Pronatalismus: Wie Tech-Eliten mit Kinderreichtum die Menschheit retten wollen
Milliardäre wie Elon Musk propagieren den Pronatalismus: Mit Kinderreichtum und Technologie wollen sie dem Bevölkerungskollaps begegnen.
Die Weltbevölkerung wächst, doch in einigen Regionen schrumpft sie rasant – und mit ihr die Hoffnung auf wirtschaftliche Stabilität. Pronatalisten sehen sich als Retter in einer Welt, die ihrer Ansicht nach vom demografischen Kollaps bedroht ist. Diese Bewegung hat prominente Anhänger: Allen voran Elon Musk, Vater von mindestens zwölf Kindern. Er warnt laut der NZZ: „Wenn jede Generation von intelligenten Menschen weniger Kinder hat, dann ist das vermutlich schlecht.“ Diese Überzeugung teilen auch andere Tech-Eliten, die aktiv für mehr Nachwuchs sorgen wollen.
Tech-Eliten warnen vor dem Zerfall der Gesellschaft
Musk, der schon länger eine warnende Rolle spielt, ist nicht allein. Pawel Durow, der Telegram-Gründer, behauptet, bereits 100 Kinder gezeugt zu haben. Jaan Tallinn, ein Mitentwickler von Skype, hat sechs Nachkommen. Sie alle eint die Sorge, dass alternde Gesellschaften ohne junge Generationen zerbrechen könnten. Dabei geht es um mehr als reine Zahlen: Pronatalisten wollen gezielt die vermeintlich „intelligentesten“ Menschen zur Fortpflanzung motivieren.
Dieser Ansatz trifft einen Nerv, denn in vielen westlichen Ländern sinken die Geburtenraten drastisch. Auch in Deutschland wird die Situation zunehmend prekär. Die Geburtenrate hierzulande lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2023 bei nur 1,35 Kindern pro Frau – weit unter dem Erhaltungsniveau von 2,1. Besonders dramatisch ist die Lage in Taiwan mit nur 1,11 Kindern pro Frau. Solche Zahlen lassen Pronatalisten Alarm schlagen.
Mit Technik wollen Pronatalisten die Zukunft der Menschheit gestalten
Die Bewegung setzt auf modernste Technologien. Malcolm und Simone Collins, die Gründer der Pronatalist Foundation, haben ihre Kinder mithilfe genetischer Tests geplant. Embryonen mit potenziellen Schwächen wurden aussortiert. Ziel sei es, die Menschheit nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ zu optimieren.
Kritiker werfen ihnen vor, mit diesen Methoden an eugenische Ideen anzuknüpfen. Parallelen zur Geschichte drängen sich auf, doch die Pronatalisten betonen, dass sie einzig die Zukunft der Menschheit sichern wollen. Besonders in den USA finden sie immer mehr Anhänger.
Visionen für die Menschheit und den Mars
Elon Musk geht noch weiter: Seine Vision einer interplanetaren Menschheit umfasst die Besiedlung des Mars. Forscher arbeiten daran, ob Fortpflanzung unter den extremen Bedingungen dort möglich ist. Musk soll sogar sein Sperma für Studien bereitgestellt haben. Für ihn ist der Mars ein Sicherheitsnetz, falls die Erde langfristig unbewohnbar wird.
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Diese Idee begeistert nicht alle. Dennoch bleibt Musk für viele das Gesicht der Pronatalisten, die nicht nur mehr Kinder fordern, sondern eine neue Stufe der menschlichen Evolution anstreben.
Antinatalismus als Gegengewicht
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die Antinatalisten. Sie plädieren für freiwillige Kinderlosigkeit, um Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu entlasten. Der Antinatalismus ist eine philosophische Strömung, die für freiwillige Kinderlosigkeit eintritt, wobei sich zwei Hauptrichtungen unterscheiden lassen: Der ethische Antinatalismus, maßgeblich geprägt durch Philosophen wie David Benatar (Professor und Autor von „Better to Never Have Been“), argumentiert primär aus moralphilosophischer Sicht, dass die Zeugung neuer Menschen ethisch problematisch sei, da jede Existenz unweigerlich mit Leid verbunden ist.
Im Gegensatz dazu fokussiert sich der politische Antinatalismus auf pragmatische Aspekte wie Umweltschutz und Ressourcenschonung, wobei hier eine bewusste Reduktion des Bevölkerungswachstums als Lösungsansatz für globale Herausforderungen gesehen wird.
Was du dir merken solltest:
- Pronatalismus wird von Tech-Eliten wie Elon Musk vorangetrieben, um dem Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken und wirtschaftliche Stabilität zu sichern.
- Mithilfe moderner Technologien planen Anhänger der Bewegung nicht nur mehr Kinder, sondern optimierte Nachkommen, was ethische Kontroversen auslöst.
- Der Gegensatz, der Antinatalismus, plädiert für weniger oder keine Kinder, entweder aus moralischen Gründen oder zur Schonung von Ressourcen und Umwelt.
Übrigens: Auch in Deutschland spitzt sich die Geburtenkrise zu. Mit nur 1,35 Kindern pro Frau stehen Sozialsysteme und Wirtschaft vor massiven Herausforderungen – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Trevor Cokley via Wikimedia unter Public domain