Mit nur zehn Euro eine Bank ins Wanken bringen – Wie KI und Social Media Bank Runs auslösen können

KI stellt eine neue Gefahr für Banken dar: Fake News können Kunden verunsichern, Milliarden bewegen und das Risiko von Bank Runs erhöhen.

KI-generierte Inhalte können weitere Bank Runs auslösen, warnt eine britische Studie. © Midjourney

KI-generierte Inhalte können weitere Bank Runs auslösen, warnt eine britische Studie. © Midjourney

Bankkunden reagieren sensibel auf schlechte Nachrichten – das wissen auch Kriminelle. Eine britische Studie warnt, dass KI gezielt eingesetzt werden könnte, um Desinformationen zu verbreiten und Banken in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Die Forschungsfirma Say No to Disinfo und die Kommunikationsagentur Fenimore Harper schlagen laut Reuters Alarm: Gefälschte Meldungen über angebliche Sicherheitslücken oder finanzielle Schieflagen können sich blitzschnell in sozialen Netzwerken verbreiten – oft mit dramatischen Folgen. KI könnte zusammen mit Social Media das Risiko von Bank Runs deutlich erhöhen.

Die Gefahr ist real. Schon der Kollaps der Silicon Valley Bank 2023 zeigte, wie schnell eine Bank durch soziale Medien in eine Krise geraten kann. Binnen eines Tages zogen Kunden 42 Milliarden Dollar ab – eine Panikreaktion, verstärkt durch digitale Gerüchte. Der Finanzstabilitätsrat der G20 hält solche Risiken für brandgefährlich: KI könne gezielt eingesetzt werden, um „Desinformationen zu erzeugen und zu verbreiten, die akute Krisen verursachen“, warnte er im November.

Kunden reagieren blitzschnell auf falsche Nachrichten

Die britische Studie belegt, wie anfällig Bankkunden für manipulierte Inhalte sind. Ein Drittel der Befragten gab an, nach dem Konsum von Fake News „extrem wahrscheinlich“ Geld von ihrem Konto abzuheben, weitere 27 Prozent hielten es für „eher wahrscheinlich“. Mit Online- und Mobile-Banking könnten solche Massenabhebungen innerhalb von Sekunden zu einer ernsthaften Gefahr für die Stabilität von Finanzinstituten werden.

Besonders alarmierend: Laut der Analyse könnten bereits zehn Pfund (12 Euro) Werbebudget ausreichen, um mit einer gezielten Social-Media-Kampagne bis zu eine Million Pfund an Kundeneinlagen in Bewegung zu setzen. Die Berechnung basiert auf durchschnittlichen Bankguthaben britischer Kunden sowie den Reichweiten entsprechender Werbeanzeigen. Angreifer müssten also nur einen minimalen Betrag investieren, um ein System ins Wanken zu bringen.

Banken müssen soziale Netzwerke stärker im Blick behalten

Experten fordern eine bessere Überwachung von Social Media. Banken sollten digitale Trends genau verfolgen und frühzeitig erkennen, wenn Falschinformationen in größerem Umfang verbreitet werden. Besonders wichtig ist die Verknüpfung von Social-Media-Analysen mit internen Transaktionsüberwachungssystemen. Sobald auffällige Kontoabhebungen mit gezielten Desinformationskampagnen zusammenfallen, sollten Banken rasch Gegenmaßnahmen ergreifen.

„Auch wenn ein flächendeckender Bank Run unwahrscheinlich erscheint, ist die Gefahr real. Finanzinstitute müssen auf solche Szenarien vorbereitet sein“, erklärte Woody Malouf, Leiter der Finanzkriminalitätsbekämpfung bei Revolut. Er forderte zudem, dass Social-Media-Plattformen stärker in die Verantwortung genommen werden, um die Verbreitung von Fake News einzudämmen. Andere Banken, darunter NatWest und Barclays, lehnten eine Stellungnahme gegenüber Reuters ab oder reagierten nicht auf Anfragen.

Banken zwischen Risiko und Chance

Trotz der potenziellen Bedrohungen von KI für die Finanzstabilität, bleiben viele Banken optimistisch. Die Branche sieht in der Technologie große Chancen. „Banken arbeiten intensiv daran, die mit KI verbundenen Gefahren zu minimieren. Gleichzeitig prüfen die Regulierungsbehörden mögliche Herausforderungen für die finanzielle Stabilität“, erklärt der Branchenverband UK Finance.

Die Veröffentlichung der Studie fällt mit dem KI-Gipfel in Frankreich zusammen, bei dem sich Politiker und Wirtschaftsvertreter jedoch verstärkt mit der Förderung der Technologie beschäftigen. Während frühere Konferenzen Risiken in den Mittelpunkt stellten, scheint der Fokus nun verstärkt auf den wirtschaftlichen Potenzialen zu liegen. Doch für Banken bleibt die Frage: Wie können sie die Vorteile der KI nutzen, ohne Opfer ihrer Schattenseiten zu werden?

Kurz zusammengefasst:

  • KI-generierte Fake News über Banken könnten Kunden verunsichern und Panik auslösen – mit gefährlichen Bank Runs als Folge.
  • Schon kleine Summen haben große Wirkung: Laut einer britischen Studie reichen bereits wenige Euro aus, um mit gezielten Fake-News-Kampagnen Millionen an Kundeneinlagen zu bewegen.
  • Banken und Regulierer stehen unter Druck: Experten fordern eine engere Überwachung von Social Media und eine bessere Vernetzung mit Finanzaufsichtssystemen, um drohende Bank Runs frühzeitig zu erkennen.

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