5 Gewohnheiten, die uns täglich dümmer machen – und wie wir sie sofort stoppen können

Fünf alltägliche Gewohnheiten mindern Konzentration, Gedächtnis und Entscheidungsfähigkeit – Studien zeigen klare Folgen für das Gehirn.

Diese 5 Gewohnheiten machen das Gehirn messbar langsamer

Endloses Scrollen vor dem Bildschirm raubt uns den Schlaf – und nimmt dem Gehirn die nächtliche Erholung, die es so dringend braucht. © Pexels

Kaffee am Morgen, Arbeit vor dem Bildschirm, ein Glas Wein am Abend – vieles im Alltag läuft automatisch ab. Manche dieser Routinen sind harmlos, andere schaden uns mehr, als wir denken. Besonders kritisch wird es, wenn es um das Gehirn geht. Denn bestimmte Verhaltensmuster können unsere geistige Leistungsfähigkeit messbar verschlechtern. Fachleute warnen: Gewohnheiten machen uns dümmer, wenn wir sie nicht rechtzeitig durchbrechen.

Dabei geht es nicht um abstrakte IQ-Zahlen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie gut wir im Alltag Probleme lösen, Entscheidungen treffen und Informationen verarbeiten können. Psychologen sprechen hier von „erfolgreicher Intelligenz“. Und die hängt viel stärker von unseren täglichen Routinen ab, als vielen bewusst ist.

1. Warum der Glaube an feste Intelligenz bremst

Ein weit verbreiteter Irrtum lautet: Intelligenz ist unveränderlich. Wer das glaubt, verschenkt Chancen, heißt es in einem Beitrag von Psychology Today. Diese Einstellung wird in der Psychologie als „Fixed Mindset“ bezeichnet. Das Gegenteil – das sogenannte „Growth Mindset“ – geht hingegen davon aus, dass sich Intelligenz trainieren lässt wie ein Muskel.

Eine viel zitierte Untersuchung von Blackwell und Kollegen belegt, dass Schüler, die mit dieser Haltung lernen, innerhalb eines Jahres ihre Matheleistungen verbesserten. Gleichaltrige mit starrer Denkweise stagnierten. „Es ist faszinierend, dass das innere Drehbuch, das wir abspielen, buchstäblich die Richtung unserer Leistung verändern kann“, schrieben die Forscher.

2. Schlafmangel mindert Reaktionsfähigkeit

Schlaf ist für das Gehirn weit mehr als eine Pause. Während der Nacht verarbeitet es Erlebnisse, verknüpft Erinnerungen und repariert sich selbst. Fehlt diese Zeit, sinkt die Leistungsfähigkeit spürbar.

Eine EEG-Studie fand heraus, dass schon 24 Stunden ohne Schlaf die Reaktionszeit deutlich verlängern. Auch weniger gravierender Schlafmangel hat Folgen: Aufmerksamkeit, Urteilsvermögen und Gedächtnis leiden. „Schlaf ist integraler Bestandteil des Wohlbefindens vieler Spezies. Unsere Gehirne sind an die Rhythmen einer inneren Uhr gekoppelt“, heißt es in der Untersuchung.

3. Alkohol hinterlässt bleibende Spuren

Alkohol verändert nicht nur kurzfristig das Denken. Studien belegen, dass bereits regelmäßiger moderater Konsum das Gehirn dauerhaft schädigen kann.

Eine Untersuchung von 1.781 Verstorbenen ergab: Bei starken Trinkern war die Wahrscheinlichkeit für Gefäßschäden im Gehirn um 133 Prozent erhöht. Auch bei ehemaligen starken Trinkern lag sie noch um 89 Prozent höher als bei Abstinenzlern. Außerdem traten sogenannte Tau-Fibrillen, die eng mit Alzheimer in Verbindung stehen, bei starken Trinkern um 41 Prozent häufiger auf, bei ehemaligen Trinkern um 31 Prozent. „Selbst moderates Trinken kann Ihre kognitive Leistung langfristig beeinträchtigen“, warnen die Forscher.

4. Fehlende Struktur schwächt Fokus und Energie

Das Gehirn braucht klare Abläufe. Ohne Struktur entsteht ein Gefühl von Leerlauf. Wer Aufgaben ständig verschiebt, arbeitet ineffizienter und fühlt sich gleichzeitig gestresster.

Eine Studie von Rinaldi und Kollegen zeigt, dass Studenten mit hoher Neigung zum Aufschieben in Tests zu den sogenannten exekutiven Funktionen schlechter abschnitten. „Auch die brillantesten Denker brauchen Disziplin und Struktur, um voll zu funktionieren“, lautet das Fazit.

5. Schlechte Gesellschaft zieht uns runter

Das geistige Umfeld ist ebenso wichtig wie Schlaf oder Ernährung. Negative Menschen, ständige Ablenkung oder ein Übermaß an belanglosen Inhalten wirken wie Junkfood fürs Gehirn.

Eine Langzeitstudie von Eyre, House, Hill und Griffiths aus dem Jahr 2017 belegt, dass sich die Stimmung von Teenagern mit der Zeit derjenigen ihrer Freundesgruppe angleicht. Besonders negative Gefühle erwiesen sich als ansteckend. „Das mentale Grundniveau passt sich stillschweigend an das emotionale ‚Ernährungsangebot‘ an, das man bekommt“, schreiben die Autoren.

So wirken schädliche Gewohnheiten auf unser Denken – und wie wir gegensteuern

Alle fünf Punkte zeigen: Es sind nicht spektakuläre Ereignisse, sondern kleine Routinen, die unsere geistige Fitness prägen. Besonders gefährlich sind sie deshalb, weil wir sie oft kaum wahrnehmen. Ein Mangel an Selbstwahrnehmung verstärkt die Wirkung. „Ohne Aufmerksamkeit für das, was im Kopf passiert, laufen diese Muster unbemerkt weiter“, erklären Psychologen.

Schon wenige Veränderungen reichen, um den Abwärtstrend zu stoppen. Besonders hilfreich sind diese Ansätze:

  • Schlaf schützen: Geregelte Schlafzeiten einhalten und Schlafmangel vermeiden.
  • Alkoholkonsum reduzieren: Regelmäßigen Konsum überdenken und gegebenenfalls einschränken.
  • Struktur schaffen: Aufgaben klar gliedern, Deadlines setzen und an ihnen festhalten.
  • Soziales Umfeld prüfen: Den Kontakt zu Menschen pflegen, die positiv und stabil wirken.
  • Wachstumsdenken fördern: Die eigene Lernfähigkeit anerkennen und gezielt trainieren.

Kurz zusammengefasst:

  • Fünf Alltagsgewohnheiten – starres Denken, Schlafmangel, Alkoholkonsum, fehlende Struktur und negatives Umfeld – können unsere geistige Leistungsfähigkeit spürbar schwächen.
  • Studien zeigen: Schlafentzug verlangsamt Reaktionen, Alkohol erhöht dauerhaft das Risiko für Hirnschäden, und fehlende Struktur mindert Konzentration.
  • Wer stattdessen ausreichend schläft, weniger trinkt, klare Routinen pflegt und ein positives Umfeld wählt, stärkt Konzentration, Gedächtnis und Entscheidungsfähigkeit.

Übrigens: Auch das ständige Streben nach mehr Wohlbefinden kann krank machen – viele landen dadurch im „Wohlbefindens-Burnout“. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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