Dysmorphophobie: Wenn der eigene Körper zum Feind wird

Dermatologe und Schönheitschirurg Afschin Fatemi beleuchtet die selten diskutierte, aber stark belastende Störung der Dysmorphophobie. Betroffene leiden unter einer verzerrten Wahrnehmung ihres eigenen Körpers.

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Dysmorphophobie – wenn das eigene Spiegelbild für manche Menschen zur unerträglichen Qual wird. © Unsplash

Betroffene sehen kleinste, oft unsichtbare Mängel an ihrem Körper. Sie nehmen Falten wahr, wo keine sind, oder eine gerade Nase erscheint ihnen krumm. Fatemi sagt, diese Wahrnehmungsstörung führe zu großem psychischen Druck.

Verständnis der Dysmorphophobie

Die Symptome der Dysmorphophobie umfassen obsessive Gedanken über vermeintliche körperliche Defekte, wie Fatemi bei FOCUS online erklärt. Betroffene überprüfen häufig ihr Spiegelbild und vergleichen ihr Aussehen mit anderen. Dies führt zu einer verzerrten Wahrnehmung ihres Körpers. Die Ursachen sind komplex und können genetisch, neurobiologisch oder psychologisch sein. Auch kulturelle Einflüsse und soziale Normen spielen eine Rolle, doch die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig erforscht.

Die Grenze zwischen Unzufriedenheit und Störung

Fatemi warnt, dass Schönheitsoperationen bei diesen Patienten selten zu Zufriedenheit führen. Nach einem Eingriff finden die Betroffenen oft neue Körperstellen, die sie stören. Dieser Teufelskreis ist ohne psychologische Hilfe schwer zu durchbrechen. Geschulte Chirurgen müssen erkennen, wann ein Patient psychologische statt chirurgische Hilfe benötigt. Beratungsgespräche vor Operationen sind entscheidend, um die wahren Beweggründe der Patienten zu verstehen und sie gegebenenfalls an Psychologen zu verweisen.

Hohe Dunkelziffer unter den Betroffenen

Obwohl nur wenige Menschen offiziell unter Dysmorphophobie leiden, ist die Dunkelziffer hoch. Viele Betroffene suchen keine Hilfe, da sie sich ihrer Störung nicht bewusst sind. Häufig verbergen sich hinter der Unzufriedenheit mit dem Körper auch andere psychische Erkrankungen. Fatemi sagt, dass etwa 1 bis 2 Prozent der Allgemeinbevölkerung Symptome einer körperdysmorphen Störung aufweisen könnten.

Unterstützung und Behandlungsmöglichkeiten

Unterstützung finden Betroffene bei Spezialisten, die sich mit den zugrundeliegenden Problemen der Dysmorphophobie auskennen. An der Universität Münster gibt es beispielsweise eine Spezialambulanz für körperdysmorphe Störungen. Fatemi betont, wie wichtig solche Einrichtungen sind, da die Betroffenen dort die angemessene Hilfe erhalten, die sie benötigen, und nicht in den Behandlungszimmern von Schönheitschirurgen.

Was du dir merken solltest:

  • Dysmorphophobie ist eine seltene psychische Störung, bei der Betroffene minimale oder gar nicht vorhandene körperliche Mängel als schwerwiegend wahrnehmen, was zu erheblichem psychischem Druck führt.
  • Die Störung ist charakterisiert durch obsessive Selbstbeobachtung und Vergleiche mit anderen, wobei die Ursachen sowohl genetischer als auch psychologischer Natur sein können und stark von sozialen Normen und kulturellen Einflüssen mitgeprägt sind.
  • Trotz der geringen offiziellen Diagnoserate ist die Dunkelziffer vermutlich hoch; Behandlungen durch Schönheitschirurgie führen selten zur Besserung, weshalb eine psychologische Unterstützung und spezialisierte Behandlungseinrichtungen, wie die Spezialambulanz an der Universität Münster, entscheidend sind.

Bild: © Elisa Photography via Unsplash

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