„Alle Gefühle dürfen sein“ – Dieses Kinderbuch hilft Eltern, Gefühle mutig und liebevoll zu begleiten

Eltern stoßen oft an ihre Grenzen, wenn Kinder starke Gefühle zeigen. Danijela Klich erklärt, wie emotionale Begleitung auf Augenhöhe gelingen kann.

Gefühle-begleiten-Kinder-Danijela-Klich

Als zweifache Mutter wünscht sich Danijela Klich, dass Kinder und Erwachsene lernen, Gefühle anzunehmen, zu fühlen und wieder loszulassen – achtsam und auf Augenhöhe. © Waldschnecke Verlag

Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, mit starken Emotionen umzugehen – ohne sie zu unterdrücken? Die Pädagogin, Familienbegleiterin und Autorin Danijela Klich zeigt in ihrer Arbeit, wie wichtig es ist, Gefühle bei Kindern einfühlsam zu begleiten. Mit ihrem Projekt „Mit Herz und Hirn“ sowie dem neuen Kinderbuch „Marin Käfer – kleines Wesen, große Gefühle“ möchte sie Eltern ermutigen, eine neue Haltung zu entwickeln: verständnisvoll, präsent und emotional klar.

Im Interview spricht sie über emotionale Erziehung, die Entstehung ihres Buches und darüber, warum viele Erwachsene im Alltag überfordert sind – auch von den eigenen Gefühlen.

Warum es so wichtig ist, die Gefühle von Kindern zu begleiten

Liebe Danijela, dein Buchtitel verrät es ja schon: Es geht um große Gefühle. Wieso liegt dir gerade dieses Thema so am Herzen?

Danijela Klich: Kinder präsentieren uns ihre Emotionen meistens ungefiltert. Das ist für viele Erwachsenen gar nicht zu leicht auszuhalten und zu begleiten. Häufig passiert es dann, dass wir Erwachsenen versuchen, die Kinder zu „verbiegen“. Das laute Lachen oder Schreien eines Kindes ist für uns herausfordernd, also versuchen wir, das Kind dazu zu bringen, weniger davon zu zeigen. Das mag uns für den Moment helfen, für das Kind ist es jedoch in der Regel eine schmerzhafte Erfahrung, da es erlebt: „Ich bin falsch“ oder „Nur wenn ich lieb bin, werde ich akzeptiert“. Gefühle sind jedoch zum Fühlen da und wir Erwachsenen sind dafür da, um Kinder in ihren Gefühlen zu begleiten. Eine einfühlsame Begleitung kindlicher Gefühle ist die Basis für ein gesundes Emotions-Management im Erwachsenenalter.

Wie ist dir die Idee zu dem Buch gekommen? Wie ist Marin Käfer entstanden?

Danijela Klich: Das Buch basiert auf einem Lied, das ich für eines meiner Kinder geschrieben habe. Je öfter ich es selbst gehört habe, meinen Kindern und anderen Kindern vorgespielt habe, umso überzeugter war ich davon, dass so viele Kinder und Eltern wie möglich diese Botschaft hören dürfen: Alle Gefühle dürfen sein. Die Figur Marin Käfer ist entstanden, da ich bereits als Kind eine große Liebe zu Marienkäfern entwickelt habe.

Vom Social-Media-Kontakt zum Verlag – Wie das Buch seinen Weg fand

Erzähl uns von deiner Reise, wie du mit Marin Käfer einen Verlag und vor allem die passende Illustratorin gefunden hast.

Danijela Klich: Als Erstlings-Autorin einen Verlag für eine Bilderbuch-Idee zu finden ist wirklich herausfordernd. Ich habe viel Zuspruch gefunden auch von großen Verlagen, die die Idee wirklich gut fanden, jedoch keine Kapazitäten hatten. Dennoch habe ich mich nicht von den Absagen entmutigen lassen, da ich wusste, dass Marin Käfer ein Zuhause in einem Verlag finden würde.

