Bill Gates und Warren Buffett spenden Milliarden für wohltätige Zwecke – oder für mehr Einfluss?

Bill Gates und Warren Buffett haben Milliarden gespendet. Doch ist ihre Philanthropie wirklich selbstlos oder nur ein Instrument der Macht?

Bill Gates und Warren Buffett sichern sich mit ihren Spenden globalen Einfluss. © Wikimedia

Bill Gates und Warren Buffett sichern sich mit ihren Spenden globalen Einfluss. © Wikimedia

Bill Gates und Warren Buffett – zwei Namen, die untrennbar mit gigantischem Reichtum verbunden sind. Doch was unterscheidet sie von anderen Milliardären? Der Autor und Drehbuchschreiber Anthony McCarten hat sich in seinem neuen Buch „Warren Buffett und Bill Gates – Die einflussreichste Freundschaft der Welt“ mit ihrer außergewöhnlichen Verbindung beschäftigt. In einem Gespräch mit der NZZ erklärt er, wie Buffett und Gates von genialen Unternehmern zu globalen Wohltätern wurden – und ob Philanthropie wirklich ausreicht, um extreme Vermögensungleichheit zu rechtfertigen.

Buffett beschreibt sich und Gates als „verzogen“ – eine Metapher dafür, dass sie in bestimmten Bereichen außergewöhnliche Fähigkeiten haben, während andere Aspekte ihrer Persönlichkeit nicht so ausgeprägt sind. Während Gates als junger Unternehmer Microsofts Software nicht verkaufte, sondern lizenzierte und damit den Markt für Betriebssysteme dominierte, baute Buffett eines der größten Finanzimperien der Welt auf, indem er langfristige Investitionen in unterbewertete Unternehmen tätigte. Beide folgten unkonventionellen Wegen – mit gigantischem Erfolg.

Welche wirtschaftlichen Prinzipien führten zu ihrem Erfolg?

McCarten erklärt laut NZZ, dass der wirtschaftliche Aufstieg von Bill Gates und Warren Buffett nicht nur auf klugen Geschäftsentscheidungen, sondern auch auf dem historischen Kontext basiert. Gates hatte das Glück, in einer Zeit aktiv zu sein, in der sich die digitale Revolution rasant entwickelte. Microsofts Betriebssystem Windows wurde zum Standard und sicherte dem Unternehmen eine Monopolstellung, die jahrzehntelang anhielt.

Buffett hingegen verfolgte eine ganz andere Strategie: Er ließ sich von seinem Mentor, dem Finanzexperten Benjamin Graham, inspirieren, der ihm die Grundsätze des „Value Investing“ beibrachte. Buffett suchte gezielt nach Unternehmen, die an der Börse unterbewertet waren, kaufte Anteile auf und ließ den Wert langfristig steigen. Durch diese Methode wurde er zu einem der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten.

Eine Freundschaft, die über Geschäfte hinausgeht

Abseits der Geschäftswelt verbindet Buffett und Gates eine enge Freundschaft. McCarten erzählte der NZZ, dass die beiden eine gemeinsame Leidenschaft für das Kartenspiel Contract Bridge teilen. Dieses erfordert strategisches Denken, Vorausplanung und taktische Geduld – genau die Eigenschaften, die beide auch im Geschäftsleben erfolgreich machten.

McCarten verrät, dass er sich die beiden oft in langen Gesprächen vorstellt, wie sie sich beim Kartenspiel über das Weltgeschehen austauschen. Dieses Bild war eine der Inspirationen für sein Buch und sein Theaterstück über die beiden Männer. Ihre Freundschaft basiert nicht nur auf wirtschaftlichen Interessen, sondern auch auf gegenseitigem Respekt und dem gemeinsamen Ziel, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu hinterlassen.

Die Macht der Superreichen und ihre Folgen

Doch kann privater Reichtum wirklich die Welt verbessern, oder ist er eine Bedrohung für die Demokratie? Die NZZ fragte McCarten nach den gesellschaftlichen Konsequenzen extremer Vermögenskonzentration. Er sieht darin eine ernsthafte Gefahr: In der Geschichte habe eine zu starke wirtschaftliche Ungleichheit oft zu gesellschaftlichen Unruhen und politischen Krisen geführt. Trotzdem nehme die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter zu.

