Strompreise könnten bis 2030 fallen – auch Deutschland würde profitieren
Wenn Deutschland die Ziele für erneuerbare Energien erreicht, könnten die Strompreise bis 2030 um 31 Prozent sinken und stabiler werden.
Laut einer neuen Studie der University of Cambridge könnten sich die Strompreise in Europa bis 2030 stabilisieren, wenn die aktuellen nationalen Ziele für erneuerbare Energien erreicht werden. Die Analyse untersuchte 29 europäische Länder und zeigt, dass die Volatilität der Strommärkte im Durchschnitt um 20 Prozent sinken könnte. Der Grund: Eine geringere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, insbesondere Erdgas, das in den letzten Jahren für Preissprünge gesorgt hat.
Große Unterschiede gibt es je nach Land. Besonders profitieren könnten das Vereinigte Königreich und Irland, wo die Strompreisspitzen um 44 Prozent bzw. 43 Prozent zurückgehen würden. In Deutschland wird ein Rückgang der Strompreisvolatilität um 31 Prozent erwartet. Noch deutlicher wäre der Effekt in den Niederlanden und Belgien, wo die Preisspitzen um 38 Prozent bzw. 33 Prozent nachlassen könnten.
Strompreise könnten bis 2030 sinken – Erneuerbare Energien reduzieren Marktschwankungen
Die Wissenschaftler der University of Cambridge nutzten Hochleistungsrechner, um verschiedene Szenarien durchzuspielen. Ihr Modell berücksichtigte Wettermuster, Energienachfrage und Kraftwerkskapazitäten – entscheidende Faktoren für die Strommarktstabilität.
Das Ergebnis: Ein schneller Ausbau von Wind- und Solarenergie dämpft die Auswirkungen von Erdgaspreisschwankungen. Das ist besonders relevant, da sich die Märkte in den letzten Jahren immer wieder durch starke Ausschläge ausgezeichnet haben. Schon kleinste Veränderungen im Gaspreis hatten spürbare Effekte auf die Stromkosten. Die Studie zeigt nun, dass eine verlässliche Einspeisung aus erneuerbaren Quellen diesen Effekt abschwächen kann.
„Die Volatilität der Energiepreise ist eine Hauptursache für Schäden an nationalen Volkswirtschaften“, sagt Laura Diaz Anadon von der University of Cambridge. Sie erklärt weiter: „Wir zeigen, dass das Erreichen der Ziele für erneuerbare Energien die Wahrscheinlichkeit solcher Preisspitzen in Zukunft reduziert.“
Fossile Abhängigkeit als Unsicherheitsfaktor
Besonders die Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, wie verwundbar die europäischen Strommärkte durch ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sind. Hohe Gaspreise führten zu massiven Mehrkosten für Haushalte und Unternehmen.
Der Ausbau erneuerbarer Energien könnte diesen Unsicherheitsfaktor verringern. Durch eine stabilere Einspeisung aus Wind und Sonne wären Preisspitzen weniger wahrscheinlich, selbst wenn es zu geopolitischen Krisen oder Rohstoffengpässen kommt.
„Das Erreichen der Ziele für erneuerbare Energien ist nicht nur gut für die Kohlenstoffneutralität, sondern wir können sehen, dass es auch die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit stärkt“, erklärt Daniel Navia, Mitautor der Studie.
Großhandelspreise für Strom könnten um 25 Prozent sinken
Die Wissenschaftler haben nicht nur die Schwankungen untersucht, sondern auch, wie sich die Gesamtpreise entwickeln könnten. Demnach dürfte der durchschnittliche Großhandelspreis für Strom in allen untersuchten Ländern bis 2030 um mehr als 25 Prozent sinken.
In Großbritannien und Irland könnten die Preise um etwa 45 Prozent fallen. In Deutschland wird ein Rückgang um 34 Prozent erwartet. Belgien und die Niederlande rechnen mit Preisrückgängen von 31 Prozent bzw. 41 Prozent.
Diese Entwicklung wäre ein großer Vorteil für Verbraucher und Unternehmen. Günstigere und stabilere Strompreise bedeuten planbarere Energiekosten, geringere Produktionsausgaben und insgesamt eine Entlastung der Wirtschaft.
Warum der Ausbau erneuerbarer Energien jetzt entscheidend ist
Die Studie liefert starke Argumente für den schnelleren Ausbau von Wind- und Solarenergie. Während einige Länder bereits ambitionierte Programme umsetzen, stockt der Ausbau in anderen Regionen. Der Energiesektor steht vor der Herausforderung, die Infrastruktur für eine zuverlässige Stromversorgung ohne fossile Energieträger zu schaffen.
Eine ungebremste Abhängigkeit von Erdgas könnte dagegen dazu führen, dass sich die Schwankungen fortsetzen und die Preise weiter hoch bleiben. Laura Diaz Anadon betont: „Es macht Sinn, erneuerbare Energien als Sicherheitsinvestition zu betrachten, und wenn wir den Schwung in Richtung grüner Energie verlieren, schaden wir eindeutig dem Klima, aber wir setzen uns auch unbekannten Risiken in der Zukunft aus.“
Kurz zusammengefasst:
- Wenn Deutschland die nationalen Ausbauziele für erneuerbare Energien erreicht, könnten die Strompreise bis 2030 um 31 Prozent sinken und die Preisschwankungen deutlich abnehmen.
- Der Ausbau von Wind- und Solarenergie verringert die Abhängigkeit von Erdgas und macht den Strommarkt widerstandsfähiger gegen Preissprünge.
- Wissenschaftler der University of Cambridge zeigen, dass eine konsequente Energiewende nicht nur dem Klima, sondern auch der wirtschaftlichen Stabilität nützt.
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