Erfolgreiche Menschen fragen nicht nach Feedback – sie nutzen einen anderen Karriere-Trick

Feedback bringt einen in der Karriere nur bedingt weiter. Wer bei der Arbeit wirklich besser werden will, sollte daher nach Rat fragen.

Feedback fällt oft in zwei Extreme: Entweder man wird zu sehr gelobt, oder zu scharf kritisiert. Wer echte Verbesserung anstrebt, fragt daher nach Rat. © Pexels

Feedback fällt oft in zwei Extreme: Entweder man wird zu sehr gelobt, oder zu scharf kritisiert. Wer echte Verbesserung anstrebt, fragt daher nach Rat. © Pexels

Viele Menschen fragen im Berufsleben nach Feedback, um sich zu verbessern. Doch laut Adam Grant, Organisationspsychologe und Professor an der Wharton School der University of Pennsylvania, bringt das nicht immer den gewünschten Effekt. Oft sind Rückmeldungen entweder zu vage oder zu beschönigend formuliert. Erfolgreiche Menschen setzen stattdessen auf eine andere Strategie, um in ihrer Karriere voranzukommen: Sie bitten nicht um Feedback, sondern um Rat.

Ratschlag statt Lob oder Kritik

Grant erklärt gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNBC, dass Menschen beim Feedback oft in zwei Extreme verfallen: Entweder loben sie zu sehr, um nicht zu verletzen, oder sie kritisieren scharf, was demotivierend sein kann. Wer hingegen um Ratschläge bittet, erhält meist konkrete und umsetzbare Verbesserungsvorschläge.

Eine Harvard-Studie aus dem Jahr 2019 stützt diese These. In einem Experiment sollten 200 Teilnehmer die Bewerbung eines Kommilitonen bewerten. Eine Gruppe wurde gebeten, Feedback zu geben, die andere, Ratschläge zu formulieren. Das Ergebnis: Diejenigen, die um Rat gefragt wurden, lieferten 34 Prozent mehr konkrete Verbesserungsmöglichkeiten und 56 Prozent mehr Vorschläge zur Umsetzung.

Ratschlag ist zukunftsorientierter

Doch warum ist Rat so viel hilfreicher als Feedback? Auf diese Frage fanden die Forscher folgende Erklärung: Viele Menschen verbinden Feedback mit einer Bewertung erbrachter Leistungen – also dem, was war. Das macht es allerdings schwerer, darüber nachzudenken, wie die Zukunft einer Person aussehen könnte und wie sie ihre Leistung verbessern kann. Das Ergebnis ist, dass die Feedbackgeber am Ende weniger kritische und umsetzbare Beiträge liefern.

Wenn Menschen nach Ratschlägen gefragt werden, fokussieren sie sich weniger auf die Bewertung und mehr auf mögliche zukünftige Handlungen.

Während die Vergangenheit unveränderlich ist, steckt die Zukunft voller Möglichkeiten. Wenn Sie also jemanden um Rat fragen, wird er eher an zukünftige Verbesserungsmöglichkeiten denken als an die Dinge, die Sie getan haben und die Sie nicht mehr ändern können.

Jaewon Yoon, Hayley Blunden, Ariella Kristal, und Ashley Whillans in „Receiving Feedback: Why Asking for Advice Is More Effective Than Asking for Feedback“ (Quelle: Studie)

Insbesondere Neulinge brauchen weiterhin Feedback

Das heißt aber nicht, dass Ratschläge immer besser sind als Feedback: Insbesondere dann, wenn eine Person auf ihrem Gebiet noch ganz neu ist, sind spezifische Ratschläge sogar weniger motivierend. Das liegt unter anderem daran, dass sie nicht das Gefühl haben, die grundlegenden Fähigkeiten zu besitzen, um sich zu verbessern.

Für Anfänger ist es also vielleicht besser, um Feedback statt um Rat zu bitten, um weniger demotivierende Kritik und mehr Ermutigung auf hohem Niveau zu erhalten.

Jaewon Yoon, Hayley Blunden, Ariella Kristal, und Ashley Whillans in „Receiving Feedback: Why Asking for Advice Is More Effective Than Asking for Feedback“ (Quelle: Studie)

Hochleistungsmitarbeiter profitieren besonders

Ein weiterer Vorteil von Ratschlägen: Menschen, die ohnehin schon gut in ihrem Job sind, erhalten oft nur oberflächliches Feedback. Eine Analyse von 23.000 Leistungsbewertungen in 250 US-Unternehmen durch die HR-Kommunikationsplattform Textio zeigt, dass High-Performer besonders oft allgemeine oder wenig hilfreiche Rückmeldungen bekommen. Frauen trifft es noch stärker: Ihre Bewertungen enthalten häufiger Kommentare zu ihrer Persönlichkeit als zu ihrer Arbeitsleistung.

Textio-Mitgründerin Kieran Snyder betont, dass konkrete Ratschläge Mitarbeitern helfen, sich weiterzuentwickeln. Entscheidend sei allerdings, solche Gespräche rechtzeitig anzukündigen. So könne sich der Vorgesetzte auf eine fundierte Rückmeldung vorbereiten.

So stellt man die richtigen Fragen

Um aussagekräftige Antworten zu erhalten, empfiehlt Snyder eine gezielte Formulierung der Anfrage. Statt allgemein nach Verbesserungspotenzial zu fragen, ist es sinnvoller, konkrete Beispiele anzusprechen. Ein Vorschlag: „Im nächsten Meeting würde ich gerne einige meiner bisherigen Projekte besprechen und hören, was ich auf der nächsten Karrierestufe anders machen könnte.“

Kurz zusammengefasst:

  • Erfolgreiche Menschen fragen nicht nach Feedback, sondern nach Rat – das führt zu mehr konkreten Verbesserungsvorschlägen für die eigene Karriere.
  • Eine Harvard-Studie zeigt, dass Ratschläge 34 Prozent mehr Verbesserungspotenzial und 56 Prozent mehr Umsetzungswege liefern.
  • High-Performer und Frauen erhalten oft wenig hilfreiches Feedback – gezielt nach Rat zu fragen, hilft ihnen, sich besser weiterzuentwickeln.

Bild: © Pexels

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