Geburtenraten im Sinkflug: Steht die Welt vor dem Bevölkerungskollaps?

Geburtenraten sinken und bedrohen die Stabilität der Weltbevölkerung. Dies könnte potenziell zu ihrem Kollaps führen.

Geburtenraten Welt

Die Geburtenraten weltweit sinken. Die Weltbevölkerung könnte einen drastischen Rückgang erleben. © Midjourney

Die Weltbevölkerung hat sich seit 1950 von etwa 2,5 Milliarden auf über 8 Milliarden Menschen mehr als verdreifacht. Dieses beeindruckende Wachstum könnte jedoch bald einer neuen Realität weichen und die Welt damit vor einer Phase sinkender Geburtenraten stehen. Die Folge wäre möglicherweise ein drastischer Bevölkerungsrückgang. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob wir auf einen Bevölkerungskollaps zusteuern, meldet die FAZ.

Die kritische Zahl: 2,1

Die Geburtenrate – also die durchschnittliche Anzahl von Kindern, die eine Frau im Laufe ihres Lebens zur Welt bringt – ist ein Schlüsselindikator für die Bevölkerungsentwicklung. Um die Bevölkerungszahl der Welt stabil zu halten, sind höhere Geburtenraten notwendig, mindestens jedoch 2,1 Kinder pro Frau. Diese Zahl berücksichtigt nicht nur die Geburten, sondern auch, dass nicht alle Kinder das fortpflanzungsfähige Alter erreichen.

Globale Fertilitätsraten sinken drastisch

Heute liegt die weltweite Fertilitätsrate bei weniger als 2,3 und in vielen Ländern deutlich darunter:

  • In China ist die Rate auf 1,0 gesunken, und das Land erlebte 2022 den ersten Bevölkerungsrückgang seit 60 Jahren.
  • Indien, jetzt das bevölkerungsreichste Land der Welt, hat eine Fertilitätsrate von 2,0.
  • In Europa und anderen Industrieländern wie Japan und Südkorea (wo die niedrigste Rate weltweit bei 0,7 liegt) sind die Raten teilweise noch niedriger.

Ursachen des Rückgangs

Der Rückgang der Geburtenraten ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

  • Bildung und Berufstätigkeit: Insbesondere die verbesserte Bildung von Frauen und ihre steigende Beteiligung am Arbeitsmarkt führen dazu, dass Frauen später im Leben Kinder bekommen und deren Anzahl reduzieren.
  • Wirtschaftliche Faktoren: Höhere Lebenshaltungskosten und die Notwendigkeit beider Elternteile zu arbeiten, tragen ebenfalls zur Entscheidung bei, weniger Kinder zu haben.
  • Zugang zu Verhütungsmitteln: Die Verfügbarkeit und Akzeptanz von Verhütungsmitteln ermöglicht es Paaren, die Anzahl und das Timing ihrer Kinder besser zu planen.
  • Gesundheitsversorgung: Fortschritte im Gesundheitswesen haben die Kindersterblichkeitsrate gesenkt, was historisch zu einer Reduzierung der Geburtenraten geführt hat.
Die Prognose der weltweiten Geburtenrate. Quelle: UN
Die Prognose der weltweiten Geburtenraten. Quelle: UN

Weltbevölkerung erreicht bald ihren Höhepunkt

Prognosen zufolge könnte die Weltbevölkerung in den 2080er Jahren ihr Maximum von rund 10 Milliarden Menschen erreichen und danach möglicherweise schrumpfen. Verschiedene Modelle, darunter Studien der Vereinten Nationen und der Global Burden of Disease, deuten darauf hin, dass das Maximum sogar schon früher erreicht werden könnte, abhängig von der weiteren Entwicklung der Fertilitätsraten.

Die Prognose der weltweiten Bevölkerungsentwicklung. Quelle: UN
Die Prognose der weltweiten Bevölkerungsentwicklung. Quelle: UN

Auswirkungen auf die Gesellschaft

Die sinkenden Geburtenraten könnten tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Aspekte der globalen Gesellschaft haben:

  • Wirtschaft: Ein Rückgang der jüngeren Bevölkerung könnte zu Arbeitskräftemangel führen und die wirtschaftliche Produktivität beeinträchtigen.
  • Sozialsysteme: Mit weniger Beitragszahlern könnten die Renten- und Gesundheitssysteme unter Druck geraten.
  • Migrationspolitik: Länder könnten gezwungen sein, ihre Migrationspolitiken zu ändern, um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken.

Die Entwicklungen rund um die Geburtenrate und die Bevölkerungsdynamik sind komplex und ihre langfristigen Auswirkungen noch nicht vollständig abschätzbar. Was klar ist: Die Entscheidungen, die heute getroffen werden, werden die Lebensweise zukünftiger Generationen erheblich beeinflussen.

Die Prognose der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Quelle: UN

Bevölkerungsrückgang könnte die Folgen des Klimawandels mildern

Laut einer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „The Lancet“ könnte eine Abnahme der Weltbevölkerung positive Effekte im Kampf gegen den Klimawandel haben. Sinken die Geburtenraten, gibt es weniger Menschen in der Welt. Dies würde die Belastung auf unsere Nahrungsmittelversorgung und die Nutzung begrenzter natürlicher Ressourcen verringern, was auch zu einer Reduktion der Kohlenstoffemissionen führen könnte. Die Studie weist ebenfalls darauf hin, dass ärmere Länder mit hohen Geburtenraten besonders stark vom Klimawandel betroffen sein werden. In diesen Regionen wird es zunehmend häufiger zu Dürren, Überschwemmungen und extremen Hitzewellen kommen.

Was du dir merken solltest:

  • Wegen niedriger Geburtenraten steht die Welt offenbar vor einem Bevölkerungskollaps. Das passiert, wenn die durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau weiterhin unter dem zur Bevölkerungsstabilisierung notwendigen Wert von 2,1 bleibt.
  • Sinkende Geburtenraten sind durch Faktoren wie verbesserte Bildung, höhere Lebenshaltungskosten und den Zugang zu Verhütungsmitteln bedingt, die alle dazu beitragen, dass Paare weltweit weniger Kinder haben.
  • Die demographische Verschiebung könnte tiefgreifende Auswirkungen auf Wirtschaft, Sozialsysteme und Migrationspolitik haben, indem sie Herausforderungen wie Arbeitskräftemangel und Druck auf Rentensysteme verstärkt.

Bild: © Midjourney

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