Börsen-App zeigt null Euro: Wütende Nutzer verlieren Geld und fordern Entschädigung – so klappt die Rückzahlung
Als die Börse krachte, blockierten die Apps. Wer verkaufen wollte, schaute in leere Depots. Wer zahlt jetzt den Schaden dafür?

Zwei beliebte Börsen-Apps streiken zur falschen Zeit. © Unsplash
Wenn Aktienkurse plötzlich abstürzen, wollen viele schnell reagieren und ihre Wertpapiere verkaufen. Doch genau das war am Montagmorgen, den 7. April 2025, nicht möglich – zumindest nicht bei allen. Nutzer der Börsen-Apps Trade Republic und Scalable Capital konnten sich teilweise nicht einloggen oder sahen in ihrer App nur noch leere Depots. Für Menschen, die dringend handeln wollten, war das ein Schock. Die Kurse fielen weiter, während die Technik versagte. Wer in dieser Situation Verluste gemacht hat, stellt sich jetzt eine wichtige Frage: Gibt es eine Entschädigung?
Laut BR24 gehören die betroffenen Apps zu den sogenannten Neobrokern. Sie ermöglichen es, direkt über das Smartphone Aktien zu handeln – einfach und schnell, ohne klassische Bankfiliale. Genau das versprechen sie auch in der Werbung: Kauf und Verkauf sollen in wenigen Sekunden erledigt sein. Doch als es wegen der neuen Zollpolitik von Donald Trump an den Börsen heftig krachte, funktionierten die Apps nicht zuverlässig.
Depots plötzlich leer – Technik stürzt beim Börsencrash ab
Laut BR24 klagten viele Nutzer von Scalable Capital, dass ihre Depots einen Wert von null Euro anzeigten. Auch bei Trade Republic konnten manche ihr Depot nicht laden oder keine Aufträge abschicken. Für Anleger ein großes Problem: Wer schnell verkaufen wollte, konnte das nicht. Und je länger der Fehler dauerte, desto tiefer rutschten die Kurse.
Die Anbieter erklären, dass der Handel dennoch grundsätzlich möglich gewesen sei. Auf Anfrage von BR24 teilten sie mit, es habe lediglich bei einzelnen Nutzern Ladeverzögerungen gegeben – wegen der extrem hohen Belastung durch die Kursbewegungen. Wer technische Probleme hatte, müsse sie allerdings selbst belegen. Zum Beispiel durch einen Screenshot der Fehlermeldung.
Wer Geld verloren hat, muss den Schaden exakt belegen
Ob Betroffene ihr Geld zurückbekommen, hängt von mehreren Punkten ab. Erstens muss genau nachgewiesen werden, wann man verkaufen wollte – also auf die Sekunde genau. Zweitens muss man zeigen, dass der Kurs zu diesem Zeitpunkt höher war als beim späteren Verkauf. Und drittens gilt: Solange die Aktie nicht verkauft wurde, gilt der Verlust rechtlich noch nicht als Schaden. Juristen sprechen in diesem Fall von einem „unrealisierten Verlust“.
Das bedeutet: Wer seine Papiere noch besitzt, könnte später doch noch Gewinn machen – falls sich die Märkte erholen. Ohne Verkauf gibt es also keinen Anspruch auf Schadenersatz.
Beschwerden können Druck aufbauen – Bafin prüft bei Häufung
Verbraucherschützer wie Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklären gegenüber BR24, dass Banken und Broker eigentlich dafür sorgen müssen, dass ihre Systeme im Normalfall funktionieren. Bei außergewöhnlich starker Belastung – etwa durch politische Entscheidungen wie neue Zölle – könne es aber zu Ausnahmen kommen.
Trotzdem: Wenn viele Kunden ähnliche Probleme melden, kann sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) einschalten. Sie ist für die Kontrolle von Finanzdienstleistern in Deutschland zuständig. Wer technische Ausfälle meldet, trägt also dazu bei, dass Behörden Druck aufbauen können.
Anwalt erhöht die Chancen auf Schadenersatz deutlich
Ein einfacher Beschwerdebrief reicht laut BR24 meist nicht aus, um Geld zurückzubekommen. Verbraucherschützer raten deshalb, einen Anwalt einzuschalten – vor allem dann, wenn man gute Beweise für die technischen Probleme hat. Banken versuchen in solchen Fällen oft, Prozesse zu vermeiden, weil sie für ihr Image schädlich sind. Ein Anwaltschreiben kann also helfen, einen Vergleich zu erzielen und zumindest einen Teil des verlorenen Geldes zurückzubekommen.
Die Voraussetzung: Der Fehler muss genau dokumentiert sein. Nur wer zeigt, wann und wie die App versagt hat, kann hoffen, sein Geld zurückzuerhalten.
Kurz zusammengefasst:
- Bei den Börsen-Apps Trade Republic und Scalable Capital kam es während eines Kurssturzes zu technischen Ausfällen, wodurch Nutzer ihre Wertpapiere nicht rechtzeitig verkaufen konnten.
- Wer Schadenersatz fordert, muss genau nachweisen, wann er handeln wollte und wie hoch der Verlust war.
- Beschwerden bei der Bafin und ein anwaltliches Schreiben können die Chancen auf eine Entschädigung erhöhen.
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