ist Schach eher unzugänglich, was den Unterhaltungsfaktor angeht: Die Partien dauern in der Regel recht lange und von außen wirken sie auch nicht ganz so spannend, zumindest wenn man nicht aufpasst. Zudem schwingt beim Schach oft etwas Elitäres mit, insbesondere bei den großen Turnieren des internationalen Schachverbands FIDE.

Auf den ersten Blick ist Schach also nichts, was bei den überwiegend jungen Twitch-Zuschauern sonderlich gut ankommen sollte. Die bestehen laut Statista fast zu 40 Prozent aus 18- bis 25-Jährigen, also der Gen Z – dieselbe Generation, vor der es in letzter Zeit hieß, dass sie das Schreiben verlernt und immer mehr Selbstkontrolle verliert.

Auf der TwitchCon war Schach prominent vertreten

Die Zahlen der Plattform zeichnen allerdings ein anderes Bild: Rund 2,6 Millionen Nutzer folgen der Kategorie „Chess“ auf Twitch. Sie interessieren sich also für das Thema und lassen sich entsprechende Kanäle empfehlen.

Dieser Hype ließ sich auch auf der diesjährigen TwitchCon in Rotterdam vernehmen: Den ganzen Samstag wurde im Tabletop-Bereich Schach gespielt. Am Sonntag hat sogar ein echtes Turnier stattgefunden – präsentiert von der Schachweltmeisterin Anna Cramling.

Cramling gewann im Jahr 2018 den Titel Woman FIDE Master (WFM) – da war sie erst 15 Jahre alt.
Sie ist nicht nur professionelle Schachspielerin, sie streamt auch. Auf Twitch hat AnnaCramling über 480.000 Follower.

Anna Cramling bei der Eröffnung der „Anna Cramling Grand Chess Gala“, © TwitchCon 2025

Die Initialzündung lieferte jedoch Großmeister (GM) Hikaru Nakamura. Der fünffache US-Meister begann im Jahr 2018 damit, als GMHikaru regelmäßig Schachspiele auf Twitch zu streamen. Während der Corona-Pandemie nahm sein Kanal Fahrt auf und seine Zuschauerzahlen explodierten förmlich. Seit 2019, so erzählte er in einem Interview mit der FAZ, begreife er sich in erster Linie als Streamer und dann erst als Schachprofi. Inzwischen hat er rund 2 Millionen Follower auf Twitch.

Heute gibt es all diesen Content, der die Leute ins Schach zieht und anfixt, mehr davon zu wollen. Es ist viel größer, als ich je erwartet hätte.
Hikaru Nakamura, Großmeister im Schach (Quelle: FAZ)

Schach und Livestreaming ergeben eine ungewöhnliche Kombination, aber sie scheint aufzugehen. Dem Brettspiel und Schach als Sport dürfte diese allerdings zuträglich sein: Das gesteigerte Interesse auf Twitch könnte überschwappen und das Spiel einer ganzen Generation schmackhaft machen, die sonst vielleicht nie den Reiz am Schach entdeckt hätte.

Kurz zusammengefasst:

Schach erlebt auf Twitch einen unerwarteten Boom: Millionen junge Nutzer folgen der Kategorie „Chess“, obwohl das Spiel als komplex und elitär gilt.
Der Hype wurde unter anderem durch bekannte Streamer wie Hikaru Nakamura und Anna Cramling ausgelöst, die professionelles Schach spannend und zugänglich präsentieren.
Die wachsende Präsenz auf Events wie der TwitchCon zeigt, dass Schach und Livestreaming erfolgreich die Gen Z erreichen.

Übrigens: Während Schach auf Twitch Millionen begeistert, träumen viele davon, auch mit Videospielen berühmt zu werden. Doch der Weg zum Leben als Gaming-Influencer ist härter, als viele denken – mehr dazu in unserem Artikel.