Wer umzieht, den bestraft der Wohnungsmarkt: Wenn die Miete zum Luxus wird

Wer eine neue Wohnung sucht, zahlt drauf. Trotz mehr Wohnraum pro Person bleibt die Verteilung extrem ungleich.

Hohe Miete bei Umzug: Neue Mietverträge treiben die Kosten in die Höhe – in Großstädten zahlt jeder sechste Haushalt über 40 % seines Einkommens für Miete.

Neue Mietverträge treiben die Kosten in die Höhe – in Großstädten zahlt jeder sechste Haushalt über 40 Prozent seines Einkommens für Miete. © Wikimedia

Die Mieten in Deutschland steigen weiter – doch besonders für Mieter, die eine neue Wohnung suchen, wird es teuer. Wer seinen alten Mietvertrag verliert, zahlt oft drastisch mehr. Wer einen Mietvertrag in diesem Jahr unterschreibt, der steht laut Deutschlandfunk ungleich schlechter da als mit einem 20 Jahre alten Mietvertrag. Besonders in Großstädten fressen die Mietkosten einen erheblichen Teil des Einkommens auf. Jeder sechste Haushalt gibt inzwischen mehr als 40 Prozent davon für die Miete aus.

Hohe Miete bei Umzug – trotz ausreichend Wohnraum pro Person

Deutschland hat eine der höchsten Mietquoten in Europa – 56 Prozent der Menschen leben zur Miete. Nur in der Schweiz ist der Anteil der Wohneigentümer noch niedriger. Doch trotz dieser hohen Nachfrage gab es „noch nie so viel Wohnraum in Deutschland wie jetzt“, so der Deutschlandfunk. Im Durchschnitt hat jede Person heute doppelt so viel Wohnfläche wie vor 30 Jahren. Gleichzeitig gibt es doppelt so viele Single-Haushalte wie vor 70 Jahren. Das Problem: Der Wohnraum ist extrem ungleich verteilt. Ältere Menschen bleiben oft in großen Wohnungen, weil es kaum kleinere, bezahlbare Alternativen gibt. So blockieren sie ungewollt den Markt für nachfolgende Generationen.

Neubau stagniert: Nur 230.000 neue Wohnungen erwartet

Neben der ungleichen Wohnraumverteilung gibt es einen akuten Mangel an Neubauten. 2024 wurden nur 260.000 neue Wohnungen gebaut – für 2025 rechnet die Branche mit einem weiteren Rückgang auf 230.000 Einheiten. Die Gründe: Hohe Zinsen verteuern Kredite, die Preise für Baumaterialien sind gestiegen, und Handwerker fehlen an allen Ecken und Enden. Viele Bauherren verzichten daher auf neue Projekte oder stellen geplante Bauvorhaben zurück.

Politische Lösungsansätze: Weniger Vorschriften oder mehr Regulierung?

Die Politik diskutiert unterschiedliche Ansätze, um die Lage zu verbessern. Die Union und FDP fordern weniger Bauvorschriften, etwa beim Umwelt- und Lärmschutz, um Bauen günstiger zu machen. Die SPD setzt hingegen auf Mietpreisbremsen, um „die Mieten durch Vorschriften zu bremsen“. Kritiker befürchten jedoch, dass eine zu starke Regulierung Investoren abschreckt und den Neubau weiter hemmt.

Der Staat könnte außerdem die Grunderwerbssteuer senken oder ganz streichen, um den Kauf von Wohnungen zu erleichtern. Diese Steuer liegt bei etwa 10.000 Euro pro Wohnung und macht es gerade für junge Familien schwer, Wohneigentum zu erwerben. Doch die Länder, die davon profitieren, sträuben sich gegen den Verzicht auf diese Einnahmen.

Sozialwohnungen: Ein schwindendes Gut

Eine weitere Möglichkeit wäre der verstärkte Bau von Sozialwohnungen. Doch seit den 1980er Jahren gibt es immer weniger davon. Zudem sitzen in rund der Hälfte der verbliebenen Sozialwohnungen Menschen, die sich mittlerweile reguläre Mietwohnungen leisten könnten.

Früher gab es für diesen Fall eine Lösung: die Fehlbelegungsabgabe. Mieter, die nach dem Einzug in eine Sozialwohnung finanziell besser gestellt waren, mussten eine Abgabe an die Gemeinden zahlen. Damit sollte sichergestellt werden, dass Sozialwohnungen tatsächlich den Bedürftigsten zugutekommen. Doch viele Bundesländer haben diese Regelung abgeschafft, darunter Bayern bereits 2008. Der Hauptgrund laut BR: Der Verwaltungsaufwand galt als zu hoch und schmälerte die Einnahmen. Dadurch entfällt eine Steuerungsmaßnahme, die Sozialwohnungen gezielter für Menschen mit geringem Einkommen hätte freihalten können.

Kurz zusammengefasst:

  • Hohe Miete bei Umzug: Wer eine neue Wohnung sucht, zahlt oft drastisch mehr – jeder sechste Haushalt gibt über 40 Prozent seines Einkommens für Miete aus, besonders in Großstädten.
  • Wohnraummangel und Neubaukrise: Obwohl es pro Kopf mehr Wohnraum gibt als je zuvor, ist er ungleich verteilt; gleichzeitig bremsen hohe Baukosten, Zinsen und fehlende Handwerker den Neubau.
  • Politische Maßnahmen mit Hürden: Die Fehlbelegungsabgabe wurde abgeschafft, Mietpreisbremsen und Sozialwohnungen sind umstritten, und eine zu starke Regulierung könnte den Neubau weiter drosseln.

Übrigens: Steigende Mieten verändern nicht nur den Wohnungsmarkt, sondern auch die politische Landschaft. Eine Studie zeigt, dass sozial Schwächere in Ballungsräumen sich vermehrt der AfD zuwenden – schon 1 Euro mehr pro Quadratmeter kann ihre Zustimmung um bis zu 4 Prozentpunkte steigen lassen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Lienhard Schulz via Wikimedia unter CC BY-SA 3.0

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