Die zauberhafte Illustratorin Ines habe ich zunächst über die sozialen Medien kennen und lieben gelernt. Auch bei unserer ersten Unterhaltung online war uns klar, dass wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen. Ich hatte natürlich immer die Hoffnung, dass ich einen Verlag finden würde, der auch Ines mit an Bord haben möchte. Umso glücklicher war ich, als Sermina vom Waldschnecke Verlag uns im Doppelpack zugesagt hat.

Der kleine Marin Käfer erlebt Gefühlsstürme von Wut bis Freude – und zeigt Kindern und Erwachsenen in liebevollen Reimen: Alle Gefühle dürfen sein. © Waldschnecke Verlag

Kinder in ihren Gefühlen begleiten – und selbst nicht den Halt verlieren

Was glaubst du, wieso ist es für uns Erwachsene trotz des vielen Wissens immer noch so schwer, mit allen Gefühlen umzugehen?

Danijela Klich: Wissen ist die eine Sache. Das Erleben und Erfahren ist etwas ganz anderes. Die wenigsten von uns haben in ihrer eigenen Kindheit erleben dürfen, wie es sich anfühlt, ruhig und in Verbindung durch einen Gefühlssturm begleitet zu werden. Wenn ein Kind durch seinen eigenen Emotionsausbruch also starke Gefühle in uns selbst auslöst, dann ist dies immer eine Einladung da genauer hinzuschauen. In meinem Kurs „L(i)ebe deine Wut… und es ist egal, was dein Kind tut“, geht es genau darum. Auch mein Ratgeber „10 Dinge, die bei Gefühlsstürmen deines Kindes sicher helfen“ begleitet Eltern auf ihrem Weg, Kinder einfühlsam durch Gefühlsstürme zu manövrieren.

Was möchtest du den Kindern und auch den Erwachsenen mit deinem Buch vermitteln?

Danijela Klich: Die Kernaussage meines Bilderbuches ist, dass alle Gefühle sein dürfen. Jede Emotion hat ihre Berechtigung und ihre Funktion und ist wichtig. Und wir Erwachsenen dürfen uns immer wieder daran erinnern. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es wirklich sehr viele Erinnerungen braucht.

Mehr Milde, mehr Bewusstsein

Was wünschst du dir für die Zukunft in unserem Umgang mit Gefühlen?

Danijela Klich: Ich wünsche mir mehr Bewusstsein und weniger Verurteilung. Mehr Bewusstsein dafür, dass unsere Emotionen wichtig sind, aber auch grundsätzlich ein Bewusstsein dafür, wie sich eine Emotion anfühlt, also auch körperlich.

Dann wünsche ich mir auch mehr Bewusstsein dafür, dass wir selbst die Verantwortung tragen für unsere Gefühle und uns gut um uns selbst kümmern dürfen, um uns wiederum um unsere Kinder kümmern zu können. Weniger Verurteilung wünsche ich mir für alle, die sich so unglaublich viel Mühe geben, gelassen und friedvoll zu sein und es hier und da mal nicht schaffen. Seid milde mit euch. Und seid milde mit eurem Kind.

Kurz zusammengefasst:

  • Kinder brauchen Begleitung, keine Bewertung ihrer Gefühle – das stärkt ihr Selbstwertgefühl und emotionales Verständnis.
  • Eltern stoßen oft an eigene Grenzen, weil sie selbst nie gelernt haben, mit starken Gefühlen sicher umzugehen.
  • Einfühlsame Geschichten wie „Marin Käfer“ geben Kindern Worte für ihre Emotionen – und Erwachsenen Impulse für mehr Verständnis.

Übrigens: Trauer ist wohl eines der stärksten Gefühle, doch Kinder trauern anders Erwachsene – oft klarer, direkter und ehrlicher. Warum es so wichtig ist, sie dabei angemessen zu begleiten, erzählt Gründerin des Waldschnecke Verlags und Autorin Sermina Wallner in unserem Artikel.

Bild: © Waldschnecke Verlag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert