Geduld lernen: Kinder nicht den Smartphones ausliefern – lieber Langeweile ertragen

Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg – doch in einer Welt ohne Warten verlieren Kinder diese Fähigkeit zunehmend.

Geduld Kinder

Die Natur verliert – immer mehr Kinder erleben Abenteuer nur noch in der digitalen Welt. © Pexels

In einer Welt, in der alles sofort verfügbar ist, scheint Geduld an Bedeutung zu verlieren – besonders für Kinder. Ob Streamingdienste, Liefer-Apps oder Smartphones: Alles ist nur einen Klick entfernt. Doch was passiert, wenn Kinder nicht mehr lernen, auf etwas zu warten? Forschungen zeigen, dass die Fähigkeit, Geduld zu üben, entscheidend für die Entwicklung von Resilienz und Selbstkontrolle ist.

Smartphones ersetzen die Neugier

Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie erkunden ihre Umgebung, nehmen Blätter in die Hand oder klettern auf Mauern – jede Kleinigkeit wird zum Abenteuer. Doch immer mehr Kinder beschäftigen sich stattdessen mit digitalen Inhalten. Hannah Oertel, die Autorin des Blogs delay smartphones in ihrem Text „The Lost Art of Waiting“, teilte ihre Gedanken dazu in einem LinkedIn-Post.

Smartphones bieten eine Flut an Ablenkungen, die die Entdeckerfreude von Kindern blockieren. Ein Kommentar von Scott Y. zu Oertels LinkedIn-Post beschreibt das treffend:

Schenken wir unseren Kindern ihr erstes Smartphone, verpassen sie all die Blätter, die Hunde, die gestreichelt werden wollen, und die Abenteuer – weil sie nur auf den Bildschirm starren.

Scott Y.

Laut Oertel verpassen Kinder durch ständige Ablenkung wichtige Entwicklungsmöglichkeiten. Das gezielte Zulassen von Langeweile kann helfen, diese natürliche Neugier wieder zu fördern.

Geduld als Schlüssel zum Erfolg

Das Konzept der „verzögerten Belohnung“ beschreibt die Fähigkeit, nicht sofort nachzugeben, wenn man etwas will, sondern zu warten, bis ein größerer Nutzen entsteht. Ein bekanntes Beispiel ist das Stanford-Marshmallow-Experiment: Kinder, die ein Marshmallow nicht sofort aßen, sondern auf eine zweite Portion warteten, schnitten später in der Schule besser ab und hatten stabilere Beziehungen.

Laut Dr. Caroline Danda, ebenfalls Kommentatorin auf LinkedIn, hat diese Fähigkeit weitreichende Auswirkungen:

Warten ist eine Form der Belastungstoleranz, da ein Bedürfnis nicht sofort erfüllt wird. Geduld ist eine Tugend, die nicht mehr Teil unserer Kultur ist, aber dringend gebraucht wird.

Dr. Caroline Danda

Durch das Üben von Geduld werden Kinder widerstandsfähiger gegenüber Frustrationen und lernen, langfristige Ziele zu verfolgen.

Warum Langeweile förderlich ist

Langeweile klingt zunächst negativ, doch sie ist eine wichtige Voraussetzung für Kreativität. Ohne ständige Ablenkung beginnen Kinder, sich Spiele auszudenken oder ihre Umgebung fantasievoll zu erkunden. Mit einem Smartphone in der Hand fällt diese Möglichkeit jedoch weg. Langeweile ist eine „verborgene Superkraft“, die Kinder nutzen sollten.

Oertel zitiert auch Autorin Monica C. Parker: „Tagträume fördern Reflexion, Mitgefühl und moralische Entscheidungen. Kinder, die dies erleben, entwickeln sich zu reflektierten und verantwortungsvollen Erwachsenen.“ Eltern können diese Momente bewusst fördern, indem sie Smartphones gezielt beiseitelegen und den Kindern Raum für Langeweile lassen.

Vorbild sein: Der Umgang der Eltern zählt

Kinder lernen viel durch das Verhalten ihrer Eltern. Wenn Erwachsene in jeder freien Minute zum Smartphone greifen, übernehmen Kinder dieses Verhalten. Eltern zeigen oft unbewusst, dass Langeweile durch Ablenkung vermieden werden muss. Dabei wäre es wichtiger, Handy-freie Zeiten vorzuleben und Kindern zu zeigen, dass auch kurze Momente der Stille wertvoll sein können.

Auch Thomas W., ein weiterer Kommentator auf Oertels LinkedIn-Post, sieht in Geduld und Stressbewältigung entscheidende Lebenskompetenzen. Er warnt: „Kinder ohne emotionale Stressfaktoren werden mental unfähig, mit Problemen umzugehen.“ Eltern könnten sich vornehmen, bewusst auf ihre Geräte zu verzichten, etwa beim Abendessen oder beim Warten an der Kasse. Solche Vorbilder helfen Kindern, die Fähigkeit zur Selbstkontrolle zu entwickeln.

Das könnte dich auch interessieren:

Impulse kontrollieren – eine lebenslange Fähigkeit

Wenn Kinder lernen, mit Frustration umzugehen und auf Belohnungen zu warten, legen sie den Grundstein für ein erfolgreiches Leben. Es gibt einfache Übungen, um Geduld zu trainieren: Gemeinsam auf ein Spielzeug sparen oder bei Langeweile bewusst keine Ablenkung anbieten. Solche Maßnahmen stärken Kinder und helfen ihnen, Herausforderungen selbstbewusster zu meistern.

Was du dir merken solltest:

  • Geduld und die Fähigkeit, auf Belohnungen zu warten, sind entscheidend für die Entwicklung von Resilienz, Selbstkontrolle und langfristigem Erfolg bei Kindern.
  • Ständige Ablenkung durch Smartphones blockiert die natürliche Neugier und verhindert wichtige kreative und emotionale Wachstumsprozesse bei Kindern.
  • Eltern können durch Vorbildverhalten und das bewusste Zulassen von Langeweile dazu beitragen, die Entdeckerfreude und Geduld ihrer Kinder zu fördern.

Bild: © Pexels

1 thought on “Geduld lernen: Kinder nicht den Smartphones ausliefern – lieber Langeweile ertragen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert