Zuckerberg will „entmannte“ Arbeitsplätze wieder männlich machen, doch die Forschung ist nicht auf seiner Seite
Meta-CEO Mark Zuckerberg sieht den Erfolg in einer „männlichen“ Unternehmenskultur, doch die Forschung sagt etwas anderes.

Führt ein „männlicherer“ Arbeitsplatz zum Erfolg? Zumindest Facebook-Gründer Mark Zuckerberg scheint davon überzeugt zu sein. © Wikimedia
Mark Zuckerberg, CEO von Meta, hat in einem Interview erklärt, dass die Unternehmenskultur zu „weiblich“ geworden sei: Er bemängelte den Verlust sogenannter „maskuliner Energie“ und betonte, dass Eigenschaften wie Aggression wieder gefördert werden müssten. Laut The Conversation sieht der Weg zum Erfolg für Unternehmen jedoch anders aus.
Diese Aussagen fielen in einem Gespräch bei „The Joe Rogan Experience“ am 10. Januar 2025. Zuckerberg sprach unter anderem davon, dass Arbeitsplätze „entmannt“ worden seien. Seine persönlichen Vorlieben spiegeln ein bestimmtes Bild von Männlichkeit wider: Er ist begeisterter Anhänger von Mixed Martial Arts, teilt regelmäßig Beiträge über sein Hobby, Fleisch zu räuchern, und jagt mit Pfeil und Bogen auf seinem Anwesen in Hawaii.
Die Wissenschaft hinterfragt jedoch, ob ein „maskulinerer“ Arbeitsplatz wirklich sinnvoll ist.
Wissenschaftliche Kritik an Zuckerbergs Ansatz
Sozialpsychologen haben das Konzept der „Masculinity Contest Culture“ untersucht. So führte Soziologin Jennifer Berdahl 2018 Studien zu diesem Thema durch. Sie identifizierte vier Schlüsselmerkmale solcher Arbeitskulturen:
- keine Schwäche zeigen
- körperliche Stärke und Ausdauer
- Priorisierung der Arbeit über alles
- „Jeder gegen jeden“-Mentalität
An solchen Arbeitsplätzen dominieren meist offener Wettbewerb, toxische Führung, Mobbing und Belästigung. Berdahl fand heraus, dass solche Kulturen negative Folgen haben – nicht nur für die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern auch für Unternehmen.
Hohe Fluktuation, Burnout und ein schlechtes Arbeitsklima sind nur einige der Probleme, die dadurch entstehen können – und die werfen Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Zuckerbergs Forderung nach mehr Maskulinität im Büro auf.
Überholte Geschlechterrollen in der Arbeitswelt
Entgegen Zuckerbergs Kritik ist sein Unternehmen Meta bereits stark männlich dominiert: Laut Berichten aus dem Jahr 2022 sind fast zwei Drittel der Belegschaft männlich, in der technischen Abteilung lag der Anteil bei 75 Prozent.
Psychologen wie Sapna Cheryan und Hazel Markus fanden heraus, dass Arbeitsplätze in den USA oft sogenannte „maskuline Standards“ fördern. Dazu gehören Eigenschaften wie Aggressivität und Rücksichtslosigkeit.
Diese Standards können jedoch schädlich sein – nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Studien belegen, dass Männer, die sich gezwungen fühlen, strikten Geschlechterrollen zu entsprechen, unter Unsicherheit und Aggression leiden können.
Erfolgreiche Unternehmen brauchen Vielfalt
Laut Experten sind Unternehmen erfolgreicher, wenn sie sowohl traditionell männliche als auch weibliche Eigenschaften fördern. Kooperation und Eigeninitiative sind entscheidende Faktoren für den Erfolg, unabhängig vom Geschlecht der Mitarbeiter. Eine Arbeitskultur, die diese Werte unterstützt, fördert nicht nur Innovation, sondern steigert auch die Zufriedenheit der Angestellten.
Die Forderung nach mehr „Maskulinität“ am Arbeitsplatz scheint also nicht nur wissenschaftlich unbegründet, sondern könnte auch kontraproduktiv sein. Laut The Conversation ignorieren Zuckerbergs Argumente wichtige Aspekte moderner Arbeitsforschung.
Zuckerbergs Motivation: Ignoranz oder Strategie?
Warum also fordert Zuckerberg ein maskulineres Arbeitsumfeld? Eine Erklärung könnte Unwissenheit sein – vielleicht ist ihm nicht bewusst, dass viele Arbeitsplätze in den USA bereits wettbewerbsorientiert und von traditioneller Männlichkeit geprägt sind.
Eine andere Möglichkeit ist ein strategischer Ansatz. Es könnte sein, dass Zuckerberg glaubt, ein aggressives Arbeitsumfeld würde Talente anziehen und Innovation fördern. Diese Annahme ist jedoch umstritten. Studien zeigen, dass exzessiver interner Wettbewerb die Kreativität hemmen kann. Stattdessen fördern Unternehmen Innovation eher durch Zusammenarbeit und ein positives Arbeitsklima.
Zuckerbergs Fokus auf Wettbewerb könnte auch mehr mit Machtstreben als mit wirtschaftlicher Vernunft zu tun haben. Seine Betonung von Maskulinität in einer Form, die der Sicht des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump entspricht, könnte dazu dienen, seine Position als starke Führungsperson zu festigen.
Kurz zusammengefasst:
- Mark Zuckerberg fordert, Arbeitsplätze maskuliner zu gestalten, und betont Eigenschaften wie Aggression und Wettbewerb.
- Laut Wissenschaft fördern toxische, wettbewerbsorientierte Arbeitskulturen Burnout, Mobbing und geringe Innovationskraft.
- Laut Forschung sind Unternehmen mit vielfältigen Eigenschaften erfolgreicher und gesünder für Mitarbeiter.
Bild: © Anthony Quintano via Wikimedia unter CC BY 2.0