Mehr Tablet, mehr Wut? Bildschirmzeit bringt die Emotionen von Kindern aus dem Gleichgewicht

Übermäßiger Tablet-Konsum bei Kleinkindern kann langfristig zu Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation führen.

Eltern greifen in stressigen Situationen gerne auf digitale Ablenkung zurück. © Unsplash

Eltern greifen in stressigen Situationen gerne auf digitale Ablenkung zurück. © Unsplash

Eine aktuelle Studie zeigt, dass häufiger Tablet-Gebrauch bei Kleinkindern ihre Fähigkeit beeinträchtigen kann, mit Emotionen umzugehen. Kinder, die im Alter von drei Jahren viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, haben später möglicherweise Schwierigkeiten, Ärger und Frust zu bewältigen. Laut der miniKIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest verbringen zwei- bis fünfjährige Kinder in Deutschland täglich durchschnittlich 67 Minuten vor dem Bildschirm, zum Beispiel auf YouTube oder vor dem Fernseher.

Laut der Studie, die im Fachjournal JAMA Pediatrics erschien, nimmt diese Bildschirmzeit Kindern wichtige soziale Erfahrungen. Sie spielen weniger mit Gleichaltrigen und lernen seltener, starke Gefühle wie Wut oder Frustration zu kontrollieren. Caroline Fitzpatrick und ihr Team von der Université de Sherbrooke in Kanada befragten laut Spektrum über drei Jahre hinweg mehr als 300 Eltern zu den Mediengewohnheiten ihrer Kinder. Kinder, die mit dreieinhalb Jahren täglich mehr als 69 Minuten am Tablet verbrachten, zeigten ein Jahr später häufiger Wutanfälle.

Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung

Kinder, die viel Zeit am Tablet verbringen, haben offenbar langfristig Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu regulieren. Die kanadische Studie stellte fest, dass diese Kinder im Alter von viereinhalb Jahren häufiger Wutanfälle erlebten. Ein Jahr später nutzten sie das Tablet noch mehr als Gleichaltrige. Die Forscher vermuten, dass ein übermäßiger Tablet-Konsum die Fähigkeit beeinträchtigt, starke Emotionen zu bewältigen.

Die deutsche Leitlinie für den Mediengebrauch der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) empfiehlt, dass Kinder unter drei Jahren möglichst gar keine Bildschirmzeit haben sollten. Für ältere Kinder raten die Experten, die Nutzung stark zu begrenzen. Die Leitlinie betont auch die Vorbildfunktion der Eltern: „Je weniger die Kleinen andere bei der Mediennutzung beobachten, desto besser.“

Eltern unter Druck

Viele Eltern greifen in stressigen Situationen auf digitale Ablenkung zurück, um ihre Kinder zu beruhigen. Laut einer forsa-Umfrage fühlen sich 62 Prozent der Eltern in Deutschland häufig gestresst. Die Studie zeigt jedoch, dass diese Strategie Kinder daran hindern könnte, selbstständig mit ihren Emotionen umzugehen. Caroline Fitzpatrick und ihr Team raten dazu, Vorschulkindern mehr Zeit für Vorlesen, Fantasiespiele und körperliche Aktivitäten zu geben. Diese fördern die Emotionsregulation und bereiten Kinder besser auf spätere Herausforderungen vor.

Eltern können ihre Kinder auch aktiv unterstützen, indem sie ihnen zeigen, wie man mit starken Gefühlen umgeht. Kinder lernen viel durch Beobachtung und übernehmen oft das Verhalten ihrer Eltern. Wenn Eltern ihre Kinder bei Wut oder Traurigkeit trösten und ihnen Wege aufzeigen, wie sie mit diesen Gefühlen umgehen können, hilft das den Kindern, ihre Emotionen langfristig besser zu bewältigen.

Was du dir merken solltest:

  • Eine Studie zeigt, dass häufiger Tablet-Gebrauch bei Kleinkindern ihre Fähigkeit beeinträchtigen kann, starke Emotionen wie Wut zu regulieren.
  • Kinder, die im Alter von dreieinhalb Jahren mehr als 69 Minuten täglich am Tablet verbringen, haben ein Jahr später häufiger Wutanfälle.
  • Experten raten, die Bildschirmzeit stark zu begrenzen und den Fokus auf Aktivitäten wie Vorlesen und Fantasiespiele zu legen, um die emotionale Entwicklung zu fördern.

Übrigens: Eltern möchten ihre Kinder in erster Linie beschützen – oft wäre es jedoch sinnvoller, wenn sie sich zurückhalten und nicht ständig eingreifen, um jede Gefahr abzuwenden. Warum das so ist, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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