Teure Steuern, kaum Effekt – Warum Emissionsabgaben oft ins Leere laufen

Hohe Steuern bremsen die Emissionen von Unternehmen nur geringfügig – stattdessen kürzen viele ihre Investitionen. Dabei könnten Innovation und Technik deutlich mehr bewirken.

Teure Steuern, kaum Effekt: Abgaben senken Emissionen kaum

Trotz hoher Emissionssteuern wie in Valencia sanken die Stickstoffdioxid-Werte nur um 1,2 Prozent pro Jahr – besonders in wirtschaftsschwachen Regionen fehlte Firmen das Geld für Anpassungen. © Pexels

Steuern sollen helfen, die Luft sauberer zu machen. Doch bei vielen Unternehmen ändert sich wenig, trotz höherer Abgaben. Das zeigt eine Untersuchung der Region Valencia. Dort führte die Regierung 2013 Steuern auf Stickstoffdioxid (NO₂) ein, in der Hoffnung auf geringere Emissionen. Die IESE Business School in München hat jetzt untersucht, wie wirksam diese Maßnahme wirklich war. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachjournal SienceDirect.

Steuer kostet viel – und hilft wenig

Für Unternehmen war die neue Abgabe teuer. Die Steuerlast stieg im Schnitt um bis zu 13 Prozent. Viele Firmen reagierten mit Kürzungen bei ihren Investitionen, etwa bei Maschinen oder moderner Technik. Laut der IESE-Studie investierten sie fast 1 Prozent weniger vom Betriebsvermögen. Dabei blieb der Effekt auf die Luftqualität gering: Der Ausstoß von Stickstoffdioxid sank nur um 1,2 Prozent pro Jahr, das entspricht rund 728 Tonnen. Wichtig dabei: CO₂ und NO₂ sind nicht zu verwechseln: CO₂ belastet das Klima, NO₂ vor allem die Atemluft in Städten.

„Emissionssteuern erzielen möglicherweise nicht die erhoffte Wirkung“, schreiben die Forscher. Statt Emissionen zu vermeiden, würden viele Unternehmen schlicht das Budget kürzen.

Konsequenzen für Klein- bis Großunternehmen

Besonders stark wirkten sich die Kürzungen in wirtschaftlich schwachen oder stark regulierten Regionen aus. In vielen Fällen fehlte den Firmen die Möglichkeit, die Mehrkosten auf Kunden oder Lieferanten umzulegen. Wer in hart umkämpften Märkten agiert, hat oft keinen Spielraum für Preiserhöhungen. Am Ende bleibt nur der Rotstift, vor allem bei Zukunftsinvestitionen.

Diese Dynamik trifft nicht nur große Konzerne. Auch Mittelständler und Familienbetriebe spüren die Steuerlast. Und für Regionen mit ohnehin hoher Arbeitslosigkeit oder schwacher Infrastruktur verschärft sich die Lage zusätzlich.

Wo die Steuern moderaten Erfolg zeigen

Die Studie zeigte jedoch auch positive Effekte. In stark industrialisierten Gebieten sanken die NO₂-Werte um bis zu 5 Prozent. Wer emissionsarm arbeitet oder gar kein Stickstoffdioxid ausstößt, bleibt trotzdem belastet, denn die Preise für Vorprodukte steigen oft mit.

Die Befunde deuten darauf hin, dass Emissionssteuern zwar in die gewünschte Richtung wirken, der Effekt allein jedoch nicht ausreicht.

Martin Jacob, IESE Business School

Die Analyse ergab, dass die Reduktionen der Luftverschmutzung in Gebieten mit hoher industrieller Aktivität am stärksten ausfällt. Wo dagegen kaum Industrie vorhanden war, veränderte sich die Luftqualität kaum. Die Steuer wirkt also nur dort, wo Unternehmen genug Mittel haben, sich umzustellen.

Günstigere und effizientere Maßnahmen

Noch wichtiger ist ein anderer Punkt: die Innovationskraft eines Unternehmens. Firmen mit eigener Forschung und Umwelttechnik senkten ihre Emissionen deutlich stärker. „In Regionen mit einer höheren Konzentration innovativer Unternehmen werden größere Rückgänge der NO₂-Werte erzielt“, sagt Jacob. Entscheidend ist also nicht die Steuer, sondern die Fähigkeit zur Anpassung. Ohne technologische Lösungen und gezielte Förderung passiert wenig. Jacob warnt: Die Politik dürfe sich nicht allein auf Steuern verlassen – sonst bleiben die Effekte gering.

Ein Blick auf die Kosten zeigt, wie teuer dieser Weg ist. Die Steuer bringt jährlich 21 Millionen Euro ein. Unternehmen zahlen im Schnitt 3.600 bis 7.200 Euro pro vermiedener Tonne Stickstoffoxide – ein hoher Aufwand bei wenig Wirkung. Andere Maßnahmen wirken besser. Abgaben auf Treibstoffe senkten CO₂ um mehr als 7 Prozent, firmenspezifische Programme erreichten bis zu 45 Prozent.

Umweltsteuern müssen klug umgesetzt werden

Die Untersuchung zeigt vor allem eines: Umweltsteuern allein bringen wenig, wenn sie nicht klug eingebettet sind. Die Autoren fordern deshalb eine stärkere Förderung von Innovation und Technik. Was viele Politiker übersehen: Firmen werden nicht automatisch umweltfreundlicher, nur weil man sie zur Kasse bittet. Es braucht klare Regeln, Förderanreize und ein Verständnis für die Realität in den Betrieben. Wer das ignoriert, riskiert Stillstand – in der Umwelt und in der Wirtschaft.

Kurz zusammengefasst:

  • Emissionssteuern wie in Valencia führten nur zu einem geringen Rückgang der NO₂-Werte um 1,2 Prozent pro Jahr, trotz hoher Belastung für Unternehmen.
  • Viele Firmen reagierten mit Investitionskürzungen statt mit Umweltschutz – besonders in Regionen mit geringem Preisspielraum oder schwacher Finanzlage.
  • Deutlich wirksamer als Steuern sind Innovation, gezielte Förderung und technische Lösungen – diese senkten Emissionen oft deutlich stärker.

Übrigens: Während Firmen in Europa für jede Tonne CO2-Emissionen zahlen, schönt die Tech-Branche in den USA ihre Klimabilanz mit Zertifikaten. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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