Ein Problem sei die sogenannte Trickle-Down-Ökonomie, also die Idee, dass der Reichtum der oberen Schichten nach und nach in die unteren Bevölkerungsschichten durchsickert. McCarten hält dieses Konzept für gescheitert: Wohlhabende nutzen Steuerschlupflöcher, um ihre Abgaben zu minimieren, während Regierungen mit Steueranreizen versuchen, Kapital im Land zu halten. Dadurch verschärft sich die Ungleichheit weiter.

Philanthropie: Ehrliche Hilfe oder Imagepflege?

Buffett und Gates haben mit der Initiative „Giving Pledge“ eine Bewegung ins Leben gerufen, die andere Milliardäre dazu bewegen soll, mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Doch McCarten erklärt laut NZZ, dass Philanthropie auch kritisch betrachtet werden muss.

Einerseits können Milliardäre mit ihrem Kapital Projekte unterstützen, die von Regierungen vernachlässigt werden. Andererseits bleibt die Machtverteilung unberührt: Die Superreichen entscheiden selbst, welche Projekte gefördert werden, während demokratische Prozesse dabei umgangen werden. Kritiker werfen ihnen vor, durch ihre Spenden eher ihren Einfluss zu sichern als strukturelle Probleme zu lösen.

McCarten stellt eine zentrale Frage: Ist es demokratisch, dass Einzelpersonen über mehr Kapital verfügen als ganze Nationen? Auch wenn Gates und Buffett erkannt haben, dass sie Verantwortung tragen, bleibt ihr wirtschaftlicher Einfluss enorm – und außerhalb staatlicher Kontrolle.

Verlangsamt eine höhere Besteuerung den Fortschritt?

Im Interview mit der NZZ spricht McCarten auch über die Debatte rund um Vermögenssteuern. Während Kritiker argumentieren, dass hohe Steuern Investitionen hemmen und Innovationen ausbremsen könnten, sieht McCarten das Problem anders: Wenn zu wenige Menschen über zu viel Kapital verfügen, kann dies zu wirtschaftlicher Stagnation führen, weil die Mittelschicht schrumpft.

McCarten verweist auf das berühmte Zitat von Andrew Carnegie: „Ein Mann, der reich stirbt, stirbt in Schande.“ Carnegie, selbst ein legendärer Industrieller, plädierte dafür, dass Wohlstand nicht gehortet, sondern in die Gesellschaft reinvestiert werden sollte. Doch McCarten sieht eine besorgniserregende Entwicklung: Während Gates und Buffett noch großen Wert auf ihre philanthropischen Projekte legen, konzentrieren sich viele der neuen Superreichen zunehmend darauf, ihren politischen Einfluss auszuweiten.

Wohin steuert die Superreichen-Elite?

Die Frage, ob Gates und Buffett wirklich die Welt verbessern oder nur ihre Machtposition festigen, bleibt umstritten. Ihr Engagement hat Millionen von Menschen geholfen – doch ihre immense wirtschaftliche Kontrolle ist und bleibt eine Herausforderung für demokratische Systeme.

Laut McCarten gibt es keine einfache Antwort darauf, ob Superreiche eher als Wohltäter oder als Bedrohung betrachtet werden sollten. Sicher ist jedoch eines: Ihr Einfluss auf die Gesellschaft wird auch in Zukunft weiter wachsen – und damit die Debatte über die Rolle von Milliardären in einer zunehmend ungleichen Welt.

Kurz zusammengefasst:

  • Warren Buffett und Bill Gates gehören zu den reichsten Menschen der Welt und haben durch kluge Geschäftsstrategien enorme Vermögen aufgebaut – Buffett durch langfristige Investitionen, Gates durch Microsofts Marktmacht.
  • Beide engagieren sich philanthropisch, unter anderem mit der „Giving Pledge“-Initiative, doch ihre Spenden sichern ihnen auch Einfluss, da sie selbst bestimmen, wohin das Geld fließt.
  • Anthony McCarten diskutiert in seinem Buch, ob Superreiche wie Buffett und Gates tatsächlich das Gemeinwohl fördern oder ob ihr wirtschaftlicher Einfluss eine Gefahr für demokratische Strukturen darstellt.

Bild: © Gates (links): European Union, 2025 via Wikimedia unter CC BY 4.0 / Buffett (rechts): USA International Trade Administration via Wikimedia unter Public Domain

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